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Survival of the Nettest

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Dokumentale

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Politik : Hellsichtiger Buhmann

Es ist leicht, Oskar Lafontaine die Schuld am Jamaika-Bündnis zu geben. Und es lenkt davon ab, wer Rot-Rot-Grün in Wahrheit verhindert hat

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Wenn alle dasselbe reden, ist das noch längst nicht die Wahrheit. Am Tag nach der Grünen-Entscheidung im Saarland wird fast ohne Ausnahme Oskar Lafontaine als der eigentliche Jamaika-Kapitän hingestellt – und keiner fragt sich, ob es nicht auch andere Gründe für die grüne Begeisterung an Schwarz-Gelb geben könnte.

Stattdessen immer wieder dieser eine Merksatz in Variationen: Der Linksparteichef sei der eigentliche Vater der Jamaika-Koalition. Es steckt nicht viel Gedankenarbeit in der Wiederholung dieses Vorwurfs, der grüne Saar-Chef Hubert Ulrich hat ihn als einer der ersten erhoben. Eine vertrauensvolle Kooperation mit „diesem Mann“ sei nicht möglich, ein „Nebenministerpräsident Lafontaine“ könne nicht geduldet werden.

Ja, der Wahlkampf im Saarland war zwischen Linkspartei und Grünen keine Wohlfühlveranstaltung. Lafontaine ließ „Wer grün wählt, wird sich schwarz ärgern“ plakatieren – wie hellsichtig. Ulrichs Truppen revanchierten sich mit einer Comic-Zeichnung Lafontaines als Saar-Napoleon und dem Spruch „Lügen haben kurze Beine und lange Nasen“. Für beide Seiten kein Grund, sich im Nachhinein zu beklagen.

Ja, es gibt Animositäten im kleinen Saarland. In der Linksfraktion sitzen mit Barbara Spaniol und Ralf Georgi zwei Ex-Grüne. Ulrich hat mehrfach erklärt, dass er dies als Belastung empfinde. Um politische Differenzen ging es dabei weniger, eher um kleinliche Skandälchen von der Art eines versuchten Bademattenklaus, Dinge, die schon Jahre zurückliegen. Lafontaines Entscheidung, sich stärker im Saarland zu engagieren, war von der SPD als Beitrag zur Stabilität einer unerfahrenen Fraktion begrüßt worden. Die Grünen machen daraus nun das Gegenteil.

Wenn sich der „Königsmacher“ Ulrich nun wortreich darüber empört, dass Lafontaine ihn nicht über seinen Rückzug als Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag zwei Tage zuvor informiert habe, ist das grotesk. Hätte sich der Linkspartei-Mann telefonisch ankündigen sollen? War Ulrich nicht bekannt, dass Lafontaine bereits seit dem 9. September Chef der saarländischen Linksfraktion ist? Müssen die Leute in Zukunft bei ihrer Wahlentscheidung noch berücksichtigen, wer mit wem kann und wer mit wem nicht?

Wenn Politik eine Veranstaltung von Leuten wäre, die miteinander befreundet sein müssen, gebe es keine. Und wer für einen politischen Wechsel antritt und sich einen SPD-Ministerpräsidenten wünscht, kann nicht später so tun, als habe er tatsächlich gehofft, dass es für eine Ampel reichen könnte – in den Umfragen lag die Variante stets abgeschlagen im Reich des Unmöglichen. Von Jamaika war nie die Rede, und da die Bundes-Grünen diese Variante im Wahlkampf ablehnten, gingen viele auch im Saarland davon aus, dass mit Politikwechsel auch eine rot-rot-grüne Koalition gemeint sein müsse. Das war eine Täuschung.



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