Nach Osten

Strandfeuer - Wenn wir uns an glückliche Begegnungen erinnern, denken wir an Freundschaft: Die Nacht in der Weißen Stadt

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Ihr habt hoffentlich etwas gegessen in der Zwischenzeit, Hunger macht ungeduldig, und ich verstehe auch, wenn Ihr lieber unten in der Halle das offene Geplauder sucht, niemand muss sich verpflichtet fühlen... den Anlass unserer Einladung werdet Ihr schon noch erfahren, gleich ob Ihr bleibt oder andere Gespräche sucht.. wir hoffen, dass Ihr heute Abend halbvergessene Freundschaften wiederfindet, aber auch neugierig auf neue Begegnungen seid....

Eingeladen haben wir Euch nicht als Familien oder als Paare, nein, wir haben heute keine Rücksicht genommen auf Eure Biographien, auch Geschiedene oder Verfeindete sind eingeladen, weil Ihr uns doch zu irgendeiner Zeit unseres Leben begleitet habt, und weil wir nicht fremd tun möchten, obwohl wir einander einmal vertraut waren. Dieses Haus ist groß genug, wir hoffen, Ihr ertragt einander für einen Tag, für einen Abend, auch wenn Ihr Euch sonst aus dem Wege geht.... Wir mussten lernen, dass Platons Kugelmenschen die Erfindung eines Dichters sind....

Aber ich soll weiter erzählen, bedeutet man mir, es ist doch zu berichten, wie wir uns diesem Ort näherten, an dem wir heute sind, wie wir der Küste folgten, von Hamburg und Lübeck nach Osten in ein Land, das uns noch sehr fremd war, auch wenn viele damals vom Gegenteil überzeugt waren. Nicht die Sprache schafft Gemeinsamkeit, sondern das, was in einer gemeinsamen Sprache erdacht, erfunden und erarbeitet wird, das hat wohl jeder von uns erfahren.

Wir waren mit dem Wagen unterwegs, an Bord alles Notwendige für die Kleinfamilie, wir waren ja zu dritt, mit Windelpaketen, Babynahrung und Kinderkarre, unsere Tochter hatte ihren ersten Geburtstag noch nicht erlebt, und der erste Tag unserer Reise führte uns in die alte Hansestadt Wismar, die wir abends erreichten. Wir fanden ein einfaches Hotel in einem Haus unbestimmbaren Alters, etwas farblos, mit zurückhaltender Schlichtheit möbliert, ein Haus zwischen den Zeiten: Im Hof sah man auf das Kesselhaus hinunter, die Tür zum Kohlenbunker stand halb offen....

Im Gastraum waren wir nahezu die einzigen Gäste, das Angebot der Speisekarte überschaubar.... Nach dem Essen erkundete ich voller Neugier die nächtliche Stadt. Ganz allein kreuzte ich unter den gelben Lichtern durch die stillen Gassen zum Alten Hafen und begeisterte mich mehr und mehr für den morbiden Charme der trutzigen, aber verfallenen Backsteinkirchen, der schrundigen Ziegelwände und einer verträumten Gracht, an der ich wieder und wieder entlangstreunte: Ein besonders ruinöses Giebelhaus hatte es mir angetan, vielleicht kennt Ihr ja auch dieses jäh aufflammende Gefühl, einen Ort zu entdecken, an dem man sich eines fernen Tages gerne niederlassen möchte? Jenseits des Hafens fand ich schließlich das Meer, das lag ganz still unter der wolkenlosen Nacht....

Erst kurz vor Morgengrauen kam ich zurück und legte mich vorsichtig in das breite Bett, um unsere kleine Tochter und die schlafende Mutter nicht zu stören....


Prolog zum Gastmahl am Meer

menschenlippen, menschenhaut

Begrüßung der Gäste

Vorstellung der Weißen Stadt

Das Leben ist eine Reise

Nach Osten

Weiße Stadt am Horizont

Nacht in der Weißen Stadt

Weiße Stadt – Im Lauf der Zeit

Stärker als der Tod – Hochzeit Blau



Hier endet der 253. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion mit Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.


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Geschrieben von

archinaut

Ein Blick weitet den Horizont: Dieser Blog zieht um die deutschen Häuser

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