Stimmen der Zeit

Stücke Drei Theatertexte wurden von der Jury der Autoren[theater]tage 2020 aus 171 Einsendungen ausgewählt. Sie werden bei den Autoren[theater]tagen am DT uraufgeführt und finden in Koproduktion mit dem Schauspielhaus Graz und dem Schauspiel Leipzig statt
Auf dem Bild: Božidar Kocevski, Heiner Bomhard in „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“ von Rosa von Praunheim
Auf dem Bild: Božidar Kocevski, Heiner Bomhard in „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“ von Rosa von Praunheim

Foto: Arno Declair

Schleifpunkt

Regie: Marie Bues

Ein kurzer Moment des Abgelenktseins, und die Fahrlehrerin Renate hat mit ihrem Privatauto auf einer Landstraße eine Frau angefahren. Doch anstatt den Unfall zu melden, vertuscht sie ihn, packt die Verletzte ins Auto und bringt sie zu sich nachhause. Warum sie das tut, weiß sie selbst nicht so recht, aber vieles in ihrem Leben scheint gerade in Auflösung oder im Ungefähren: die nicht zustande kommende Liebesbeziehung zum örtlichen Polizisten, der ihre Nähe sucht; die Abnabelung von ihrer erwachsenen Tochter, die zu einer Forschungsreise in die Antarktis aufbrechen will und die sie nur schweren Herzens gehen lassen kann; ihr Beruf, der auch wie aus einer anderen Zeit zu sein scheint. Als das Unfallopfer am nächsten Morgen aufwacht, ist jedenfalls unklar, ob es Erinnerungen an den nächtlichen Unfall hat oder nicht. Die Frau scheint gesund und bei Sinnen, aber gehen will sie auch nicht. Und Renate, die die Schuld schwer auf sich lasten spürt, lässt es zu, dass die Fremde sich bei ihr einnistet, ihre Tochter für sich einnimmt und ihr ganzes emotionales Leben unterminiert.

Schleifpunkt ist ein atmosphärisch dichtes Stück der leisen (Zwischen-)Töne, das sensible Porträt einer Frau am Scheideweg. Geschrieben wurde es von der Schweizer Autorin Maria Ursprung im Rahmen der Werkstatt für szenisches Schreiben Dramenprozessor 2018/19 in Zürich.

Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs

Rosa von Praunheim

Treffen sich zwei Schauspieler – und nehmen die aktuelle politische Großwetterlage zum Anlass für einen wilden und sehr musikalischen Ritt durch die deutsche Geschichte. Wo sich Hitler und Friedrich der Große begegnen kommen die allerintimsten Fragen auf den Tisch: Fragen nach der Verdauung genauso wie Fragen nach Deutschlands Zukunft. Die politische Farce des Autors und Filmemachers Rosa von Praunheim ist eins der drei Gewinnerstücke der Autoren(theater)tage 2020. Gemeinsam mit zwei spiel- und singwütigen Darstellern bringt der Autor das Stück in Eigenregie zur Uraufführung. Scharfzüngig und böse, grell und komisch.

beach house

Regie: Dorian Brunz

17.09.2020, 11:44

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