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Politik : Mäzen der Manipulation

Afghanistans Präsident Hamid Karsai wird wohl weiter regieren. Die Wahlkommission hat ihn allen Fälschungsgerüchten zum Trotz als vorläufigen Wahlsieger ausgerufen

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Die westlichen Schirmherren des Protektorats Afghanistan stehen vor einen Dilemma. Entweder sie nehmen das von der Unabhängigen Wahlkommission verkündete vorläufige Resultat der Wahl vom 20. August an, schlucken einen Präsidenten, den Wahlbetrug am politischen Leben hält, und sanktionieren ein Regime, das nicht einmal den Anspruch erheben kann, eine Rumpfdemokratie zu sein (sofern westliche Maßstäbe gelten).
Oder sie verlangen von der Wahlkommission, das Votum wegen eines irregulären Wahlverlaufs zu annullieren. In diesem Fall müsste keine Stichwahl mit dem Karsai-Konkurrenten angesetzt werden, wie teilweise verlangt wird. In diesem Fall wären Neuwahlen fällig, die nicht nur teuer und von der internationalen Gemeinschaft zu bezahlen wären, sondern erneut einen ungeheuren Sicherheitsaufwand heraufbeschwören. Wie man weiß, hat der am 20. August den Taliban eine willkommene Gelegenheit verschafft, ihre Schlagkraft zu demonstrieren. Sie konnten mit ihren Aktionen den Beweis antreten, wo überall der afghanische Staat nicht existiert.

Alle spricht für das erste Szenario. Das würde bedeuten, Hamid Karsai wird zum endgültigen Wahlsieger ausgerufen, wenn sich die Wogen geglättet haben. Zuvor wird die für Reklamationen zuständige Electoral Complaints Commission (ECC) irgendwann erklären, sie sei außerstande, allen Betrugsvorwürfen nachzugehen. Wie auch sollte sie das im Osten oder Süden tun? Unter dem Geleitschutz von ISAF? Mit Luftunterstützung der NATO? Und wo gar nicht oder nur sporadisch abgestimmt wurde – was soll da überprüft werden?

Hamid Karsai wird also weiter regieren oder – besser gesagt – einfach da sein und sich Präsident nennen. Er muss es sogar, es gibt zu ihm keine Alternative. Er bürgt mit seinem Amt für den Erhalt eines paschtunischen Klientelismus, der es für natürlich hält, das Sagen zu haben, und für absurd, dies durch Wahlen absegnen zu lassen. Das wusste man freilich schon vor dem 20. August. Hamid Karsai mag jetzt als Anstifter einer gigantische Manipulation erscheinen – er ist bestenfalls ihr Mäzen. In der Regel sind die 100-Prozent-Ergebnisse einzelner Wahlkreise das Werk seiner Paladine und Günstlinge, die Pfründe und lokale Macht an eine verlässliche Protektion in Kabul binden. Die zu verlieren, gilt als wenig erstrebenswert und wird innerhalb lokaler Gemeinschaften nicht goutiert. Daher lautet das Wahlergebnis vom 20. August nicht: Sieg für Karsai mit 54,6 Prozent und Niederlage für Abdullah mit 27,8 Prozent. Sondern: Sieg für den Willen Afghanistans, alles so zu lassen, wie es ist.

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