Literatur und Gesinnung

Imperium Die Debatte um Christian Krachts Roman zeigt, wie schwer sich die Literaturkritik mit Haltungsfragen tut: Sind in Texten vorgetragene politische Einstellungen zu bewerten?
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Franz Kafka, zum Beispiel. Dass der Affe Rotpeter, der in seinem Bericht für eine Akademie über seinen „Verzicht auf jeden Eigensinn“ berichtet, kaum mit dem Autor Kafka zu verwechseln ist, legt schon ein Vergleich der Physiognomien nahe. Der Hinweis auf die Differenzen zwischen Autor, Erzähler und Figur gehört zum Handgepäck des Literaturkritikers, und es ist richtig, es hervorzuklauben, wenn der ästhetische Eigensinn eines Werks so krass verkannt wird wie in der Kritik des Spiegel-Autors Georg Diez an Christian Krachts Roman Imperium. Zwar ist das Argument, es gebe halt so „viele Lesarten eines Buchs, wie es Leser gibt“, in diesem Fall eher eine schlechte Ausrede für ungenaues Lesen, aber wenn Diez in einer Replik auf seine Kriti