Morgen ist auch noch ein Tag war der Überraschungserfolg des Jahres 2023 in Italien. Nach seiner Premiere beim Filmfestival in Rom Ende Oktober eroberte die Tragikomödie die Herzen des Publikums im Sturm, war 7 Wochen auf Platz 1 der italienischen Kinocharts – gegen Hollywoodblockbuster wie Die Tribute von Panem oder Ridley Scotts Napoleon. Mit über 5,3 Millionen Besucher:innen ist die Morgen ist auch noch ein Tag der besucherstärkste Film des Jahres in Italien und damit noch erfolgreicher als Barbie und Oppenheimer. „Der richtige Film zur richtigen Zeit“, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt.
Die mitreißende und warmherzige Geschichte von Delia ist das fulminante Regiedebüt der italienischen Schauspielerin und Moderatorin Paola Cortellesi, die zudem am Drehbuch mitschrieb und die Hauptrolle spielt. Angesiedelt im Rom der Nachkriegszeit und inspiriert vom Leben und den Erzählungen von Cortellesis eigenen Großmüttern, feiert die Tragikomödie den alltäglichen Kampf der Frauen um Gleichberechtigung. Gedreht in brillantem Schwarz-Weiß ist Morgen ist auch noch ein Tag zugleich eine Hommage an die Meisterwerke des italienischen Neorealismus. Die Musik übernahm Lele Marchitelli, bekannt für seine Soundtracks zu den Filmen von Paolo Sorrentino (La Grande Bellezza).
Cortellesis Regiedebüt proklamiert keinen Feminismus mit erhobenem Zeigefinger, sondern erzählt von den vielen kleinen Schritten auf dem langen Weg zur Emanzipation. Im Genre wechselt sie dabei immer wieder zwischen Drama und Komödie. Es ist ein lakonischer, schulterzuckender Humor, mit dem die Frauen in dieser repressiven Zeit unter dem Radar tyrannischer Männer zusammenhalten, eine leichte, geradezu beiläufige weibliche Solidarität angesichts der Übermacht des Patriachats mit seinen überkommenen Rollenvorstellungen. Vorstellungen, die sich bis heute halten.
Allein im Jahr 2023 wurden in Italien mehr als 100 Femizide registriert. Auch bei uns in Deutschland stirbt im Durchschnitt jeden dritten Tag eine Frau nur deshalb, weil sie eine Frau ist. Die eigenen vier Wände sind, statistisch gesehen, der gefährlichste Ort für Frauen, denn die größte Gefahr geht vom Partner oder Ex-Partner aus. Wohl auch aus diesem Grund löste Morgen ist auch noch ein Tag in Italien eine große Debatte aus, und Paola Cortellesi wurde unversehens zur informellen Sprecherin einer neuerlich mobilisierten Bewegung im Kampf gegen männliche Gewalt. Denn diese Geschichte aus den Vierzigerjahren führt direkt zu den Verhältnissen der Gegenwart.
Die mutige und unkonventionelle Tragikomödie wurde beim Filmfestival in Rom unter anderem mit dem Jury- und dem Publikumspreis ausgezeichnet und bricht seither alle Rekorde. Ab 4. April wird Morgen ist auch noch ein Tag auch in Deutschland die Herzen des Publikums erobern.