Empfehlung der Woche

Hegemonie oder Untergang – Die letzte Krise des Westens?

Hegemonie oder Untergang – Die letzte Krise des Westens?

Rainer Mausfeld

kartoniert

216 Seiten

24 €

Zur Empfehlung
Berlin Science Week 2025

Berlin Science Week 2025

Berlins Festival für Wissenschaft und Kultur

Zahlreiche Veranstaltungsorte in ganz Berlin

Vom 1. bis 10. November 2025!

Zur Empfehlung
Stiller

Stiller

Stefan Haupt

Drama

Deutschland 2025

99 Minuten

Ab 30. Oktober 2025 im Kino!

Zur Empfehlung
Robotron

Robotron

Code und Utopie

Veranstaltungsort: GfZK Neubau

Vom 25. Oktober 2025 bis 22. Februar 2026!

Zur Empfehlung

Kultur : Freies Wissen oder Leben?

Um die Entführung eines Journalisten zu verheimlichen, wurde sein Wikipedia-Eintrag monatelang manipuliert. Hat Jimmy Wales gegen die eigenen Prinzipien verstoßen?

Zum Kommentar-Bereich

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Share Icon
Jetzt kostenlos testen

Dürfen Fakten aus der Wikipedia herausgehalten werden, wenn sie die Sicherheit von Menschen gefährden können? Diese Debatte hat sich am Fall des Journalisten David Rohde entzündet, der im vergangenen November in Afghanistan von den Taliban entführt worden war. Sein Medium, die New York Times, wollte die Entführung unbedingt geheimhalten, um die Überlebenschancen Rohdes zu erhöhen. Doch ein Wikipedianer fügte unverdrossen den Fakt in den Wikipedia-Eintrag zu Rohde ein. Unter Berufung auf afghanische Nachrichtenseiten. Wikipedia-Gründer Jimmy Wales selbst sei eingeschaltet worden, um die Änderungen wieder regelmäßig löschen zu lassen, berichtete die New York Times nach der Flucht Rohdes in eigener Sache. Nun tobt der Streit, ob dies nur ein Einzel- oder ein Präzendenzfall war.

Mit seiner Begründung für die Zensur bewegt sich Wales auf dünnem Eis. "Uns kam die Tatsache zu Hilfe, dass davon nicht in einer unserer Ansicht nach verlässlichen Quelle berichtet wurde. Es wäre richtig schwer geworden, wenn das der Fall gewesen wäre", sagte er der New York Times. Doch selbst die Tatsache, dass immer mehr weltweite Fundstellen für die Meldung aufgeboten wurden, führte zur Löschung und zur monatelangen Sperrung der Seite. Ein unbekannter Autor beschwerte sich daher: "Wer zur Hölle entfernt die Sache mit seiner Entführung? Sie ist von mehreren Quellen bestätigt, und selbst wenn es nicht in den Nachrichten kommt, ist es keine falsche Behauptung. Jemand sollte sich das mal anschauen." Der Autor konnte nicht wissen, dass Wales persönlich sich die Sache anschaute und dass die New York Times mit Anrufen bei Dutzenden Medien dafür gesorgt hatte, dass in den USA nicht darüber berichtet wurde.

Natürlich ist die Debatte sehr hypothetisch, ob das Leben Rohdes stärker gefährdet gewesen wäre, wenn die Nachricht über die Entführung in seinem Wikipedia-Artikel gestanden hätte. Wie viele Nutzer hätten sich für dessen Person interessiert, wenn die Medien weiterhin nicht darüber berichtet hätten? Zumindest hätte die Chance bestanden, dass ausgehend von dem Artikel der Fall vielleicht größere Verbreitung im Internet gefunden hätte und über die Medien-Blockade diskutiert worden wäre.

Es ist jedoch sehr zweifelhaft, dass dieses Vorgehen in der Wikipedia Schule machen wird. In diesem Fall lag eine außergewöhnliche Konstellation vor, die es überhaupt erlaubte und rechtfertigte, eine mehrfach bestätigte Tatsache eine Zeitlang aus der Wikipedia herauszuhalten. Es bleibt zu hoffen, dass sich solche Entführungsfälle nicht wiederholen werden. Und wie so häufig bei einem Präzendenzfall wird es vermutlich schwerer, ihn auf gleicher Weise wiederholen zu können.

sticky banner image

1 Monat für € 16 € 0

Entdecken auch Sie den Freitag digital mit Zugang zu allen Artikeln auf freitag.de inkl. F+