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Kultur : Der zweite Mann

Mit der Komödie "Whisky mit Wodka" – ein Film im Film – liebäugelt Andreas Dresen mit dem Leichten, gibt ihm dann aber zu viel Schwere

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Andreas Dresens Filme vollbringen das Kunststück, das Schwere leicht erscheinen zu lassen. Die Härten des Lebens, von denen etwa der Episodenfilm Nachtgestalten (1999), die Sozialstudie Die Polizistin (2000) oder das Beziehungsdrama Halbe Treppe (2002) erzählen, werden abgefedert durch einen Witz, der selten ist im deutschen Kino. Man kann darin die Nähe erkennen zu dem von Dresen geschätzten Ken Loach, einem Filmemacher, für den Engagement ein Begriff geblieben ist durch all die Jahre und der dennoch nie verbissen kapituliert hat vor den Zumutungen der modernen Arbeitswelt, in der er seine Helden findet. Was Loach durch seinen trockenen Witz schafft, ist bei Dresen Folge von Timing und guter Schauspielerführung: Humor schützt vor Desillusionierung und verhindert zugleich den Sprung in versöhnungswütigen Kitsch.

In Whisky mit Wodka nimmt Dresen nun zum ersten Mal den umgekehrten Weg. Der Film, der quasi parallel zu Dresens fast klassischen Film Wolke 9 gedreht wurde, ist eine Komödie. Das Drehbuch stammt von Wolfgang Kohlhaase, der schon die Vorlage zu dem Dresen-Film Sommer vorm Balkon (2005) geliefert hat, und ist Frank Beyer gewidmet, von dem die Anekdote kommt, die den Kern der Geschichte bildet. Als Regieassistent bei Kurt Maetzig erlebte Beyer als junger Mann, wie die Produzenten eines Films aus Angst vor der Unzuverlässigkeit des Hauptdarstellers einen Ersatz verlangten, der schließlich den ersten Mann derart antrieb, dass der Film in der ursprünglich geplanten Form fertig gestellt werden konnte.

Kohlhaase hat den Stoff in die Gegenwart verlagert: Henry Hübchen, der unter Frank Castorf an der Berliner Volksbühne zum ironischsten Zampano des deutschen Theaters wurde, spielt den alternden Publikumslieblung Otto Kullberg, der dem Alkohol so stark zuspricht, dass der Produzent des Filmes gegenüber dem lavierenden Regisseur Martin Telleck (Sylvester Groth) auf einen Auswechselspieler drängt (Markus Hering als Arno Runge). Leidtragende des Schachzugs ist die Schauspielerin Bettina Moll (Corinna Harfouch), die alle Szenen doppelt drehen muss. Diese Besetzung, ein Film-im-Film, Kohlhaase Dialogwitz und Dresens Präzision – schon die Beschreibung macht schönste Hoffnungen.

Aber Whisky mit Wodka – scheitern wäre ein zu großes Wort – glückt nicht. Und die Erklärung dafür ist, dass Dresen zwar vom Schweren aus mit dem Leichten liebäugeln kann, das Leichte hier aber unentschieden beschwert. Mit Reflektionen über das Alter und dem Tod von Ottos Vater, den der große Fritz Marquardt gibt. Am Anfang sieht der Film – inklusive der Titel und der Jazzmusik – aus wie Woody Allen, und das wäre ein Lob für Dresens Fähigkeit, dem Komischen Raum zu geben. Aber je länger der Film dauert, desto deutlicher wird, dass er nicht recht weiß, was er eigentlich sein will. Die alten und die neuen, dabei immer wechselnden Liebschaften, die Seitenhiebe aufs eigene Gewerbe („Warum drehen wir denn an der Ostsee? Weil wir Förderung aus Mecklenburg-Vorpommern haben“) suchen nach einer Resonanz im Tragischen, die unerfüllt bleibt. Und wohl auch nicht notwendig wäre, gerade weil kein Mensch auf die Idee käme, bei Komödie unter diesen Vorzeichen jenen platten und unlustigen Klamauk zu fürchten, den man in Deutschland dafür hält.

So wirkt Whisky mit Wodka trotz der hervorragenden Darsteller eher schal als hochprozentig.

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