Ich interessiere mich für das menschliche Drama, das sich daraus entwickelt, wenn du begreifst, dass der Mann, denn du liebst, dabei ist, sich in einen Fremden zu verwandeln. Asli, die Hauptprotagonistin, packt das Gefühl, dass sie es mit einer unsichtbaren Macht konkurriert, die ihre Beziehung angreift, von der sie glaubt zu wissen, wie sie sie abwehren kann, immer wieder, bis es letztendlich zu spät ist. Am Ende bleibt die Frage: bist du schuldig, wenn du eine Tatsache nicht begreifst oder nicht begreifen willst? Wenn du es hättest besser wissen können? [...]
In meiner Arbeit konzentriere ich mich auf die Menschen, das heißt in meinem Fall: auf die Schauspieler. Für diesen Film haben wir mehr als ein Jahr geprobt. Beide Schauspieler und ich – ich bin deutsch-algerisch – brachten ihre interkulturellen Geschichten mit in den Schreibund Filmprozess mit ein, so dass wir wirklich fühlen konnten, was in dem Moment passiert, wenn wir drehten. Wir arbeiteten anhand eines Skripts, aber waren immer offen für das, was auf dem Set passierte, ohne dabei die Geschichte aus den Augen zu verlieren.
Auf der historischen Ebene ist die Geschichte von Asli und Saeed die Geschichte der 90er: eine Ära des Optimismus, eine utopische Zeit, in der die Konflikte der Weltordnung gelöst schienen und ewiger Friede möglich. Das „Ende der Geschichte“ war ein Begriff dieser Zeit, aber wie Morrissey es so gut ausdrückte: there was glass hidden in the grass. Alle Konflikte, mit denen wir heute zu tun haben, existierten schon damals und mit dieser Story erleben wir sie erneut. Am Ende wird Aslis Trauer zu unserer Trauer und Verständnis vermag uns vielleicht zu helfen, wieder neu zu beginnen.
– Anne Zohra Berrached, Regisseurin von „Die Welt wird eine andere“ sein