Nuancenreiches Ensemblespiel

Biografie Isabelle Huppert verkörpert Joan Verra in ihrer Paraderolle als selbstbewusste, unnahbare Frau. Lars Eidinger spielt mit seinem Image als Schauspieler, der sein Leben zu einer Kunst–Performance macht und glänzt als unverbesserlich stur Verliebter...
Abschied: Joan (Isabelle Huppert) besucht mit Tim Ardenne (Lars Eidinger) und Nathan Verra (Swann Arlaud) das Grab ihrer Mutter
Abschied: Joan (Isabelle Huppert) besucht mit Tim Ardenne (Lars Eidinger) und Nathan Verra (Swann Arlaud) das Grab ihrer Mutter

Foto: Camino Filmverleih

Isabelle Huppert

Joan Verra

„Es ist ein wunderbarer Film von Laurent Larivière, ein Film, der mir besonders am Herzen liegt, denn es war eine großartige Rolle, eine großartige Erfahrung.“ – Isabelle Huppert

Isabelle Huppert wurde 1953 in Paris geboren und nahm bereits mit 14 Jahren Schauspielunterricht. Bereits als Teenager wurde sie zum Theater-Star. Ihr Fernsehdebüt gab sie 1971 mit „Le Prussien“, ein Jahr später folgte ihr Kinodebüt in „Faustine et le bel été“. International bekannt wurde Isabelle Huppert im Alter von 23 Jahren durch ihre Hauptrolle in „Die Spitzenklöpplerin“, für den sie mit dem BAFTA-Preis für den vielversprechendsten Newcomer ausgezeichnet wurde.

Ihren weltweiten Durchbruch schaffte sie als Ella in Michael Ciminos „Heaven‘s Gate“. Sie ist berühmt für ihre brillanten Darstellungen von selbstbewussten, unnahbaren Frauen, die rätselhaft bleiben. Mittlerweile hat sie in über
100 Filmen mitgespielt und mit großen Regisseuren zusammengearbeitet: Für „Elle“ drehte sie mit Paul Verhoeven, für „Die Klavierspielerin“ mit Michael Haneke und für „Biester“ mit Claude Chabrol. Allein für den französischen Filmpreis César wurde sie unglaubliche 16-Mal nominiert und damit mehr als jede andere Schauspielerin.

Auf der diesjährigen Berlinale wird sie mit dem Goldenen Bären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Für ihre Leistung im Thriller „Elle“ (2016) gewann sie einen César und einen Golden Globe – und wurde erstmalsfür einen Oscar nominiert.

Die 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin ehren Isabelle Huppert 2022 mit einem Goldenen Bären für ihr Lebenswerk
Ihre Leinwandkarriere ist so beeindruckend, dass ihre Bühnenkarriere manchmal außen vorgelassen wird. Zu Unrecht: Isabelle Huppert ist auch eine herausragende Theaterdarstellerin und hat bisher sieben Nominierungen für den Molière- Preis erhalten – mehr als jede andere Schauspielerin.

Freya Mavor

Joan Verra (70er & 80er Jahre)

Freya Mavor wurde in Glasgow geboren. Ihr Debüt als professionelle Schauspielerin gab sie im Jahr 2011 in der fünften Staffel der Dramaserie „E4“. Seitdem erschien sie in zahlreichen Filmen und Serien, dabei konnte sie ein breites Repertoire an Rollen unter Beweis stellen: Sie spielte unter anderem im Serienhit „Skins“ die Minerva „Mini“ McGuinness, im Thriller „The Lady in the Car with Glasses and a Gun“ (2015) eine einsame Pariser Sekretärin und im BBC-Drama „The White Queen“ Elizabeth of York. Dem deutschen Publikum ist sie durch das Biopic „Trautmann“ (2018) von Marcus H. Rosenmüller bekannt. An der Seite von David Kross spielt sie die Ehefrau des legendären Torhüters.

Lars Eidinger

Tim Ardenne

„Ich bin Laurent Larivière sehr dankbar dafür, dass er mich als Tim Ardenne besetzt hat, weil es eine sehr komplexe Figur ist, nach der man fast eine Sehnsucht hat, diese Existenz zu übernehmen. Mit Isabelle Huppert zu drehen war etwas ganz Besonderes.“ – Lars Eidinger

Lars Eidinger gilt als einer der prägenden und wandlungsfähigen deutschen Theaterstars. Er wurde 1976 in Berlin geboren und besuchte dort die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. 1998 gab er sein Debüt am Deutschen Theater; an der Berliner Schaubühne wurde er bekannt durch seine Rollen in Shakespeare-Stücken wie „Ein Sommernachtstraum“, „Hamlet“ und „Richard III“.

Als „Experten fürs Maßlose“ betitelte ihn die Berliner Morgenpost einmal und tatsächlich brilliert Lars Eidinger in komplexen Rollen, die Grenzen austesten: Wie er selbst sagt reizen ihn besonders expressive und extreme Charaktere.

Sein großer Durchbruch im deutschen Kino gelang ihm 2009 in Maren Ades „Alle Anderen“. International bekannt wurde Lars Eidinger durch seine beiden Filme mit dem französischen Ausnahme- regisseur Olivier Assays in„Die Wolken von Sils Maria“ (2013) und „Personal Shopper“ (2015).

Die Filme „25 km/h“ (2017), „Die Blumen von gestern“ (2017), „Persischstunden“ (2018) oder „Schwesterlein“ (2020) und Serienrollen im „Tatort“ (2009, 2012, 2013, 2020), „Babylon Berlin“ (2016, 2019, 2021) und „Faking Hitler“ (2021) machten ihn zu einem der bekanntesten Schauspielern Deutschlands. Er wurde unter anderem mit dem Österreichischen und Bayerischen Filmpreis, dem Grimme-Preis und dem Preis der Deutschen Filmkritik für seine Darstellungen ausgezeichnet.

Wie Isabelle Huppert bewegt sich auch Lars Eidinger als Schauspieler zwischen zwei Welten und pendelt zwischen Film und Theater.Mit Ausstellungen seiner Foto- und Videoarbeiten in der Hamburger Kunsthalle sowie dem Neuen Aachener Kunstverein und mit der Veröffentlichung eines Bildbandes bei dem Berliner Verlag Hatje Cantz hat er sich auch als Künstler einen Namen gemacht.

Swann Arlaud

Nathan Verra

Swann Arlaud wurde 1981 in Fontenay-aux- Roses geboren. Bereits im Alter von sechs Jahren hatte er seinen ersten Filmauftritt in Jeux d‘artifices unter der Regie von Virginie Thévenet. Seit Ende der 2000er Jahren spielt er in zahlreichen prämierten Filmen mit: Er erhielt für die Hauptrolle in „Bloody Milk“ (2017) und für die Nebenrolle in „Gelobt sei Gott“ (2018) einen César. Neben seiner Filmkarriere ist er auch als Theaterschauspieler aktiv.

Laurent Larivière

Regie

Der Regisseur und Drehbuchautor Laurent Larivières wurde 1972 in Montpellier geboren. Sein Spielfilmdebüt „I Am A Soldier“ wurde 2015 in der Sektion Un Certain Regard des Filmfestivals von Cannes gezeigt. Seine bislang sechs Kurzfilme gewannen zahlreiche Preise, darunter „L‘Un dans l‘autre“ (10 Minuten, 1999) den Sonderpreis der Jury beim Grasse Festival und „J’ai pris la foudre“ (20 Minuten, 2006) den CNC-Qualitätspreis und den Großen Preis beim 28. Villeurbanne Short Film Festival.

Über den klassischen Film hinaus konzipiert Laurent Larivières mit Vincent Rafis und Denis Lachaud ein multidisziplinäres Projekt, das Theater und Kino vermischt.Die Show „Eldorado dit le policeman“ wird vom Centre Dramatique National Orléans/ Loiret/Centre und der Grande Halle de la Villette produziert.

28.08.2022, 12:54

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