Die Angst vor dem Wort

Komplexe Perspektive Robert Littells Roman „Das Stalin Epigramm“ ist ein komplexes Buch über das Verhältnis zwischen Literatur und Macht und eine Hommage an Ossip und Nadeshda Mandelstam
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Auch wenn 1934 das ganz großen Abschlachten, die „Säuberungen“, in der UdSSR noch nicht auf vollen Touren lief, war es mehr als tollkühn, den Genossen Josef Stalin in einem Gedicht als „Mörder und Bauernschlächter“, mit Fingern „dick und, wie Würmer, so fett“ zu attackieren, ihn als jemanden hinzustellen, dem das Töten schmeckt „wie Himbeeren“ und für dessen Reich gilt: „Wir Lebenden spüren den Boden nicht mehr,/Wir reden, dass uns auf zehn Schritte keiner hört“.

Dennoch gab es dieses Gedicht, das berühmte Epigramm gegen Stalin – verfasst und zunächst mündlich verbreitet von Ossip Mandelstam. Mandelstam, sicher einer der bedeutendsten Lyriker des 20. Jahrhundert