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Kultur : Falscher Alarm um Faruk Hosni

Im Streit um den designierten UNESCO-Generalsekretär, Ägyptens Kulturminister Faruk Hosni, sind Propaganda, Wahlkampf und Fakten kaum zu unterscheiden

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Der Unesco gehören 193 Staaten an. Die Organisation kümmert sich weltweit um kulturelle Belange. Die Generalkonferenz, das höchste Organ der Unesco, wählt auf Vorschlag des 58-köpfigen Exekutivrats den Generalsekretär. Das ist eine von vielen Staaten begehrte Stelle. Man braucht also nicht viel Phantasie, um sich das Taktieren und Feilschen vorzustellen, das der Wahl eines Generalsekretärs vorausgeht - hinter den Kulissen und in den Medien.

Ein Teil des Exekutivrats möchte Faruk Hosni zum neuen Generalsekretär wählen. Der ist seit über 20 Jahren ägyptischer Kulturminister, Muslim, Hobby-Maler und Botschafter der alten ägyptischen Kultur. Das ist zwar keine schlechte Empfehlung, aber da gibt es eben auch die Zitate, und die haben es in sich.

Zitat 1: "Israel hat nie einen Beitrag zur Zivilisation geleistet, zu keiner Epoche; es hat sich immer nur die Güter anderer angeeignet."

Zitat 2: "Bring mir diese (israelischen) Bücher, und wenn es sie gibt, werde ich sie vor deinen Augen verbrennen."

Beide Zitate sollen von Faruk Hosni stammen. Dem möchte man die Kulturpflege nicht übertragen.

Keine seriösen Quellen

Die Frage ist nur, wer wirklich der Autor ist. Man kann die Zitate bei Google auf Deutsch, Französisch, Englisch oder Italienisch eingeben und stößt auf keine seriöse Quelle, allenfalls auf Netzadressen von propagandistischem Zuschnitt.

Zunächst erschienen die Zitate in der angesehnen Zeitung Le Monde in einem Aufruf von drei Autoren, die vor der "Schande der Unesco" warnten. Die Autoren sind der Medienintellektuelle Henri-Bernard Lévy, der Filmemacher Claude Lanzmann und der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel. Alle drei arbeiten auf eigene Rechnung und sind kampferprobte Alarmisten, die sich mit Protesten, Aufrufen und offenen Briefen des medialen Spektakels virtuos zu bedienen wissen.

Vor zwei Wochen waren Elie Wiesel und der Skandalisierungsexperte Bernard-Henri Lévy in Genf auf Posten, um vor laufenden Kameras ganz alte Textbausteine zum iranischen Präsidenten Ahmadinedschad zu verlesen. Der soll im März 2008 gesagt haben, "Israel must be wiped off the map" ("Israel muss von der Landkarte weggewischt werden"). Die sprachkundige Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur hat recheriert, was der Präsident wirklich gesagt hatte: "Dieses Besatzungsregime muss von den Seiten der Geschichte (wahlweise: Zeiten) verschwinden". Das taugte natürlich nicht zum Skandal. Ahmadinejad leugnete in Genf auch nicht die Vernichtung der europäischen Juden durch die Nazis, wie einzelne Medien kolportierten, sondern warnte vor dem "Missbrauch des Holocausts" (NZZ).

Gerüchte statt Fakten

Zwischenstand: Im Fall von Faruk Hosni wie in dem von Ahmadinedschad ist nicht zu unterscheiden, was Propaganda, was Wahlkampf und was Faktum ist. Solange für die Zitate Hosnis keine vertrauenswürdigeren Quellen auftauchen als die Büros und Küchen französischer Medienintellektueller, sollte man sich mit einem Urteil zurückhalten. Mit ihren Eitelkeitspirouetten haben sie die Tradition Émile Zolas, der mit seinem "J’accuse" ("Ich klage an") vom 13. Januar 1898 die Dreyfus-Affäre ins Rollen brachte, längst verraten.

Heute ergab sich eine überraschende Wende. Israel gibt seinen Widerstand gegen Faruk Hosni auf. Das ist Teil eines Deals zwischen dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu und dem ägyptischen Präsident Hosni Mubarak. Genaueres über den Deal weiß man nicht, aber die Pariser Berufsalarmisten und Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, stehen etwas im Regen. Und von wem stammen die Zitate?

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