„Ich will eine Toiletten-Revolution anstoßen“

Kommentar Es ist etwas im Umbruch. Weltweit verlangen Fäkalien uns Menschen riesige Herausforderungen ab. Sie sind so groß, dass sie kaum zu bewältigen scheinen. Genau hier setzt Rubén Abruñas mit seinem Dokumentarfilm an – und das alles mit viel Humor
Der Regisseur Rubén Abruña bei den Dreharbeiten zu „Holy Shit – Mit Sch#!$e die Welt retten“
Der Regisseur Rubén Abruña bei den Dreharbeiten zu „Holy Shit – Mit Sch#!$e die Welt retten“

Foto: „Holy Shit“/ThurnFilm

Als ich im Jahr 2000 zum ersten Mal auf einer Trockentoilette im Haus meines Bruders in Puerto Rico saß, war ich erstaunt über das Fehlen von schlechten Gerüchen. Die menschlichen Fäkalien wurden schließlich kompostiert, er düngte damit seinen Gemüsegarten. Im Jahr 2014 stellte ich meinen Film „The Absent House“ fertig, über sein Haus, das nicht an das Stromnetz angeschlossen ist und drei Komposttoiletten enthält. Dabei wurde mir klar, dass Trockentoiletten im Vergleich zu WCs mit Wasserspülung einen unverdient schlechten Ruf haben.

Für die weltweite Ernährungssicherheit ist die Menschheit auf Phosphate und Kali-Dünger angewiesen, deren Lagerstätten in den nächsten Jahrzehnten immer knapper werden, und auf Stickstoff-Dünger, der mit viel Erdgas hergestellt werden muss und damit die Klimakatastrophe befeuert. Es wäre daher geboten, die Nährstoffe in unseren Toiletten zu recyceln, um damit unsere Äcker zu düngen. Ich möchte eine Toiletten-Revolution anstoßen, eine weltweite Sanitärwende, und deshalb habe ich den Film Holy Shit gemacht.

Mir war klar, dass der Ekel das größte Hindernis ist, um Menschen für das Thema zu begeistern, und dass das delikate Thema deshalb ein Prise Humor braucht. Glücklicherweise ändern sich die Zeiten, langsam, aber sicher reden immer mehr Menschen ohne Scheu über die Ausscheidungen unserer Körper. Ich denke deshalb, dass unsere Protagonist:innen bald eine neue Welle innovativen Denkens anführen können, die den Gedanken, dass menschliche Fäkalien recycelt werden sollten, in den Mainstream tragen.

Der Abfall eines Lebewesens ist die Nahrungsquelle für andere Lebewesen. Das ist der Nährstoffkreislauf: „Wachsen – Essen – Ausscheiden – Kompostieren – Wieder wachsen“. Die letzte Stufe, die Wiederverwendung unserer Exkremente, hat weitaus mehr positive Auswirkungen als nur die Düngung unserer Felder. Es bedeutet, dass wir den Verbrauch fossiler Brennstoffe erheblich reduzieren, Trinkwasser sparen, die Umwelt schützen, Energie erzeugen, Leben retten und die Klimakrise dämpfen können.

Ich hoffe, dass Holy Shit Gespräche anregt, um einen Transformationsprozess in Gang zu setzen, bei dem menschliche Ausscheidungen als Ressource und nicht als Abfall betrachtet werden, was uns wiederum helfen kann, uns wieder mit den Ökosystemen zu verbinden und unseren Planeten zu heilen.

26.11.2023, 11:25

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