Bevor es mich zum Filmemachen zog, wollte ich selbst einmal als Pädagoge arbeiten und habe Soziale Arbeit und Grundschullehramt studiert. Was mich letztlich davon abhielt: die große Verantwortung. Mein 23-jähriges Ich konnte sich nicht vorstellen, jeden Tag vor einer Klasse voller Kinder zu stehen. Umso mehr bewundere ich die Menschen, die dies täglich tun, die die Verantwortung nicht scheuen, sondern sich für andere einsetzen, mit viel Herzblut, Liebe und Energie für das Wohl von anderen. Mein Interesse an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen prägt meine filmische Arbeit bis heute und ist damit auch zu meinem Beitrag als Filmemacher geworden, mich für andere einzusetzen.
„Die Großen fehlen, um die Kleinen zu versorgen“, las ich 2017 in einem Zeitungsartikel. Ich realisierte erstmals den massiven Mangel an Erzieher:innen und die Konsequenzen, die der Fachkräftemangel für die Kinder- und Jugendhilfe haben kann. Je mehr ich mich mit dem Thema befasst habe, desto klarer wurde mir, dass ich einen Film machen wollte, der Mut macht, und bei allen Missständen im System, die ich nicht außen vorlassen will, ein positives Beispiel zeigt. 2018 habe ich dann das erste Mal die Wohngruppe im Haus am See besucht, Auftakt zu einer fünfjährigen Recherche im Zuge derer ich zu den Menschen, die auf dem Gelände leben und arbeiten, eine enge Beziehung aufbauen konnte – die Grundvoraussetzung für die filmische Arbeit an diesem besonderen Ort, der Fremden in der Regel nicht zugänglich ist.
Dabei stand und steht für mich der Schutz der Kinder, ihre Zustimmung und Unterstützung, sowie ein Umgang auf Augenhöhe mit meinen Protagonist:innen, Kindern wie Erwachsenen, immer an erster Stelle. Ich war berührt von ihrer Offenheit und spürte den Drang der Erzieher:innen, ihre Geschichten mit mir zu teilen. Ich ahnte, welchen Spagat sie zwischen Eltern, Schule, Therapeut:innen, Jugendämtern und Trägerverbund täglich meistern, ohne dabei die Kinder aus dem Blick zu verlieren und ihnen allen Herausforderungen zum Trotz Geborgenheit zu spenden.
Mit Im Prinzip Familie möchten wir bewusst einen positiven, konstruktiven Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung der Kinder- und Jugendhilfe leisten. Wir bieten einen intimen Einblick in diesen komplexen Apparat und in den beruflichen Alltag von Erzieher:innen, in dem die Beziehungsarbeit an erster Stelle steht. Hier erleben die Kinder verlässliche Bezugspersonen, die ihnen, wenn auch nur vorübergehend, ein zweites Zuhause geben und damit auch die Perspektive, ein gutes Leben zu führen.
– Daniel Abma, Regisseur von Im Prinzip Familie