Woke: Viele Konzepte, ein Begriff

Hintergrund Innerhalb weniger Jahre wandelte sich der Begriff woke vom Lobes- zum Schmähwort. Es mangelt dem Terminus an einer genauen Definition und Nuanciertheit im Gebrauch
Proteste anlässlich der Rede "Saving America from the Woke Left" des ehemaligen US-Vizepräsidenten Mike Pence
Proteste anlässlich der Rede "Saving America from the Woke Left" des ehemaligen US-Vizepräsidenten Mike Pence

Foto: Allison Joyce / AFP / Getty Images

Einfach erklärt

„„Woke“ ist eine Person, wenn sie „wach“ ist. Wach, wenn es um gesellschaftliche Strömungen, um Trends, aber auch um Ungerechtigkeit oder Benachteiligung geht. „Woke“ Menschen stehen für Schwächere ein, beschäftigen sich mit deren Problemen und helfen ihnen im Idealfall sogar, diese zu überwinden. Es geht um Rassismus, Klimawandel und Sexismus. „Woke“ ist, wer diese Dinge sieht und etwas dagegen tut. Der Begriff „woke“ wurde von Afroamerikaner*innen bereits in der Bürgerbewegung der Sechziger Jahre verwendet, um auf Rassismus aufmerksam zu machen." goethe.de

Zweckentfremdet: Zur Begriffsentwicklung

„Als „woke“ 2017 in den offiziellen englischsprachigen Wörterbüchern landete, hatte der Begriff bereits breitere Kreise erreicht. Als Chiffre für auch nur das geringste Interesse an sozialer Gerechtigkeit wird er heute größtenteils abfällig verwendet, insbesondere von rechten Medien und Politiker*innen. Ideologisch steht der Begriff auch hierzulande nun in einer Reihe rechter Kampfbegriffe, gleich neben „Political Correctness“ oder „Gutmensch“. Was von rechts gezielt agitiert wird, stößt auch in der sogenannten „Mitte“ auf fruchtbaren Boden: Politische Ernsthaftigkeit bei jungen Menschen ist vielen bürgerlichen Medien irgendwie peinlich. Innerhalb linker Kreise dagegen lautet eine gängige Kritik, dass Wokeness vor allem performativ sei." missy-magazine.de

06.09.2023, 13:23

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