Bedeutsame Avantgardistin

Biografie Neben ihrer Tätigkeit als Bankangestellte begann Katalin Ladik schon früh ihre literarische Karriere. Der Weg über das Radio brachte sie ans Theater Novi Sad, zahlreiche Kino- und Filmproduktionen folgten. Über das bewegte Leben einer Künstlerin
Androgin 1 (Katalin Ladik, 1978)
Androgin 1 (Katalin Ladik, 1978)

Foto: Courtesy of the artist and acb Gallery

Katalin Ladik

Künstlerin

Katalin Ladik (geb. 1942 in Novi Sad) ist Lyrikerin, Performancekünstlerin, Schauspielerin und eine renommierte Schlüsselfigur der 1970er-Avantgarde Mittel- und Osteuropas. Ihre Arbeiten in konkreter, visueller und phonetischer Poesie sowie ihre multimedialen Performances erweitern und hinterfragen Sprache und deren soziale Codes.

Ladik begann 1962 neben ihrer Tätigkeit als Bankangestellte ihre literarische Karriere. Von 1963 bis 1977 arbeitete sie für Radio Novi Sad und produzierte Hörspiele, nebenbei besuchte sie die Schauspielschule Dramski Studio. 1974 trat sie dem neu gegründeten Theater Novi Sad bei, wo sie bis 1992 festes Ensemble-Mitglied war. Darüber hinaus wirkte sie in etlichen Kino- und Filmproduktionen mit. 1969 erschien ihr erster Gedichtband Ballad of the Silver Bycicle, begleitet von einer Schallplatte, auf der sie ausgewählte Gedichte rezitiert. Im Zuge ihrer Performance Shaman Chant in Budapest kam es 1970 zu einem Skandal, in dessen Folge die Künstlerin mit dem Vorwurf moralischer Verfehlungen aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und als „nackte Dichterin“ stigmatisiert wurde.

In Zusammenarbeit mit den Künstlern Attila Csernik und Imre Póth entstand 1972 der experimentelle Film O-pus. 1976 veröffentlichte sie mit Phonopoetica ihre erste Soundpoesie-Platte mit stimmlichen Interpretationen visueller Gedichte von experimentellen Dichtern wie Bálint Szombathy. 1978 wurden Ladiks visuelle Gedichte auf der 38. Biennale von Venedig gezeigt. Als Sängerin arbeitet Ladik bis heute mit wichtigen Akteur*innen der experimentellen, elektroakustischen Musikszene zusammen, darunter Ernő Király, das Ensemble Acezantez und Svetlana Maraš. Während des Zerfalls Jugoslawiens floh Ladik 1992 nach Budapest.

2010 zeigte das Museum of Contemporary Art Vojvodina die erste Retrospektive von Ladiks Werk. Die Performance Transit Zoon (2015) bearbeitet Fragen nationaler Identität, ein wichtiges Motiv ihres Œuvres. 2017 wurden ihre Arbeiten auf der documenta 14 in Kassel und Athen ausgestellt.

Ladik, die früher aufgrund von politischen Ausgrenzung keiner Lehrtätigkeit nachgehen konnte, leitete 2019 als Gastdozentin eine Klasse in freier Improvisation an der Musik-Akademie Basel. Neben zahlreichen Literaturpreisen wurde sie 2021 mit dem LennonOno Grant for Peace und 2022 mit dem Ungarischen Verdienstorden gewürdigt. Sie lebt heute in Budapest sowie auf der Insel Hvar in Kroatien und reist regelmäßig, um Live-Performances aufzuführen.

05.07.2023, 09:30

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