Abgeschaltete Gefühle

Theater heute (8) Warum weinen wir nicht mehr, wenn wir Dramen anschauen? Über die Relevanz der zeitgenössischen Bühne aus einer radikal emotionalen Perspektive
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Die Beobachtung, von der ich ausgehe, ist ausgesprochen subjektiv: Das deutsche Theater hat sich in den vergangenen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten (das gehört auch in die Behauptung der nicht genauen Feststellbarkeit) systematisch die Emotionen ausgetrieben und damit eine entsprechende Publikumserwartung und -haltung. Man frage sich selbst und seine theatergehenden Freunde, wann sie zum letzten mal seelisch aufgewühlt, emotional betroffen, erregt oder aufgeregt, gar erschüttert aus dem Theater gekommen seien, Tränen nicht ausgeschlossen.

Natürlich sind damit nicht Zorn, Ärger und Empörung über eine bestimmte Aufführung, eine Regie oder eine schauspielerische Fehlleistung gemeint – das kommt schon häufiger vor, wenn auch wiederum mit gl