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A Different Kind of Power

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Kultur : Warum verdienen Frauen weniger als Männer?

Gender Gap bei den Löhnen: Für unsere Kolumnistin ist das ein altes Lied. Nur schließen sich die Frauenbranchen nicht zusammen, um kollektiv für ihr Recht zu kämpfen

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Das Lied wird angestimmt, seitdem sich Männer und Frauen auf einem einzigen Arbeitsmarkt umherschubsen. Während Hänsel kräftig Gold scheffelt, muss Gretel froh sei, wenn sie drei Viertel davon abgreifen kann, selbst wenn sie so alt ist, genauso viel kann und (noch) keinen Anhang hat: 23 Prozent, sagt das Statistische Bundesamt, liegt das durchschnittliche Gehalt eines Mannes über dem seiner Konkurrentin.

Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen im Zeitalter von gender mainstreaming, Unisex und öffentlich beklagtem Fachkräftemangel! Sind die Frauen einfach zu doof, ihre historische Chance zu ergreifen? Und selbst schuld an ihrer „Selbstverzwergung“, wie es der Spiegel jüngst so niedlich umschrieb. Den Mädels, heißt es dort, fehle das nötige Selbstbewusstsein, sie könnten einfach nicht richtig feilschen. Oder im Jargon der FTD: Sie leiden am „Bescheidenheits-Gen“. Also kriegt der Betriebswirt 50.000 Euro als Einstiegsdroge per anno plus Dienstwagen, während seine weibliche Konkurrentin nur 40.000 nach Hause bringt und sogar mit dem Fahrrad zu wichtigen Terminen fährt. Kommt nicht so gut, aber frau wollte bei den Verhandlungen „den Bogen nicht überspannen“ (und ist ohnehin viel umweltbewusster).

"Schmutzkonkurrenz"

Gender pay gap nennt sich dieses Phänomen. Ungleicher Lohn für gleiche Arbeit. Ein Friedrich und eine Friederike hätten dieses Problem im 19. Jahrhundert noch nicht gehabt; einerseits, weil Friederike ohnehin außen vor war und gar nicht mit ihrem Friedrich hätte konkurrieren können. Zum anderen, weil der Arbeitsmarkt damals noch hübsch separiert war: hie die Männlein, dort die Weiblein. Erst mit den Fabrikarbeiterinnen, von den Genossen als üble „Schmutzkonkurrenz“ diffamiert, wurde sichtbar, was der olle Marx dann ein bisschen umständlich ausklamüserte: Dass sich der Lohn nämlich nicht nach dem bemisst, was einer leistet, sondern danach, was notwendig ist, sich und die seinen so halbwegs über Wasser zu halten. Bemessen am Status, versteht sich. Und natürlich für den Mann als Haupternährer.

In den Fabriken benachteiligte man die Frauen, indem man sie in die so genannten Leichtlohngruppen abschob, und der Zoff um die Abschaffung dieser diskriminierenden Struktur ist noch gar nicht so lange her. Gegen sie kämpften die Frauen übrigens mit vereinten Kräften. Auch beim Mindestlohn geht es heute noch auffallend oft um „Frauen“-branchen. In der höheren Liga und der außertariflichen Zone wird das kollektive Fighten schon ein Problem: Denn da geht’s ja erst mal drum, den Konkurrenten wegzudrücken und den Job zu er­gattern, mit Chuzpe und Ellenbogen. Möglicherweise greifen da auch eingeübte Verhaltensstrategien, weibliche Zurückhaltung oder männliche Frechheit.

Nur: Wer darin den Grund für die eklatanten Gehaltsunterschiede – die sich nach oben übrigens noch verstärken – erkennen will, liegt falsch. Nicht Frauen ohne Boxhandschuhe sind das Problem, sondern die offenbar noch immer vorherrschende Vorstellung, Frauenarbeit sei entweder Zubrot oder Hobby. So­lange die Chefs glauben, familiäre Verpflichtungen hätten in der Kalkulation nichts zu suchen, solange es um Frauen geht, bleibt alles wie es ist. Wie wär’s, wenn Frauen mal Freistil übten, nicht für dicke Gehälter, sondern für die nicht nur symbolische Anerkennung dieses Teils gesellschaftlicher Arbeit? Ganz ohne Selbstzweifel. Und gemeinsam.

Ulrike Baureithel lernte Buchhändlerin (Weiberbranche!), studierte geisteswissenschaftliche Orchideen und gründete mit dem Freitag 1990 ein Selbstausbeutungsprojekt; immerhin aber Erfahrungen im Feilschen auf dem sogenannten freien Markt

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