Entwicklung: Eine Herausforderung für Eltern

Themen Der „Erziehungsautomat“: Woher kommt er? Wie schlimm ist er wirklich? Wie wird man ihn wieder los? Im Zentrum des Dokumentarfilms „Liebe, Wut & Milchzähne“ steht die Eltern-Kind-Beziehung – eine Verbindung, die nicht immer einfach ist...
Dr. Nicole Wilhelm in „Liebe, Wut & Milchzähne“
Dr. Nicole Wilhelm in „Liebe, Wut & Milchzähne“

Foto: Domenik Schuster

Wille

„Ein Kind muss sich vor seine Eltern stellen und sagen: Nein! Ob wir das als Eltern mühsam finden oder nicht.“
– Dr. Gabriele Haug-Schnabel, Entwicklungsforscherin

Elternschaft kann sich wie ein Kampf anfühlen. Wenn Kinder im Laufe des zweiten Lebensjahres ihr Ich entdecken und damit Bekanntschaft mit ihrem Willen machen, führt das zu einer Menge Konflikten - ständige Begleiter in der sogenannten Trotzphase. Über die entwicklungspsychologische Bedeutung der Eigenautonomie, gibt es immer noch viele Missverständnisse, die dazu führen, dass Kindern mit rigoroser Härte begegnet wird in einer Zeit, in der sich ihr vulnerables Hirn umstrukturiert. Der Dokumentarfilm bietet einen niederschwelligen Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen - ohne die Lebensrealität von Eltern zu vergessen, in der es natürlich Situationen gibt, in denen elterliche Führung gefragt ist.

Wut

“Und dann stehen wir da und versuchen, die hoch kochenden Gefühle unseres Kindes zu begleiten - während in uns selbst die Gefühle überkochen. Kein Wunder, dass das überfordert, oder?” – Nora Imlau

Unsere Kinder konfrontieren uns mit ungefilterten Emotionen. Täglich. Mehrmals. Doch die meisten Eltern haben in ihrer eigenen Kindheit keine wirklich nachhaltigen Strategien zur Gefühlsregulation gelernt. Im Gegenteil. Längste Zeit hieß es: Selbstkontrolle statt Selbstregulation. Oder: „Jetzt reiß dich mal zusammen!“ Wohlwissend, dass eigentlich alle Gefühle erlaubt sind, verfällt ein Großteil der heutigen Eltern in die gleichen Reaktionsschemata, wie wir sie selbst als Kind erlebt haben. Diese elterlichen Reaktionsmuster prägen die Hirne unserer Kinder. Im zweiten Teil der GOOD ENOUGH PARENTS-Reihe wird daher die Frage gestellt: Wie gehen wir mit den intensiven Gefühlen unserer Kinder um, wenn wir nicht einmal mit den eigenen fertig werden?

Macht und Gewalt

„Wie wir lieben, leben, denken - alles hängt mit der Kindheit zusammen.“ – Dr. Vitor Gatinho

Unsere Gesellschaft ist durchzogen von einem omnipräsenten Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Kindern. Ist dieses Machtgefälle ein natürlicher Teil von Eltern-Kind-Beziehungen? Ist es kulturell gewachsen? Und wie prägt dieses Machtgefälle unser Miteinander? Unter dem Begriff Adultismus ist dieses Problemfeld wissenschaftlich hochaktuell. LIEBE, WUT & MILCHZÄHNE wirft den Blick auf das Spannungsfeld zwischen Macht, Gewalt und notwendiger elterlicher Führung.

Der Erziehungsautomat

„Wir müssen Adultismus als Begriff erst einmal klären. Es geht um Macht. Es geht um Gewalt. Und es geht um die Verantwortung, die wir tragen.“ – Dr. Anke Elisabeth Ballmann, Erziehungswissenschaftlerin & Psychologin

Nicht immer schaffen es Eltern, sich so zu verhalten, wie sie es gern wollen. Darüber reden viele zwar nicht gerne, aber es ist Alltag. In LIEBE, WUT & MILCHZÄHNE übernimmt der Erziehungsautomat als Sinnbild die Rolle des „Vaters, der ich nie sein wollte“. Er steht für das Notprogramm, das anspringt, wenn wir Eltern zu gestresst und überfordert sind, wenn wir ausrasten und ausflippen, wenn wir drohen, strafen und beleidigen. So repräsentiert dieser mechanische Erziehungsautomat jene Momente des Elternseins, die wir allzu gern verbergen würden. Aber indem der Dokumentarfilm eben diese Schattenseiten ins Licht rückt, können sie reflektiert und praktisch angegangen werden - ohne Patentrezepte und Heilsversprechen, sondern mit der gutmütigen Motivation, dass es sich lohnt, eigene Muster zu hinterfragen.

28.03.2023, 12:49

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Biografie Domenik Schuster ist Regisseur und Vater. In „Liebe, Wut & Milchzähne“ verbindet er diese beiden Rollen miteinander und geht Fragen nach, die sich aus den Irrungen und Wirrungen einer Elternschaft ergeben
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Kommentar Destruktive Erziehungsmuster: Kulturelle Prägung und persönliche Erfahrungen rufen in Erwachsenen oft Reaktionsmuster hervor, die nicht dem Bild des zugewandten und liebevollen Elternteils entsprechen, das sie so gern sein wollen. Wie kann das sein?

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