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Ein deutscher Platz. Die Ballade vom Stutti

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Michael Angele

Hardcover, gebunden

256 Seiten

22 €

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THE FUTURE IS AFRICA – Kinder- und Jugendfilmfestival

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Operndorf Afrika

17. – 21. September

im IL Kino, Berlin-Neukölln

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Kill The Jockey

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Luis Ortega

Kriminalfilm, Komödie, Drama

Argentinien, Mexiko, Spanien, Dänemark, USA 2024

96 Minuten

Ab 18. September 2025 im Kino!

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Dialogues. Collection FOTOGRAFIS × Helmut Newton

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Helmut Newton Foundation

Museum für Fotografie

Jebensstrasse 2

D – 10623 Berlin

Vom 5. September 2025 – 15. Februar 2026

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Kultur : Geheimnis des Zugvogels

Ein professioneller Entlasser fliegt durch das krisenhafte Amerika: George Clooney glänzt in der gesellschaftskritischen Komödie „Up in the Air“ von Jason Reitman

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Als Film über die Krise wird Jason Reitmans Up in the Air angepriesen, aber einmal mehr ist zu befürchten, dass ein Marketing, das aus der Krise Kapital schlagen möchte, Enttäuschungen auf Seiten der Zuschauer provoziert. Sicher, im Film werden ein paar Entlassungen gezeigt, und zum Teil spielen darin Menschen mit, die tatsächlich selbst entlassen wurden – aber das allein ergibt noch keinen Film über die Krise. Man hätte gewarnt sein können: Thank you for Smoking lautete der Titel von Reitmans Erstling aus dem Jahr 2005, und auch der handelte nicht vom Rauchen. Zigaretten spielten darin gar keine Rolle, sondern viel flüchtigere Dinge: die Macht der Formulierungen und die Tatsache, dass im Zeitalter der Pose Ehrlichkeit als Wert vielleicht tatsächlich abgewirtschaftet hat. In Up in the Air verfolgt Reitman nun ein ähnlich, existenzielles Thema: die vielleicht traurige, vielleicht auch befreiende Situation, in der Bindungen keine Glücksgaranten mehr sind, ihre Auflösung dennoch ratlos macht. Das gilt für familiäre Bindungen wie für die, die ein Arbeitsplatz mit sich bringt. Weshalb Up in the Air kein sozialkritischer Film ist, vielleicht aber ein gesellschaftskritischer.

Über den Wolken verbringt Ryan Bingham (George Clooney) sein Leben. Es gefällt ihm gut dort, wie seine Stimme aus dem Off zu Beginn verrät. Bingham hat einen Beruf, den die meisten hassen würden (und den der Autor der Romanvorlage, Walter Kirn, erfunden hat): Er entlässt Menschen „stellvertretend für diejenigen, die dazu zu feige sind“. In präzise getimeten Montagen zeigt der Film, dass man aus dieser Tätigkeit einen Beruf machen könnte, kommt doch eine Reihe von Techniken zur Anwendung, die einstudiert sein wollen: die genauen Formulierungen, die dem Gegenüber vorgaukeln sollen, es handle sich nicht um eine Entlassung, sondern um neue Chancen; die subtilen Gesten, die das Gespräch beenden und den nun Joblosen gehen lassen; die professionelle Gleichgültigkeit, die dazu gehört, diese Nummer mehrfach durchzuziehen. Bingham liebt weniger den Job als die Tatsache, dass er so gut darin ist. Und diesen Unterschied kann niemand besser darstellen als George Clooney, der sich eine Meisterschaft darin erworben hat, auf uneitle Weise Eitelkeit in ihrer Oberflächlichkeit darzustellen.

Fast erscheint es so, als sei der Film ein Stück weit in seine Hauptfigur verliebt, denn mit weiteren Montagen werden dessen bevorzugte Aufenthaltsorte gefeiert, die privilegierten Areale von Flugplätzen, Hotels und Bars, in die ihm sein Set an Bonus-Karten Zutritt gewährt. Mit leichtem Gepäck zu reisen, ist Bingham zur Lebensmetapher geworden, die er von Zeit zu Zeit in Vortragsform präsentiert. Beziehungen sind in der Regel schweres Gepäck.

Zwei Frauen stellt der Film ihm in den Weg, um sein komfortables Konzept auf die Probe zu stellen. In der eleganten Alex (Vera Farmiga) glaubt er eine Seelenverwandte gefunden zu haben, aber ihre Affäre nimmt einen für das Genre ungewohnten Verlauf. Die junge, ehrgeizige Natalie (Anna Kendrick) will seinen Job reformieren, doch auch dieses Projekt verläuft in anderen als den üblichen Bahnen.

Es wird viel geredet in diesem Film, aber die meiste Zeit scheinen die Figuren nicht wirklich an das zu glauben, was sie sagen. Auf mehrfache Weise lässt Up in the Air den Zuschauer so in der Luft hängen – wie um ihn selbst erfahren zu lassen, dass das eigentlich auch ein ganz angenehmes Gefühl sein kann.

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