Der Verbrennungsmotor ist „eine Maschine, die chemische Energie in mechanische umwandelt, indem sie in einem begrenzten Raum Kraftstoff mit Luft verbrennt und sich die Verbrennungsprodukte anschließend ausdehnen, wobei Energie als Arbeit freigesetzt wird“.
Diese Definition, die Direktheit und Vollständigkeit zu einer Art Eleganz verschränkt, stammt aus einem Kadettenlehrbuch der US-Navy aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Welt, in der ich lebte, hatte sich schon lange verändert, und zwar durch ebensolche Maschinen und ihre nahen Verwandten, die Kern- in Wärme- und schließlich in elektrische Energie umwandelten und so ebenfalls Arbeit verrichteten. Aber wozu war die Arbeit gut?
Als meine Generation am Leben war, wachte ich jeden Tag auf, streckte meine Hand aus und betätigte einen Schalter, um meine Seite des Betts zu beleuchten. Für Sie, die so nicht mehr länger leben können, muss dies so unglaublich klingen, als behauptete ich, ich hätte Engel herbeigerufen oder könnte überall ohne Strahlenmessgerät umherwandern. Und ich gebe zu, obwohl ab und zu die Glühbirne durchbrannte und, seltener, sogar der Strom ausfiel, wodurch meine im Wesentlichen fensterlose Bleibe zunehmend unbequem wurde – zu dunkel, um dort zu lesen, im Sommer schwül, im Winter klamm –, blieben solche Unannehmlichkeiten jedoch so unwahrscheinlich, dass ich diesen Schalter jeden Morgen mit Zuversicht umlegte: Irgendwo würden unbekannte Mechanismen in meinem Auftrag ihre Arbeit verrichten. Ich nahm die auf meiner nun beleuchteten Kommode liegende Plastiktaschenuhr zur Hand, deren zwei schlanke silberne Batterien ein Jahr oder länger am Stück chemische Energie in Elektrizität umwandelten – die leeren entfernte ich, warf sie „weg“ und legte neue ein. Somit wusste ich immer, wie spät es war. Wenn es bereits an der Zeit war aufzustehen, schlenderte ich ins Badezimmer, um nach Herzenslust zu duschen. Damals fand ich nichts Falsches daran, einen Strahl heißes Wasser über meinen Nacken kribbeln zu lassen, auch wenn ich sauber war – er wirkte Wunder gegen Schlappheit. Eine Freundin liebte es zu duschen, nur um nachzudenken. Falls Sie aus der Zukunft dadurch zu Schaden gekommen sind, tut mir das leid. Ich glaube, wir empfanden es als eine Art Erhabenheit, so viele Energiequellen auf Abruf verfügbar zu haben, auch wenn wir über unsere Situation selten nachdachten. Warum sollten sie uns nicht treu dienen? Die niedlich offenherzige Freundlichkeit eines Kleinkindes, die einem ungeduldig beschäftigten Erwachsenen ein Lächeln entlocken kann, hat keinen nobleren Ursprung als die Unerfahrenheit: Das Kind hat noch nicht gelernt, dass die Welt es ablehnen, abweisen und dann über es hinwegpflügen wird. Warum hätte sich meine Generation zu der Zeit ihres Gedeihens ausmalen sollen, dass uns der Strom unsere kapriziösen Wünsche jemals abschlagen könnte? Deshalb waren wir glücklicher als Sie. Natürlich habe ich es genossen, zu duschen, um mich aufzuwärmen, zu duschen, um mich abzukühlen, vor und vielleicht noch einmal nach dem Geschlechtsverkehr zu duschen und meine Haare zu waschen, wenn sie fettig waren. Mein Warmwasserbereiter wurde übrigens mit Strom betrieben, weil der Klempner mir erklärt hatte, dass Strom weniger koste als Gas. Er war auch jemand, dessen Zauberkräfte ihm Freude bereiteten. Ich mochte sein Lächeln, wenn er seine zischende, batteriebetriebene Pistole abfeuerte: Große Nägel schossen her- aus, knallten tief in Bretter, Vertäfelungen und Balken hinein, waren augenblicklich an Ort und Stelle, als wären sie schon immer da gewesen, bloß ihre Köpfe waren warm. Und da kam schon das Schweißgerät zum Einsatz, um mein Fenstergitter zu verstärken und den Abend mit einem Funkenfeuerwerk zu verschönern. Er war ein Mann von geradezu unglaublicher Ausdauer und Körperkraft, der mir immer wieder behilflich war. Manchmal verbrannte oder schnitt er sich, während er für mich arbeitete. Ich sah ihm gerne dabei zu, wie er Dinge reparierte.
Hätte jemand gefragt, ob ein gas- oder elektrisch betriebener Warmwasserbereiter „besser für den Planeten“ sei, hätten weder er noch ich die Antwort gewusst. (Hier ist sie: Die Verwendung von Elektrizität sei zur Wärmeerzeugung äußerst ineffizient, hieß es in einem Solarenergiehandbuch.) Jedenfalls erwies sich die Dusche als fast genauso zuverlässig wie eine Nachttischlampe. Ich ließ das Wasser laufen und laufen, bis mir die Temperatur passte, und stellte mich dann unter den angenehmen Strahl. Es stimmt schon: Das Warmwasser wurde knapp, wenn jemand genau vor mir geduscht hatte, aber das lag an meinem sparsam kleinen Speicher (260 Liter) und nicht an einem Mangel an Elektrizität auf der Welt.
Mein Herd war gasbetrieben, weil ich gehört hatte, dass Elektroherde ewig brauchten, um aufzuheizen. Wie auch immer, Gas war billig, ich bezahlte meine Rechnung im Voraus mit einem Scheck, der mir (wie die Batterien meiner Uhr) zwei bis drei Jahre Ruhe bescherte. Auch hier hatte ich etwas, das mich mit Zuversicht erfüllte. Wann wäre das Gas jemals ausgefallen? Hätte ich meine Gasrechnung mit meiner Stromrechnung verglichen, hätte ich vielleicht etwas über relative Effizienz gelernt, aber dank der geheimnisvollen Preisgestaltung – Wärmeeinheiten versus Kilowattstunden – und des Umstands, dass die verschiedenen Geräte kaum miteinander vergleichbar waren, wohl eher nicht. Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass sowohl das Duschen als auch das Kochen einfach waren. Immer wenn ich ein Ei braten, eine Dose Suppe aufwärmen oder Wasser für meinen Tee kochen wollte, öffnete ich ein Ventil an der Wand, drehte den Herdknopf gegen den Uhrzeigersinn bis zum Anschlag, entzündete mit meinem Stabfeuerzeug (selbstverständlich mit einer Einweggaskartusche betrieben) eine Flamme und sah zu, wie sich der blaue Feuerring wie von Zauberhand entfachte! Dann griff ich in meinen Kühlschrank, ein sehr praktischer Apparat, den es in Ihrer Zeit wohl nicht mehr gibt; er ermöglichte es mir, den Gang zum Supermarkt höchstens einmal die Woche antreten zu müssen – alles, was man tun musste, um den Verderb von Nahrungsmitteln zu verhindern, war, die Stromrechnung zu bezahlen. Ich nahm Eier, Chilischoten, Tomaten, Spinat, Kräuter und Käse raus – die konnte man das ganze Jahr über kaufen! Eine Kartoffel und eine Zwiebel lagen bereits fein gewürfelt auf dem Schneidbrett. Die Herdplatte fauchte, in meiner Bratpfanne begann das Olivenöl zu knistern. Ein weiterer Schalter an der Wand aktivierte einen Abzug, der die Kochgerüche nach draußen beförderte. Frühstückmachen war angenehm mühelos, zumindest für mich, denn meine kohlenstoffbetriebenen Sklaven erledigten die Arbeit! Allerdings musste ich danach die Bratpfanne leider selbst ausschrubben.
Immer wenn meine Bettwäsche und Kleidung schmutzig waren, steckte ich sie in eine Maschine, die sie in heißem Seifenwasser umherschleuderte. Dann warf ich sie in einen Gastrockner. Etwa vier Prozent des Energieverbrauchs in amerikanischen Haushalten entfielen auf das Wäschetrocknen. Wie viel Energie das Waschen meiner Kleidung verbrauchte, fand ich nie heraus.
Auf meinem Dach thronten zwei riesige quadratische Apparate, der eine wog zwei Tonnen, der andere anderthalb. Sie konnten meine Räumlichkeiten im Handumdrehen abkühlen oder aufheizen. Obwohl ich sie jeden Monat hätte warten lassen müssen, ließ ich sie jahrelang einfach an, und sie liefen trotzdem treu weiter. Ich kam auch in den Genuss aller Deckenleuchten, die ich mir nur wünschen konnte; ich konnte sogar einen Plastikapparat in die Wand stecken und Musik von toten wie lebenden Künstlern herbeirufen. Im Gegensatz zu Ihnen aus der Zukunft lebte ich unabhängig vom Einbruch der Nacht oder des Winters. Da ich ab und zu im Freien zeltete, wusste ich mein Zuhause zu schätzen, dessen elektrisches Licht und Wärme es mir erlaubten, jederzeit alles zu tun, was man auch an einem milden Sommertag zu Mittag tun konnte. Ich liebte es, an meinem Küchentresen sitzend zu lesen oder zu schreiben, während um mich herum die Dämmerung hereinbrach, bis ich plötzlich merkte, dass kein Sonnenuntergangslicht mehr durch meine Jalousien drang. Die Dunkelheit draußen machte meine kohlenstoffbetriebene Festung umso reizvoller. Verbrennungsmotoren seufzten noch mehrere Stunden lang auf dem Highway an mir vorbei, dann immer seltener, während ich sitzen blieb, so lange ich wollte, genährt von Wärme und Licht. Ich wollte noch eine Tasse Tee. Warum nicht? Ein Dreh an Ventil und Knopf, ein Klick meines Feuerzeugs, und schon fauchte die
Herdplatte wieder – und zwei Minuten später blubberte das Wasser im Topf.
Da ich es ablehnte, Entwürfe für dieses Buch zu Papier zu bringen und dann wieder abzuschreiben, was wohl meine Hände ermüdet hätte, benutzte ich meinen schlanken, hellbildschirmigen und stets praktischen tragbaren Rechner. Schade nur, dass ich alle drei bis vier Jahre einen neuen kaufen musste! Immer wenn der Akku zur Neige ging, schloss ich ihn an die Wandsteckdose an.
Dann fühlte ich mich einsam; ich hatte Lust, mit der Frau, die ich liebte, zu plaudern. Ich nahm mein Schnurlostelefon zur Hand und wählte ihre Nummer, dann legte ich mich bequem aufs Bett und genoss ihre Stimme. Das war ganz schön angenehm, kann ich Ihnen sagen! Sie schilderte mir die neuesten Tricks ihrer Katze und erzählte mir von dem Buch, das sie gerade las; als wir am Leben waren, hatten wir Zeit für solche Nichtigkeiten. Bevor ich einschlief, stellte ich das Telefon in die Ladestation zurück, die endlos aus der Wand trank. Halten Sie aus der Zukunft mich nun für einen so schlechten Menschen, weil ich auf der Sonnenseite des Lebens lebte, wie viele andere auch?
Ich schlief bei einer Temperatur, die mir behagte. (Ich mochte es kühl.) Ein weiteres Erwachen, und ich ging raus, um mir meinen Frühstückskaffee zu holen. Ich genoss den Spaziergang, denn im Gegensatz zu Ihnen aus der Zukunft musste ich meine Glieder nicht zwingend bewegen, ich spazierte einfach zum Vergnügen und weil es gut fürs Herz war.
So gestehen Sie doch, verehrter Leser: Wünschen Sie sich nicht, Sie könnten haben, was ich hatte? Hätten Sie ein Leben voll ähnlich üppiger Selbstsucht nicht auch genossen?