Stiller Beobachter

Kommentar Als Regisseur hat Robert Guédiguian in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder seine Heimatstadt Marseilles zum Mittelpunkt seiner Filme gemacht. Auch „Gloria Mundi – Rückkehr nach Marseilles“ ist Teil der bewegten Chronik einer faszinierenden Stadt
Die junge Mutter Mathilda (Anaïs Demoustier) wird nach der Geburt ihrer Tochter Gloria vor große Herausforderungen gestellt.
Die junge Mutter Mathilda (Anaïs Demoustier) wird nach der Geburt ihrer Tochter Gloria vor große Herausforderungen gestellt.

Foto: Film Kino Text

Um Marx zu paraphrasieren: Wo immer der Neokapitalismus regiert, hat er brüderliche, freundschaftliche und solidarische Beziehungen zerschlagen, Mitmenschlichkeit zerstört und keine andere Verbindung zwischen den Menschen hinterlassen als kalte Zinsen und hartes Geld... Er hat all unsere Träume in den eisigen Wassern der egoistischen Berechnung ertränkt.Das ist es, was dieses dunkle soziale Märchen durch die Geschichte einer wiederhergestellten Familie zeigen will, die so zerbrechlich ist, wie ein Kartenhaus.

Ich habe immer gedacht, dass das Kino uns bewegen sollte, manchmal indem es uns ein Beispiel zeigt für die Welt, wie sie sein könnte, und manchmal, indem es uns die Welt zeigt, wie sie ist... Kurzum, wir brauchen sowohl Komödien als auch Tragödien, um unseren Lebensstil weiterhin zu hinterfragen... Und wir müssen uns in diesen unruhigen Zeiten mehr denn je selbst in Frage stellen, damit wir uns nicht der Illusion hingeben, dass die Gesellschaften, in denen wir leben, nicht verändert werden können.

Robert Guédiguian, Regisseur von „Gloria Mundi – Rückkehr nach Marseilles“

02.01.2022, 14:39

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Zum Film In seinem Film zeichnet Robert Guédiguian eine neokapitalistische Welt in der bürgerliche Existenzen zerbrechlich sind wie Kartenhäuser und die, die noch für eine gesellschaftliche Solidarität eintreten möchten, haben fast keine Mittel mehr dazu
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Biografie In fast vierzig Jahren hat der französische Regisseur Robert Guédiguian ein einzigartiges filmisches Werk geschaffen. Seine Filme, längst Wahrzeichen der Stadt, sind einfühlsame Sozialstudien voller Emotionalität
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