Wer auch immer

USA Die Republikaner sortieren sich für die Wahl im November 2012. Michele Bachmann, Mike Huckabee, oder gar Donald Trump? Noch ist Obamas Herausforderer nicht abzusehen

Seit Präsident Obama eine zweite Amtszeit ansteuert, kokettiert zwar mancher Konservativer halblaut mit einer Kandidatur, doch will niemand zu früh aus der Deckung. Vor vier Jahren duellierten sich um diese Zeit bereits die Demokraten Hillary Clinton und Barack Obama, am 1. März 2007 strahlte der Kanal Fox News erste Videoclips von Obamas Pastor Jeremiah Wright aus, und mit John McCain, Rudy Giuliani und Mitt Romney schälten sich bei den Republikanern die Favoriten der Primaries heraus. Wer 2012 diesen Part übernimmt, ist völlig offen. Nach Tim Pawlenty, Ex-Gouverneur von Minnesota, und dem ebenso unbekannten Ex-Senator Rick Santorum hebt Mitt Romney vorsichtig den Finger und hat ein Komitee einberufen, das prüfen soll, ob er sich erneut stellen soll. In Umfragen steht der Multimillionär so glänzend da wie 2008, bis ihn John McCain überholte. Während Romney als Mormone seinerzeit um die christliche Rechte kämpfen musste, dürfte ihm diesmal die Tea Party zusetzen. Die bei ihr so verhasste Gesundheitsreform beruht teilweise auf dem von Romney als Gouverneur kreierten Modell in Massachusetts. In Umfragen mithalten kann derzeit noch der frühere Baptisten-Prediger Mike Huckabee, der den Sommer abwarten will, bevor er sich entscheidet.

Und dann wäre da noch Sarah Palin als Ikone der Tea Party, auch wenn inzwischen Michele Bachmann, die streitwütige Kongressabgeordnete aus Minnesota, als das Gesicht des Rechtsrucks in der Grand Old Party gilt. Für die Zwischenwahlen 2010 sammelte die Gründerin der Tea-Party-Gruppe im Kongress 13,5 Millionen Dollar von 160.000 Spendern. Wie Palin hetzt Bachmann gegen Obama und ruft ihre Mitbürger auf, gegen dessen Reformen „bewaffnet und gefährlich“ bereitzustehen. Bachmann sei eine Alternative für jeden, dem Palin zu intellektuell erscheine, scherzt der Comedian Bill Maher. Damit es auch an durchgeknallten Aspiranten nicht fehlt, sitzt der Immobilienmogul Donald Trump im Kandidaten-Karussell und merkt an, Obama sei in Wirklichkeit Afrikaner und daher als US-Präsident irregulär.

Bliebe noch Newt Gingrich, der sich einst wegen der Praktikantinnen-Affäre hingebungsvoll um eine Amtsenthebung des Präsidenten Clinton bemüht hatte, bis er 1998 als enttarnter Ehebrecher vom Feld musste. Heute bewältigt die Inkarnation republikanischer Doppelmoral eine dritte Ehe und ist zum Katholizismus konvertiert. Wer auch immer am Ende antritt, tut es nicht aussichtslos. Die Konservativen verlassen sich nach dem Wahlerfolg vom November weiter auf den Sound der Tea Party, wie die Haushaltsdebatte zeigt. Egal, ob sich die Wirtschaft erholt oder weiter lahmt – Obama muss um jede Stimme kämpfen.

Philipp Schläger ist freier Autor in New York

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