Großartiges Ensemble

Biografie Männer spielen in Ursula Meiers Familiendrama, wenn überhaupt, nur Nebenrollen. Im Zentrum des Films stehen zwei Frauen. Gespielt werden sie mit einer ungeheuren Kraft und Intensität von Stéphanie Blanchoud und Valeria Bruni Tedeschi
Valeria Bruni Tedeschi und Stephanie Blanchoud in „Die Linie“ von Regisseurin Ursula Meier
Valeria Bruni Tedeschi und Stephanie Blanchoud in „Die Linie“ von Regisseurin Ursula Meier

Foto: Piffl Medien GmbH

Stéphanie Blanchoud

Margaret

Schauspielausbildung am Königlichen Konservatorium in Brüssel, Abschluss 2003 mit Auszeichnung, im Anschluss zahlreiche Theaterengagements und Beginn ihrer Tätigkeit als Autorin. Zu Stéphanie Blanchouds Theaterstücken zählen J‘AURAIS VOULU LE DIRE (2004), DANS TES BRAS (2005, ausgezeichnet mit dem Prix Georges Vaxelaire) und JACKSON BAY (2014), das sie 2017 am Théâtre du Loup in Genf selbst inszeniert. Im gleichen Jahr realisiert sie ihr erstes Soloprojekt JE SUIS UN POIDS PLUME, das um das Thema Boxen kreist und für den Belgischen Theaterpreis nominiert wird.

Weiterer Schwerpunkt in Stéphanie Blanchouds Karriere ist die Musik. Nach ihrem von Jean François Assy produzierten Debütalbum 2009 und zahlreichen Konzerten, u.a. im Vorprogramm von Jane Birkin und Vincent Delerm, folgen u.a. 2015 LES BEAUX JOURS (produziert von Marcello Giuliani) und zuletzt RITOURNELLE (2021).

Ihr Kinodebüt als Schauspielerin feiert Stéphanie Blanchoud in Bernard Bellefroids LA RÉGATE (2011), für den sie zum Belgischen Filmpreis als beste Nachwuchsdarstellerin nominiert wird. Es folgen u.a. LA VANITÉ (2015, R: Lionel Baier), JE SUIS UN SOLDAT (2015, R: für Laurent Larivière) und die Hauptrolle in der Serie PUBLIC ENEMY (R: Gary Seghers und Matthieu Frances), die 2023 zu den Top Ten der meistgesehenen Serien bei Netflix Frankreich zählt. Mit Ursula Meier arbeitete sie bereits u.a. bei JOURNAL DE MA TÊTE (2018) zusammen.

Ausbildung an der Schauspielschule des Théâtre des Amandiers in Nanterre bei Patrice Chéreau und Pierre Romans, erste Hauptrolle in HÔTEL DE FRANCE (1987) von Patrice Chéreau, mit dem sie 1998 auch CEUX QUI M‘AIMENT PRENDRONT LE TRAIN und 1994 LA REINE MARGOT drehte.

Valeria Bruni Tedeschi

Christina

Valeria Bruni Tedeschi arbeitete mit zahlreichen renommierten Regisseurinnen und Regisseuren, u.a. Claire Denis (NÉNETTE UND BONI, 1996; UN BEAU SOLEIL INTÉRIEUR, 2017), Claude Chabrol (AU COEUR DU MENSONGE, 1999), Marco Bellocchio (LA BALIA, 1999), Laurence Ferreira Barbosa (LES GENS NORMAUX N‘ONT RIEN D‘EXCEPTIONNEL, 1993), Nina Di Majo (L‘INVERNO, 2002), François Ozon (5 X 2, 2004; LE TEMPS QUI RESTE, 2005; ÉTÉ 85, 2020), Olivier Ducastel (CRUSTACÉS ET COQUILLAGE, 2005), Mimmo Calopresti (LA SECONDA VOLTA, 1976; LA PAROLA AMORE ESISTE, 1998; LA FELICITÀ NON COSTA NIENTE, 2003; L‘ABBUFFATA, 2006), Steven Spielberg (MUNIC, 2005) oder Paolo Virzi (IL CAPITALE UMANO, 2013; LA PAZZA GIOIA, 2016).

Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen zählen drei Nominierungen zum Europäischen Filmpreis, fünf Nominierungen zum César, den sie bereits 1994 als Beste Nachwuchsdarstellerin für LES GENS NORMAUX gewann, vier David di Donatello-Awards als Beste Hauptdarstellerin und der Pasinetti-Preis als Beste Schauspielerin der Filmfestspiele Venedig für RIEN À FAIRE, (R: Marion Vernoux, 1999).

2003 legte Valeria Bruni Tedeschi mit IL EST PLUS FACILIE POUR UN CHAMEAU ihr Regiedebüt vor, mit dem sie u.a. zum César nominiert und mit dem Louis-Delluc-Preis sowie auf dem Tribeca Film Festival als Bester Debütfilm ausgezeichnet wurde. Es folgten ACTRICES (2007, u.a. Spezialpreis der Jury – Un Certain Regard in Cannes), UN CHATEAU EN ITALIE (2013; Wettbewerb des Festival de Cannes) und LES AMANDIERS (2022, Wettbewerb des Festival de Cannes und sieben Nominierungen zum César, u.a. als Bester Film).

Ursula Meier

Regisseurin & Koautorin

Filmstudium in Belgien. Nach ersten Kurzfilmen, u.a. TOUS À TABLE (2001, u.a. Hauptpreis in Clérmont-Ferrand), folgten der Dokumentarfilm PAS LES FLICS, PAS LES NOIRS, PAS LES BLANCS (2002) und der ARTE-Spielfilm DES ÉPAULES SOLIDES (2002, nominiert zum Schweizer Filmpreis). 2008 präsentierte Ursula Meier ihren ersten KinoSpielfilm „Home“ in der Semaine de la Critique in Cannes, ausgezeichnet u.a. mit drei Schweizer Filmpreisen (u.a. Bester Film, Bestes Drehbuch), drei César-Nominierungen, dem Lumière-Award für Kamerafrau Agnès Godard sowie dem Schauspielpreis für Isabelle Huppert und dem Kamerapreis auf dem Mar del Plata Filmfestival.

2012 folgte L‘ENFANT D‘EN HAUT – WINTERDIEB, ausgezeichnet u.a. mit dem Silbernen Bären – Jury Award der Berlinale, dem Hauptpreis des Athen Filmfestivals, dem Kamerapreis in Sevilla und wiederum drei Schweizer Filmpreisen (u.a. Bester Film, Bestes Drehbuch). 2014 steuerte sie für den Omnibusfilm LES PONTS DE SARAJEVO den Beitrag TIŠINA MUJO bei (Festival de Cannes, Offizielle Auswahl; nominiert zum Schweizer Filmpreis: Bester Kurzfilm), 2015 folgte der Kurzspielfim KACEY MOTTET KLEIN, NAISSANCE D‘UN ACTEUR (u.a. Schweizer Filmpreis: Bester Kurzfilm), 2018 der Fernsehfilm JOURNAL DE MA TÊTE (Panorama der Internationalen Filmfestspiele Berlin).

DIE LINIE (2022) feierte seine Uraufführung im Wettbewerb der Berlinale und wurde u.a. mit drei Schweizer Filmpreisen (Bestes Drehbuch, Beste Hauptdarstellerin: Stéphanie Blanchoud; Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle: Elli Spagnolo) und dem Golden Rooster Award: Beste Regie ausgezeichnet.

13.05.2023, 17:36

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