Die Männerrechtler entern die Piratenpartei

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(Dies ist eine Ergänzung des Blogs von redfox, der aber schon so viele Kommentare hat, dass ich einen neuen Blog eröffnet habe)

Nicht erst seit Thomas Gesterkamp die Untersuchung Geschlechterkampf von rechts für die Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlicht hat, wird über seine Thesen diskutiert.

Andreas Kemper, Autor des Unrast-Verlags, bezieht sich in einem kleinen Bändchen auf Gesterkamp und widmet sich darin der gleichen Frage. [r]echte Kerle

Wie Gesterkamp sieht er die neue Männerrechtsbewegung durch vier Merkmale gekennzeichnet.

1. Starker Biologismus, biologisch männlich weiblich hergeleitete sehr traditionelleRollenmuster

2 Opfermythen, in denen Männer durchgängig als Opfer stilisiert sind

3. Anti-Etatismus: Ständig wird der bevormundende Staat ins Spiel gebracht, die Staatsverdrossenheit

4. Der Hang zum Tabubruch: Alles wird angegriffen, was unter dem Begriff „pc“ subsumiert wird. Schwulen- und lesbenfeindliche Tendenzen werden z.B. damit salonfähig.

Kemper wirft zusätzlich einen informativen Blick zurück zu den Anfängen der bundesdeutschen Männerbewegung. Er schildert, wie aus Teilen dieser Bewegung eine Männerrechtsbewegung wurde, wie sich die Maskulisten als benachteiligtes Geschlecht definierten und dabei zahlreiche Begriffe - z.. B. Freiheit oder Emanzipation und Geschlechterdemokratie - besetzen, neu definieren und sich dienstbar machten.

Einer der Hauptakteure der Männerrechtsbewegung ist Arne Hoffmann, dessen Aktivitäten, Bücher und politische Statements nach rechts weisen, obwohl er – weil er die medialen Spielregeln kennt – solchen Kritiken geschickt ausweicht. Er schrieb Bücher zu antifeministischen Thesen, z.B. „Sind Frauen die besseren Menschen?“, eine Frage, die eine solche Behauptung einfach in den Raum stellt oder behauptete im Gespräch mit der „Jungen Freiheit, dass der Feminismus zur totalitären Ideologie geworden sei.

Hauptaktionsplatz der Maskulisten ist das Internet. Sie sammeln sich u.a. im Blog Wieviel "Gleichberechtigung" verträgt das Land, in dem Arne Hoffmann längere Zeit recht aktiv war.

Ein neues

Betätigungsfeld

Aber seit einiger Zeit – so Andreas Kemper – hat Hoffmann ein anderes Betätigungsfeld gefunden.

Im Jahre 2009 stieg er in die Piratenpartei ein und versuchte, sich dort kompatibel zu machen. Er engagiert sich - zum „Ausgleich“ für die AG Frauen, die bereits bestand, in der AG Männer. Und verschaffte damit den Maskulisten den Durchbruch:

Kemper stellt fest: „Schaut man sich heute die Männerseite der AG an, so stellt man fest, dass sie fest in der Hand der Maskulisten ist. Anhand zahlreicher Beispiele, die man – weil die AG ja noch agiert – ständig erweitern könnte, weist er nach wie rechtslastig die Debatten dort geworden sind.

Andreas Kemper will mit seiner Broschüre, die im Anhang zahlreiche Beispiele für maskulistische Verschwörungstheorien, Biologismen und deutliche Frauenabwertung anführt, informieren aber auch warnen. Wie recht er hat, zeigt sich am aktuellen Beispiel: Inzwischen ist in der ersten Ausgabe derZeitung der Piraten „Kompass“ ein Beitrag zum Thema erschienen, der deutlich macht, dass sich die Maskulisten absolut etabliert haben. Was die Frauen dazu sagen, ist mir nicht bekannt. Aber mit dem Text ist alles geliefert, was an den neuen Männerrechtlern als reine Anti-Gleichsstellung, reine Opferstilisierung und Antifeminismus zu verorten ist.

Andreas Kemper über Kompass

Der Beitrag über Jungs

Die Feder geführt hat u.a. der Verein MANNdat, nicht unbekannt für ziemlich konservative Themensetzungen.

Kempers versucht am Ende seiner Arbeit die – immer wieder unterschiedlich angewendeten - Begriffe „Maskulinismus“ und „Maskulismus“ zu definieren.

Aber darüber wird es wohl noch Debatten geben.

Ohnehin fehlen sehr viele empirische, umfassendere Arbeiten zum Thema. Es ist reichlich Forschungsarbeit zu leisten.

Ich habe versucht, die AG Frauen in der Partei, die es ja auch geben soll, zu finden. Nicht einfach, denn die Internetauftritte der Piraten sind reichlich verwirrend. Es gibt aber außerdem noch eine Gruppe „Klar zum Gendern

Die scheinen es dort schwer zu haben. Wie auch immer –ich habe mich in die Mailingliste eingetragen und sehe mir das mal an.

Heute Abend in der FES:

Heute Abend ist bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin eine sehr interessante Veranstaltung zum Thema:

Mythen im Geschlechterdiskurs - und wie man sie widerlegen kann

Wir sind oft mit antifeministischen Positionen konfrontiert - in Medien, persönlichen Diskussionen und in unserer Arbeit. Im Geschlechterdiskurs halten sich hartnäckig zahlreiche und ärgerliche Mythen. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat nun eine Argumentationshilfe herausgegeben, die helfen soll, solche Mythen zu widerlegen und weit verbreiteten Behauptungen und Polemiken zum Thema Geschlecht etwas entgegenzusetzen. In die Argumentationshilfe Eingang gefunden haben Themen wie Natur und Biologie, Wirtschaft und Arbeitsmarkt, Männerbenachteiligung, Familie, Gleichstellungspolitik und Feminismus. Es geht um Frage wie: Was ist Geschlecht? Was bedeutet Feminismus (nicht)? Welche Denkmuster haben Antifeministen? Was kann man dagegen setzen?

Da werde ich hingehen. Das ist sicherlich interessant. Und im Kommentar dann ein bisschen Bericht erstatten.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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