Der unbekannte Gast

Mikrokosmos Edgardo Cozarinsky und Memo Anjel tauchen in ihren Romanen "Man nennt mich flatterhaft und was weiß ich" und "Das meschuggene Jahr" in die jüdischen Enklaven von Medellín und Buenos Aires ein
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Mit Lateinamerika werden in Deutschland bestimmte Klischees verbunden: Armut, Gewalt, Guerilla, Drogenhandel, marode wirtschaftliche und politische Verhältnisse, dazu eine Prise Salsa oder Samba. Die Romane, die in den letzten drei Jahrzehnten aus jenen Breiten ins Deutsche übersetzt wurden, bedienten in der Mehrzahl diese Klischees. Sie führten in die ländliche Welt der Indios und Mestizen, dorthin, wo sich abspielt, was gemeinhin mit dem "magischen Realismus" verbunden wird. Doch längst wohnen über 75 Prozent der Lateinamerikaner in Städten. Und längst schlägt sich das in der Literatur nieder, sowie sich in dieser auch sehr wohl wiederspiegelt, dass Lateinamerika nicht nur von Indigenen und Nachfahren von Spaniern und - im Süden - Italien