Blick zurück

Zur Ausstellung 10 Jahre nachdem der NSU öffentlich wurde, jährt sich das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei zum 60. Mal. Während Betroffene von Staatsapparaten im Stich gelassen wurden, etablierte sich eine Aufbereitung in Kultur und Wissenschaft
Demonstrant*innen während eines Protests zur Aufklärung der Morde des NSU-Komplexes.
Demonstrant*innen während eines Protests zur Aufklärung der Morde des NSU-Komplexes.

Foto: GUENTER SCHIFFMANN/AFP via Getty Images

Offener Prozess

Ausstellung

Die Ausstellung Offener Prozess entwirrt die komplizierte Hintergrundsituation, die den Serienmorden der rechtsextremen Terrorgruppe NSU zwischen 2000 und 2006 den Weg ebnete. Das Projekt hinterfragt das offizielle und gängige Narrativ, das die Gräueltaten weiterhin als Einzelfälle von ideologischem Fanatismus definiert, und zeigt verschiedene Ebenen des institutionellen Rassismus auf, der offen oder latent in die Arbeitsweise der Staatsapparate und das tägliche Leben eingeflossen ist. Im Gegensatz zur lähmenden Zuschreibung der Opferrolle an diejenigen, die ihr Leben verloren haben, geben mehrere Arbeiten in Offener Prozess deren Verwandten und Gemeinschaften eine Stimme, die sich dem ihnen auferlegten Schweigekonsens widersetzen.

Künstlerische Beiträge von Harun Farocki, Pınar Öğrenci, belit sağ, Želimir Žilnik, Ulf Aminde und Forensic Architecture u.a. widmen sich den Lebensrealitäten von Gastarbeiter*innen, Migrationsgeschichten, dem Alltag in Deutschland und der rechtsterroristischen Gewalt wie dem Alltagsrassismus.

’61–’91–’21: Immer wieder Deutschland

Rahmenprogramm

Im Blick auf die letzten 60 Jahre zeigt sich die jüngste Geschichte Deutschlands als oft tödliche Suchbewegung, wie produziert werden soll und wer zur Bevölkerung zählt. Während Betroffene von Staatsapparaten und der politischen Öffentlichkeit im Stich gelassen wurden, etablierte sich eine künstlerische und aktivistische Auf-, Be- und Verarbeitung in Vereinen, Popkultur, Theater und Wissenschaft. Die Veranstaltungsreihe gibt migrantisch situiertem Wissen sowie durch sie geprägte Kunst eine Bühne.

Kuratiert von Yunus Ersoy Kuratorische Beratung Tunçay Kulaoğlu (Kein Schlussstrich! – Bundesweites Theaterprojekt zum NSU-Komplex) Mitarbeit Kuration Edona Kryeziu Ausstattung Jeeyoung Shin Produktionsleitung Lucia Leyser, Johanna von Rigal.

23.09.2021, 15:49

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