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Haben die USA vor zwölf Jahren Radovan Karadzic´ zugesichert, dem UN-Tribunal in Den Haag zu entgehen

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Haben die USA vor zwölf Jahren Radovan Karadzic´ zugesichert, dem UN-Tribunal in Den Haag zu entgehen, wenn dieser sich verpflichtet, fortan auf politische Betätigung zu verzichten? Berichte serbischer Medien über eine Vereinbarung zwischen dem damaligen US-Sondergesandten Richard Holbrooke und Karadzic´, die vom Mai 1996 datiert und beider Unterschriften trägt, sprechen dafür. Freitag dokumentiert eine deutsche Übersetzung.

Der erste Hinweis auf eine Vereinbarung zwischen ihm und den USA stammt von Radovan Karadzic´ selbst: Der wegen Kriegsverbrechen vor dem UN-Tribunal stehende frühere serbische Politiker hatte am Donnerstag vergangener Woche in Den Haag erklärt, der damalige US-Sonderbotschafter Holbrooke habe ihm im Gegenzug zu seinem Rückzug aus dem politischen Leben Schutz vor Verfolgung durch das Tribunal zugesichert.

Richard Holbrooke hat dies dementiert, nicht jedoch die Existenz einer Vereinbarung. "Ich habe mit Karadzic´ damals ein hartes Geschäft ausgehandelt - er musste sowohl als Präsident der Serbenrepublik als auch von der Spitze seiner Partei zurücktreten", sagte Holbrooke dem CNN. Hintergrund war seinerzeit der Vertrag von Dayton, der 1995 den Krieg in Bosnien und Herzegowina sowie Kroatien beendete. "Immunität habe ich ihm aber nie zugesichert", so Holbrooke weiter. Anderslautende Äußerungen seien Lügen, die er nicht kommentieren wolle.

Ende vergangener Woche berichtete die serbische Zeitung Blic, der US-Geheimdienst CIA habe ein Telefonat abgehört, aus dem hervorgegangen sei, dass Karadžic´ bis zum Jahr 2000 aus seinem Versteck heraus die Serbische Demokratische Partei (SDS) geleitet habe. Damit sei die bis dahin bestehende Vereinbarung hinfällig gewesen. Blic zitierte eine Quelle aus den Reihen der CIA: "Ich bin mir nicht sicher, ob es ein schriftliches Dokument dafür gibt, aber ich weiß andererseits, dass Holbrooke auf höchster Ebene mündliche Garantien für Karadzic´ abgegeben hat."

Der frühere bosnische Außenminister Muhamed Šac´irbegovic´ erklärte, von der Existenz einer Abmachung gewusst zu haben - erfahren habe er dies von dem vormaligen US-Diplomaten Robert Frowick. Der Ex-Außenminister der Republik Srpska in Bosnien, Aleksa Buha, erklärte am vergangenen Sonntag gegenüber Radio Belgrad, Holbrooke habe ihm das Bestehen der Vereinbarung mit Karadzic´ vor Jahren bestätigt. Auch sei er bei einem Gespräch dabei gewesen, an dem in der Nacht vom 18. zum 19. Juli 1996 neben Karadzic´ der damalige jugoslawische Präsident Slobodan Miloševic´, dessen Außenminister Milan Milutinovic´ und der frühere bosnisch-serbische Parlamentspräsident Momcilo Krajišnik teilgenommen hätten.

Die serbische Zeitung Glas Javnosti berichtete, dass auch der Ex-Befehlshaber der Armee der bosnischen Serben, Ratko Mladic´, eine geheime Abmachung mit dem US-Sonderbeauftragten Holbrooke getroffen habe.

Die Frage der Echtheit der Vereinbarung zwischen Karadzic´ und Holbrooke ist umstritten. Von dem Papier kursiert im Internet lediglich eine Kopie minderer Qualität. Die Belgrader Zeitung Danas kritisierte inzwischen, dass offenbar mit immer neuen Gerüchten vernebelt werden solle, dass Karadzic´ die schwersten Kriegsverbrechen in Europa seit 1945 vorgeworfen werden.

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