In Kooperation mit Wieser Verlag 2025

Koloniale Narben im Norden

Nach einem Minendrama in Nunavik wird Jean-Claude zu Hilfe gerufen. Michel Jean blickt auf das Leben der Inuit – geprägt von Zwangssesshaftigkeit durch Erschießung ihrer Schlittenhunde und den Folgen von Alkohol und Drogen

Foto: OLIVIER MORIN/AFP/Getty Images

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Schöne Melancholie

Schöne Melancholie

Michel Jean

Hardcover, gebunden

220 Seiten

21 €

In Kooperation mit Wieser Verlag 2025

Schöne Melancholie

Arnaud Delagrave, Mitte vierzig, arbeitet bei der größten Werbeagentur Montréals, und gilt zusammen mit seinem Freund und Kollegen Jean-Claude Bonneau als Experte für Schadensbegrenzung. Privat ist Arnaud in die junge Anwältin Amélie Roy verliebt.

Als in der Drago Polar Mine in Nunavik bei einem Unfall zwölf Arbeiter, darunter zehn Inuit, ums Leben kommen, ruft der Minendirektor Jean Fortier Arnaud und Jean-Claude zu Hilfe. Die Amokfahrt eines junges Inuk aus dem Nachbardorf Imaluit, die weitere sieben Opfer fordert, und das Erschießen mehrerer Personen lassen die Situation außer Kontrolle geraten. Der Polizist Ben Patulik, ein alter Inuk, gibt ihm das Foto der achtzehnjährigen Nancy Kudluk, die möglicherweise zur Aufklärung der Hintergründe beitragen kann.

Arnaud macht Nancy in Montreal ausfindig, wo sie als Prostituierte Geld verdient. Von ihr erfährt sie, wie es zu der Amokfahrt und den Erschießungen gekommen ist. Nachdem Arnaud dem Fernsehjournalisten Jean-Nicholas Legendre diese Informationen anonym hat zukommen lassen, trennt er sich von Amélie, kündigt in der Werbeagentur, sorgt für Nancy Kudluks Zukunft vor und verlässt Montréal.

Im Zusammenhang mit den Geschehnissen in der Mine schildert Michel Jean auch die Lebensumstände der Inuit in Nunavik, die durch die massenhafte Erschießung der Schlittenhunde in den sechziger Jahren durch die Québécer Polizei zur Sesshaftigkeit gezwungen und dadurch in Alkoholsucht und Drogenabhängigkeit getrieben wurden.

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