Miriam Garlo ist meine Schwester, sie ist Schauspielerin und sie ist taub. Vor ein paar Jahren begann sie darüber nachzudenken, Mutter zu werden. Wir haben viel darüber geredet, und sie erzählte von ihren Ängsten und Erwartungen an das Muttersein in einer Welt, die von Hörenden und für Hörende gemacht ist. Diese Gespräche waren der Ausgangspunkt für meinen Kurzfilm Sorda (Taub), der mich mit dem Gefühl hinterließ, dass es in Ángelas Geschichte noch sehr viel mehr zu erzählen gibt.
Der Spielfilm entstand aus diesem Wunsch, die Komplexität der Verbindung zwischen der gehörlosen und der hörenden Welt zu erkunden: Die Begegnungen und Missverständnisse, die Verknüpfungen und die Liebe, aber auch das Aufeinanderprallen und die Konflikte ... Etwas, das in meinem Leben, weil ich Miriams Schwester bin, immer von grundlegender Bedeutung war und das bis heute, nachdem es uns unser ganzes Leben begleitet hat, immer wieder seine Form ändert und uns herausfordert – ein Geheimnis, ein Rätsel, das Tag für Tag entschlüsselt und bearbeitet werden muss. Das ist der Grund, warum Miriam und ich sagen, dass wir uns unser ganzes Leben lang darauf vorbereitet haben, diesen Film zu machen, ohne es zu wissen.
Vor diesem Hintergrund ist die Figur von Héctor entstanden, der wie eine Art Transkription meiner selbst ist; jemand, der Angela liebt und begleitet, aber aus der Spur gerät, als das Kind kommt und die Blase sprengt, die sie gebaut haben, um sich vor ihren eigenen Unterschiedlichkeiten zu schützen. Oder Elvira und Fede, Ángelas Eltern, die immer das Beste für ihre Tochter wollen, sie aber nicht verstehen, die sich fremd fühlen gegenüber ihrer Art, in der Welt zu sein und ihre Taubheit zu leben. Um diese Herausforderung des Mutterseins besser kennenzulernen, habe ich mit gehörlosen Frauen gesprochen, die ihre Erlebnisse und Erfahrungen während der Schwangerschaft, der Geburt und der Zeit danach mit mir teilten.
Dieser Film ist keine Abhandlung über Gehörlosigkeit. Ich habe Ángela nie als Repräsentantin der Welt der Gehörlosen gesehen, sondern als eine Frau, die ihren eigenen Weg sucht, mit der Schwangerschaft und dem Muttersein umzugehen; eine Frau, die in einer Beziehung lebt, in der Probleme auftauchen, die eine komplizierte Verbindung zu ihren Eltern hat, die möchte, dass ihre kleine Tochter sie kennt und liebt. Und die außerdem taub ist. Ángela ist bereit für die Welt, aber die Welt ist nicht bereit für sie.
– Eva Libertad, Autorin und Regisseurin von Sorda