Der 17. Juni und das Recht auf Faulheit

Auf der Suche nach der "wahren DDR" Bestand zwischen der SED-Führung und der DDR-Arbeiterschaft ein heimlicher Gesellschaftsvertrag?
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Der 17. Juni 1953 ist für viele Soziologen und Historiker der Bundesrepublik weniger wegen des Arbeiteraufstandes bemerkenswert, sondern wegen eines angeblich unmittelbar danach zustande gekommenen informellen Vertrages zwischen SED-Führung und DDR-Arbeiterschaft, der bis 1989/90 gegolten haben soll. Der Hamburger Soziologe Thomas Roethe hat diese These 1999 in seinem Buch Arbeiten wie bei Honecker, leben wie bei Kohl wohl am ausführlichsten begründet: "Was die Streikenden ihrem sozialistischen System abringen wollten, war die Rücknahme von Arbeitsnormen, die den Leistungen westdeutscher Arbeiter vergleichbar gewesen wären." Damit habe sich die DDR "ein Dauerproblem eingehandelt, das bis 1989 fortwirkte, letztlich zu ihrem Scheitern führte und im Osten bi