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kartoniert

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Dank der WM-Pausen fühlt sich unser Kolumnist wie eine Ehefrau, die dem Prügelehemann doch wieder verzeiht und auf seine Rückkehr wartet. Zum Glück gibt es die Filmothek!

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Was habe ich gesehen?

Ein paar Filme aus der Der Freitag-Filmothek: !One Solution – Revolution?, 10 Jahre später,47° North und 66 Seasons. Laufzeit: rund 210 Minuten.

Warum habe ich es gesehen?

Ich weiß nicht, wie es Ihnen erging, aber ich fühlte mich während der spielfreien Tage zwischen Viertel- und Halbfinale seltsam befreit und rastlos zugleich. Befreit, weil mir das Spiel langsam auf den Wecker ging. (Ich weiß, dass ich noch vor kurzem an dieser Stelle behauptete, es würde meinem zerfahrenen Leben eine Struktur geben, ungefähr so, wie Bastian Schweinsteiger dem deutschen Mittelfeld. Deshalb richtet sich meine Kritik in erster Linie an mich selbst). Ich habe mich täuschen lassen. Tatsächlich ist Fußball eines der langweiligsten Mannschaftsportarten überhaupt. Weit vor Baseball. Beim notorisch ereignislosen Nationalsport der Amis gibt es immerhin kein 0:0. Und auch keinen Einwurf.

Ich war also angenehm befreit von diesem Druck, ständig WM zu schauen, wusste aber gleichzeitig nicht wohin mit mir. Ich fühlte mich wie eine Ehefrau, die ihrem prügelnden Ehemann immer wieder aufs Neue verzeiht und nun daheim sitzt und darauf wartet, dass er aus der U-Haft entlassen wird. Ich und die WM, das ist wie eine Problembeziehung: Das einzige, was schlimmer ist als mit ihr zu sein, ist ohne sie zu sein. Ich war also rastlos. Suchte Zerstreuung. Und also widmete ich mich der neuen Filmothek des Freitag. Dort kann man für wenig Geld tolle Independent-Filme sehen.

Was gab es?


Die Auswahl ist gigantisch. Ich las mich quer durch die Kurzbeschreibungen. Alle klangen gut. Ich konnte mich nicht entschieden. Also begann ich einfach von vorne. Mit dem ersten Film in der Filmothek: !One Solution – Revolution?. Ein italienischer Doku-Film über die Anti-Globalisierungsbewegung. Es ist das Jahr 2002, Bush noch an der Macht, Genua noch in frischer Erinnerung. 40.000 Menschen treffen sich in Florenz zum europäischen Sozialforum. Die Dokumentarfilmerinnen porträtieren drei sehr unterschiedliche Protagonisten der Bewegung. Fazit: Es ist viel passiert, die Beweggründe, die Argumente, die Typen haben sich geändert. Lohnt sich.

Was sah ich danach?

Anschließend, der Film ging ja nur eine Dreiviertelstunde, gab es 10 Jahre später des Deutschen Uli Aumüller. Es geht um den Musiker Helmut Lachenmann, über den vor 10 Jahren ein Film gedreht wurde, und der nun gefragt wird, ob sich seither etwas verändert habe. Gute Idee, finde ich, aber was, wenn man wie ich, den ersten Film nicht gesehen hat?! Nach wenigen Minuten schaltete ich um (das Tolle an der Filmothek: man kann jeweils in die ersten vier Minuten reinschauen, ohne zahlen zu müssen).

Als nächstes: 47° Nord, Dok-Film über das Dorf Brenner „am Brenner“, der ehemaligen Transitstation zwischen Mittel- und Südeuropa. Seit es die Autobahn und den freien Grenzverkehr gibt, ist hier nicht viel los. Es ist nicht nur ein Porträt von der Gegenwart der Vergangenheit. Es ist ein wunderbar ruhiger Film mit toller Musik, der nicht versucht mehr zu erzählen, als es zu erzählen gibt. Lohnt sich.

Danach, ich war gut in Form, schaute ich in den nächsten Film im Alphabet: 66 Seasons des Slowaken Peter Kerekes. 66 Miniporträts von Badenden in dem berühmten Kosice Bad in der Slowakei. Das klang gut, aber bei der Vorschau stellte ich fest, dass der Film nur ausländische, vermutlich türkische (?) Untertitel hatte. Ich verstand nichts. Ich sah ihn trotzdem. Er war sehr schön.

Was bleibt?

Wer sich von dem bevorstehenden WM-Wochenende verschanzen will, wer krank oder schwer am Herzen im Bett liegt oder einfach von der Welt genug hat, der sollte sich zurückziehen, in die Filmothek einklinken und ein paar Euro investieren. Es ist gut angelegtes Geld.

Was sehe ich als nächstes?Touching the Void von Kevin Macdonald

Unser Kolumnist Mikael Krogerus sieht sich jede Woche einen Film an manchmal sogar eine komplette Serie oder ein ganzes WM-Turnier. Vergangene Woche war Emir Kusturicas wunderbarer Dokumentarfilm an der Reihe.

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