Unkonventionelle Dreharbeiten

Regiekommentar Regisseur Mika Kaurismäki hat mit „Eine Nacht in Helsinki“ einen außergewöhnlichen Film gedreht: Ohne geschriebenes Drehbuch hat er die Schauspieler:innen die Charaktere und Dialoge ihrer Figuren erst während der Dreharbeiten entwickeln lassen
Eeva (Anu Sinisalo).
Eeva (Anu Sinisalo).

Foto: Arsenal Filmverleih

Die Methodik bei diesem Film war so ganz anders als die konventionelle Art, Filme zu machen, es gab kein geschriebenes Drehbuch – die Geschichte wurde auf den Figuren aufgebaut. Die Schauspieler entwickelten gemeinsam mit dem Regisseur die Hintergrundgeschichten ihrer Charaktere und sie offenbarten weder die Entwicklung der Geschichte noch ihre Hintergründe ihrenMitschauspielern. Wir drehten chronologisch und die Schauspieler mussten die Dialoge entwickeln, während die Kamera lief, was bedeutete, dass sie ziemlich improvisieren mussten, aber die Improvisation war nicht frei wie in einem Jazzsolo, die Schauspieler mussten immer auf ihr Gegenüber reagieren und auf das aufbauen, was die Mitakteure gerade äußerten. Nur der Regisseur wusste, wie die Geschichte enden würde, aber auch er musste sich an das anpassen, was die Schauspieler lieferten. Der Zweck dieser Methode war, die Atmosphäre realer zu gestalten, als ob die Geschichte wirklich passierte. Es war fast so, als würde man einen Dokumentarfilm drehen, auch wenn alles reine Fiktion war. Es ist ein kollektiver Film, der auf ungewöhnliche Weise in diesen außergewöhnlichen Zeiten gedreht wurde.

– Mika Kaurismäki, Regisseur von „Eine Nacht in Helsinki“

18.01.2022, 15:29

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