Freundlich bleiben

Im Gespräch Der Philosoph Byung-Chul Han über sein neues Buch "Die Müdigkeitsgesellschaft" und den virtuellen Raum als Hölle des Gleichen und Gemeinschaft der Freundlichkeit
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Der Freitag: Auf Facebook, dem populärsten sozialen Netzwerk mit bald einer Milliarde Mitgliedern, gibt es nur die Möglichkeit der Zustimmung. Man kann sie ausdrücken durch den „Gefällt mir“-Button. Negativität oder Kritik sind dagegen nicht vorgesehen. Wie wirkt sich das auf unsere Kultur aus?

Byung-Chul Han:

Wo das Andere vorhanden ist, ist Entsetzen oder Wut möglich und auch notwendig. Die heutige Gesellschaft ist von ­einem Übermaß an Positivität ­beherrscht, auch im affektiven Haushalt. Negative Gefühle sind offenbar hinderlich für die Beschleunigung des Prozesses. Die höchste Beschleunigung ist dort zu erwarten, wo das Gleiche auf das Gleiche antwortet. Negativität verlangsamt, verhindert die Ketten