Die Ausstellung ist in fünf Themenbereiche gegliedert: Selbstreflexion, Angst, Zwischenmenschliches, Einsamkeit, Dialoge und Chemnitz. Edvard Munch wird mit Werken wie Das Kranke Kind, Melancholie, Am Totenbett und Der Tag danach in Verbindung gebracht, die alle in der Ausstellung in Chemnitz zu sehen sind. Eindrücklich verweisen sie auf die expressiven Szenen in den Kompositionen und geben Einblick in die komplexen Gefühlswelten.
Edvard Munch war über 60 Jahre künstlerisch tätig und schuf dabei ein Manifest seiner immensen Faszination für die menschliche Existenz. Motivisch wiederholt und befragt er seine Lebensthemen immer wieder neu. Das Gemälde Zwei Menschen. Die Einsamen gehört in die Wiederholung und Zusammenstellung, die Edvard Munch als Lebensfries bezeichnen wird. Es ist eines der Hauptwerke in der Ausstellung mit besonderer Geschichte. Denn nach fast 90 Jahren ist das eindrucksvolle Gemälde, das 1928 für die Städtische Kunstsammlung Chemnitz gekauft und in der Zeit des Nationalsozialismus wieder verkauft werden musste, nun als Leihgabe aus den USA erstmals wieder in Chemnitz zu sehen.
Auf Einladung von Herbert Eugen und Johanna Esche war Munch 1905 in Chemnitz und malte die Familie des Industriellen in der von Henry van de Velde entworfenen Jugendstilvilla. Wichtige Impulse setzte Munch auch für die Werke der Brücke-Künstler in der Region, wie Karl Schmidt-Rottluff.
In der Auswahl der zeitgenössischen Positionen wurde bewusst auch Chemnitz in den Blick genommen. Zu sehen sind Werke von Michael Morgner, Osmar Osten und Steffen Volmer, die mit der Stadt in Verbindung stehen. Ergänzt wird die Auswahl durch Werke von Irene Bösch, Georg Dick, Thomas Feldberg und Maja Wunsch, die eindringlich das Bangende und die Einsamkeit thematisieren.
Die zeitgenössischen Positionen werden eindrucksvoll erweitert durch Arbeiten von Marina Abramović, Georg Baselitz, Birgit Brenner, Karolina Breguła, Monica Bonvicini und Sam Durant, Lenka Falušiová, Erwin Olaf, Neo Rauch und Andy Warhol. Sie eröffnen neue Perspektiven auf zentrale Motive Munchs – und schlagen eine Brücke in die Gegenwart. Was verbinden Künstler:innen heute mit dem Begriff der Angst? Wie äußern sie, was sie empfinden – und woran verzweifeln sie? Ihre Ängste zeigen, dass das Gefühl auch in Zeiten von Hochtechnologie und digitaler Kultur ein zentrales Thema bleibt: als Antrieb, Abgrund oder stille Begleiterin im Alltag.