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Kultur : Machen sie's besser?

"Satisfaction" lässig hingehaucht, "Nothing else matters" balladesk: Wenn Frauen männliche Rockhymnen covern und neu interpretieren, geben sie auch ein Statement ab

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Es gibt Songs, die sind wie männliches Nationalheiligtum. Frank Sinatras „My way“ zum Beispiel, Metallicas „Nothing else matters“ oder „I can’t get no satisfaction“ von den Rolling Stones. Hier geht es nicht nur darum, dass Musiker diese Songs singen sondern auch um die speziell männliche Perspektive - warum sonst singt James Brown wohl „It’s a man’s, man’s world“? Die Bemerkung, dass diese Männerwelt ohne Frauen nichts wäre, mag in der nächsten Zeile folgen, aber die Hauptaussage steht. Neneh Cherry adaptierte Browns Song 1996 in ihrem Song „Woman“



Auch Tori Amos schlug mit ihrem Album „Strange little girls“ in eine ähnliche Kerbe. Sie wählte zwölf bekannte Songs aus, die von Männern über Frauen geschrieben wurden und versetzte sich in ihren Interpretationen in die Rolle der beschriebenen Frauen. So entstanden eindringliche Versionen von Eminems „97’ Bonnie Clyde“, Velvet Undergrounds „New Age“ oder Neil Youngs „Heart of Gold“. Auch vor Depeche Mode machte Amos nicht halt:



Amos veränderte bloß das musikalische Arrangement in den Songs und natürlich die gesangliche Interpretation. Die ursprünglichen Songtexte wurden bis auf wenige Worte kaum verändert. Im Interview mit dem Spiegel erklärte Amos damals, dass Worte wie Waffen seien, ihre Bedeutung aber immer unterschätzt werde. Immer wieder hieße es, es seien doch nur Worte, die nicht so gemeint wären. Männer wüssten aber ganz genau um die Wirkung: „Sie schreiben, was sie wollen, aber sie übernehmen nur selten dafür die Verantwortung.“ Amos betonte aber auch, dass es ihr mit diesem Album nicht darum gegangen sei, jemanden anzuklagen oder ihrem Frust Ausdruck zu geben, die Songs seien rein aus der Faszination heraus entstanden.

Eine ähnliche Faszination scheinen Coverversionen auf Cat Power auszuüben. Die Amerikanerin wurde zwar auch mit eigenen Werken wie ihrem Album „Moon Pix“ bekannt, so richtig für Furore sorgte sie aber mit ihren gecoverten Stücken, von denen es heißt, sie verleibe sich die Originale ein und spucke sie völlig anders wieder aus. Ein Beispiel ist dieser Song, der 2000 auf ihrem Album „The Covers Record“ erschien



Na erkannt? Mick Jagger hat damals wesentlich unentspannter über fehlende Befriedigung geklagt.

Ebenfalls ein ganzes Coveralbum nahm Ambrosia Parsley aka Shivaree vor drei Jahren auf. „Tainted Love: Mating Calls and Fight Songs“ ist, ähnlich wie Tori Amos’ Ansatz eine Sammlung von „Männer-Songs“, allerdings ohne den explizit feministischen Ansatz, die Wirkung der Worte zu hinterfragen. Shivaree coverte Michael Jackson, R. Kelly und Gary Glitter. Hier ihre Version von R. Kellys „Half on a baby“, dessen Zeile „ Like a hotel room I'm checkin' into you“ wohl ohnehin für sich spricht.



Aber Shivaree coverte nicht nur Soul und Glam sondern auch die Mötley Crüe Nummer „Looks that kill“. Und wenn Musikerinnen Metalnummern interpretieren, wird es interessant. Nicht immer ist es so balladenpoppig wie die „Nothing else matters“-Version der britischen Sängerin Lucie Silvas:



Raffinierter ist der Ansatz der schwedischen Band Hellsongs. Das 2004 gegründete Trio interpretiert Heavy Metal Songs ausschließlich in einer absolut entgegen gesetzten musikalischen Richtung: Als softe, beschwingte Nummern, die durch die Stimme von Sängerin Harriet Ohlsson noch mehr an Leichtigkeit gewinnen. So wird selbst Alice Coopers „Schools out“ zur fröhlichen Pausenhofidylle.

Ebenfalls ungewöhnlich ist die Version des Guns’n’Roses Klassiker „Sweet Child o Mine“, die Taken by Trees veröffentlichte. Im vergangenen Jahr machte die Schwedin außerdem mit ihrem teilweise in Pakistan aufgenommenen Album „East of Eden“ von sich reden. Ihre Folk-Version von „Sweet Child O Mine“ wurde vor allem deshalb bekannt, weil sie als Werbesong einer britischen Kaufhauskette eingesetzt wurde.

Aber es gibt auch Coverversionen von Musikerinnen, die sich nicht wesentlich vom Original unterscheiden und trotzdem mit ihrer eigenen Dynamik überzeugen. Brandi Carliles Version von Radioheads „Creep“ zum Beispiel

oder Petra Jean Philipson, die Nick Caves „Into my arms“ covert. Da weist nicht nur das Kleid gewisse Ähnlichkeiten zum Murder-Ballads-Sänger Cave auf:

Verena Reygers, Jg. 1976, bloggt auf und schreibt als freie Journalistin über Bands, Konzerte und neue Platten. Sie findet, Mädchen sollten wild und gefährlich leben, solange sie stets ein buntes Pflaster in der Tasche haben. Auf freitag.de schreibt sie in einer zweiwöchentlichen Kolumne über Frauen und Musik. Zuletzt: Heldin mit Herz

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