„Jeder Mann, der bei der Beerdigung seiner Mutter nicht weint, läuft Gefahr, zum Tode verurteilt zu werden.“
So fasste Albert Camus, Nobelpreisträger für Literatur, sein Werk „Der Fremde“ (L’Étranger) zusammen, als er gebeten wurde, ein Vorwort für die amerikanische Übersetzung seines berühmten Romans zu schreiben.
Das von Gallimard herausgegebene Buch war nach seinem Erscheinen im Juni 1942 sofort ein Erfolg. Nachdem André Malraux das Manuskript gelesen hatte, erklärte er beeindruckt: „Merken Sie sich meine Worte: Das wird ein großer Schriftsteller.“ Jean Paulhan, ein einfussreicher Lektor, schrieb in seinem Gutachten: „Das ist ein erstklassiger Roman.“
Das Werk hat Epochen überdauert und Generationen so fasziniert, dass es zu einer legendären Geschichte wurde, die in fast jede Sprache und unzählige Dialekte übersetzt wurde. Bis heute gehört es – neben „Der kleine Prinz“ – zu den drei meistgelesenen französischsprachigen Romanen der Welt. In Frankreich wurden allein von der Taschenbuchausgabe fast zehn Millionen Exemplare verkauft.
„Der Fremde“ gilt als einer der größten Romane der Welt und war Gegenstand zahlreicher Adaptionen, darunter sogar eine Tanzaufführung. Dennoch gab es nur eine wirklich erfolgreiche Verfilmung: Luchino Viscontis Der Fremde aus dem Jahr 1967. Es handelte sich um eine italienisch-französische Koproduktion unter der Produktion von Dino De Laurentiis, mit Marcello Mastroianni und Anna Karina in den Hauptrollen. Zu Camus’ Lebzeiten hatte Ingmar Bergman den Wunsch geäußert, „Der Fremde“ zu verfilmen, doch das Projekt wurde nie verwirklicht.
Bezugnehmend auf seinen Roman schrieb der Autor:
„Ich wollte lediglich sagen, dass der Held meines Buches verurteilt wird, weil er nicht mitspielt. In dieser Hinsicht ist er der Gesellschaft, in der er lebt, fremd; er wandert am Rande, in den Vororten eines privaten, einsamen, sinnlichen Lebens.“
Mehr als 80 Jahre später hat das Werk nichts von seiner Faszination verloren.
François Ozon hat alle richtigen Regieentscheidungen getroffen, getragen von Schauspielern, die die Figuren aus „DerFremde“ mit bemerkenswerter Feinheit verkörpern. Eine großartige Reise durch das Werk meines Vaters, mit größtem Respekt umgesetzt. Bravo, François, und danke.