Der Freitag: Die Philosophin Judith Butler hat im Sommer den Zivilcourage-Preis des Christopher Street Day in Berlin abgelehnt. Ist der Preis keine Ehre?
Jasbir K. Puar: Die Organisation, die Judith Butler den Preis verleihen wollte, versteht allein Sexualität als identitätsbestimmend. Das war das Problem. Die Forderungen des CSD bezüglich Sexualität mögen progressiv sein, seine Positionen zu Migration, Rassismus und dem Verhältnis zu anderen Communities, inklusive homosexuellen Communities of Color, waren es aber nicht.
Dabei würde man meinen, dass Minderheiten zusammenhalten.
Die Vorstellung, dass eine minorisierte Identität automatisch anderen minorisierten Identitäten zugeneigt sein soll, ist eine Fantasie davon, was es heißt, Teil einer Minderheit zu sein.
Fantasie?
Wir gehen davon aus, die repressive Situation anderer zu verstehen, wenn wir selbst Unterdrückung erfahren haben. Aber so funktioniert das nicht. Es ist nicht nur das Schwulsein, es sind auch weiße Privilegien, über die die Identität vieler CSD-Leute definiert ist. Da wird Sexualität gegen Weißsein ausgehandelt: Die Privilegien, die man als Homosexueller verliert, sollen durch eine Weiße-Deutsche-Identität wettgemacht werden.
Büßen Schwule heute wirklich noch Privilegien ein?
Ich würde nicht sagen, dass es keine Probleme mehr gibt für Schwule. Einige homosexuelle Identitäten sind akzeptierter als andere. Je näher man am Mittelstand ist, je akzeptabler der ethnische Hintergrund, desto wahrscheinlicher wird Homosexualität akzeptiert.
Es ist also eine Klassenfrage?
Absolut. Wer eine bestimmte Konsumkapazität hat, wird in der Konsumkultur repräsentiert, die sich in Richtung bestimmter Nischenmärkte bewegt – Märkte für schwule und lesbische Konsumenten. In den Vereinigten Staaten gibt es in Marketing-Gutachten die Idee, dass Schwule und Lesben ein höheres verfügbares Einkommen haben als andere Segmente, weil sie tendenziell zwei Einkommen beziehen und keine Kinder haben. Aber es gibt viele Schwule und Lesben, die nicht derart zum Konsum privilegiert sind. Oder Kinder haben. Wer aber Teil einer solchen Marketing-Demografie ist, wird in eine globale Ökonomie des Konsums eingespannt.
Minoritäre Gruppen kompensieren in der Konsumkultur ihre Unterrepräsentation?
In den letzten zwei Dekaden gab es in den USA eine Diskussion darüber, wie die Anerkennung bestimmter Gruppen als Konsumenten Substitut für rechtliche Errungenschaften wurde.
Der Markt ersetzt den Staat?
Die Anerkennung vom Markt kann den Kampf um mehr Rechte verdrängen. Der Markt gesteht scheinbar die Rechte zu, die der Staat verweigert. Guter Bulle, böser Bulle.
Markt und Staat als Team?
Der Markt sagt: Ihr seid willkommen. Der Staat sagt: Nein, du darfst das, das und das nicht. Seit die rechtliche Anerkennung von Schwulen und Lesben zugenommen hat, ist dieser Dualismus zusammengebrochen. Jetzt sehen wir, dass sich Markt und Staat unterstützen: Die Leute, die bei der rechtlichen Anerkennung die meisten Vorzüge genießen, sind die mit den größten Konsumprivilegien. Sie sind meist weiß, Teil des Mittelstandes und Männer.
(weiterlesen über Homosexualität, Abu Ghraib, Medien und Türsteher)
Einen gewissen emanzipatorischen Fortschritt hat es aber gegeben.
Wir können sagen, dass einige Gruppen von der „Emanzipation“ profitiert haben.
Welche Gruppen denn nicht?
Wir haben eine Zunahme von Restriktionen in Zuwanderungsgesetzen, einen zunehmenden Verfall von Wohlfahrt und staatlicher Fürsorge, eine zunehmende Überwachung von Muslimen in den USA, Körper, die als Terroristen betrachtet werden. Auf der einen Seite also Fortschritt und auf der anderen eine militarisierte, nationale Politik gegen „andere“ Körper, gegen fremde Körper.
Wo ist die Verbindung?
Es gibt Menschen, die beiden Gruppen angehören. LGBTQ (Lesbians, Gays, Bi, Trans, Queers, Anm. d. Red.), die Muslime sind oder südasiatisch oder Immigranten oder Leute, die wie „Terroristen“ aussehen – für diese Leute wird es kompliziert. Ein Teil ihrer Identität soll mehr Rechte bekommen, der andere Teil ihrer Identität führt zu Überwachung, Festnahme oder Abschiebung.
Was macht die Lage für einen schwulen Moslem schwieriger als für einen heterosexuellen?
Der schwule Moslem verhandelt sowohl die LGBTQ-Identität, die als vornehmlich weiß konzeptualisiert ist, als auch seine muslimisch- amerikanische Identität, die vornehmlich als heterosexuell konzeptualisiert ist. Das Subjekt verhandelt sich also immer als Absenz im jeweiligen Bereich.
Wo kommen diese Konzepte her?
Das ist eine Frage von Repräsentationspolitiken: Wen sehen wir im Fernsehen? Wer wird repräsentiert, wenn wir dort homosexuellen Figuren begegnen? Für gewöhnlich sehen wir immer einen bestimmten Typ von Homosexuellen, der unsere Vorstellung bestimmt. Da sind immer schon normative Vorstellungen, die in den Medien repräsentiert werden.
Welche Schwierigkeiten entstehen daraus?
Abu Ghraib. Als die Folterfotos veröffentlicht wurden, ging es darum, dass die Folter für diese Iraker schlimmer gewesen sei, weil sie bereits eine unterdrückte Sexualität haben. Wenn wir uns diese Fotos anschauen, betrachten wir die Gefolterten bereits aufgrund der Vorstellung von Homosexualität als bloßgestellt.
Wie ist es möglich, Abu Ghraib öffentlich zu machen, ohne diese Stereotypen zu reproduzieren?
Es hätte eine Form der Allianz geben können zwischen einer Gruppe Homosexueller und einer Gruppe von Körpern, die als unterdrückt und unfähig zu Homosexualität verstanden werden. Stattdessen reproduzierte man die Idee einer besonderen sexuellen Toleranz des Westens. Indem die Bilder so kommentiert wurden, konnte von der Gewalt selbst abgelenkt werden. Dabei war diese Folter eine Anwendung von Gewalt, ganz unabhängig von der Sexualität.
Es geht also weniger darum, dass diese Bilder veröffentlicht wurden, als vielmehr um die Art der Kommentierung. In Deutschland und in den USA wird häufig, wenn es um Homophobie geht, so getan, als seien die einzigen homophoben Menschen …
… of Color.
Und Menschen aus einem muslimischen Kontext.
So funktioniert Neoliberalismus. Er produziert Vorstellungen von kulturellen Normen, die strukturell sind: ökonomische Strukturen, politische Strukturen, Migrationsstrukturen, Arbeitsstrukturen.
Wie hängt dieses Outsourcing von Homophobie in migrantische Communities mit neoliberalen Strukturen zusammen?
Wenn Migranten in die USA einwandern, sind sie strukturell an die Familie gebunden, weil es für gewöhnlich ein Familienmitglied ist, das sie rübergeholt hat. Das ist durch die „Familienzusammenführung“ geregelt. Sie befinden sich in einem Familiensystem. Manchmal sprechen sie kein Englisch und sind abhängig von der Familie – für Sprachunterricht, Fahrstunden, ihren Job oder Zugang zu sozialen Netzwerken. Das sind alles Wege, auf denen die heterosexuelle Kernfamilie in ein System eingebettet wird, das Heterosexualität als ein Imperativ zum Migrationsprozess reproduziert. Deshalb ist es schwer für einen Immigranten, der sich in starker Abhängigkeit von den heterosexuellen Familienbindungen befindet, um als Migrant sein Überleben in den USA zu sichern, andere soziale Beziehungen aufzubauen.
Dann existiert die Homophobie, die wir in manchen migrantischen Gruppen beobachten, zum Teil wegen heteronormativer Migrationsstrukturen. Wie kann ein kritisches Mitglied der Mehrheitsgesellschaft, ein Journalist, dem begegnen, ohne Menschen aus migrantischen Kontexten zu diskreditieren?
Indem er versteht, dass Homophobie in vielen Communities existiert. Interessant ist die schwule Migration aus ländlichen und suburbanen Gebieten in den siebziger und achtziger Jahren nach San Francisco oder New York: Schwule und Lesben haben ihre homophoben Familien verlassen. Diese Geschichte wird einfach weggelassen, wenn wir heute darüber sprechen, wer homophob ist. Im Grunde wurden diese schwulen Städte gegründet von Menschen, die ihre Familien und ihre Kleinstädte verlassen haben, weil sie irgendwo leben wollten, wo sie sich nicht permanent mit Homophobie auseinandersetzen mussten. Über diese Idee, dass Homophobie für die weiße schwule Identität konstitutiv ist, sollte nachgedacht werden. Stattdessen wird auf andere ethnische Gruppen gezeigt, wenn über Homophobie gesprochen wird.
Sie würden dem kritischen Journalisten also empfehlen: „Erzähle die Geschichte nicht in Teilen, sondern ganz“?
Es gibt andere Geschichten, die auch erzählt werden müssen. Und es geht darum zu erkennen, dass einige politische Kämpfe sich ähneln oder gar gleich sind.
Welche?
Zum Teil geht es darum, dass schwule und lesbische Communities, die vornehmlich weiß sind, ihre Privilegien im Verhältnis zu „Rasse“, Staatsbürgerschaft, Klasse, oftmals sogar zu Geschlecht überdenken müssen. Dann stellt sich die Frage, wie Verbindungen zu anderen marginalisierten Gruppen aufgebaut werden können. So wie ich die Situation in Berlin verstehe, mit der Judith Butler zu tun hatte, hat die Organisation des CSD keinen Gedanken an progressive Arbeit gegen Rassismus verschwendet. Das ist ein Problem.
Homosexuelle Bewegungen sollten sich also auch immer mit Rassismus auseinandersetzen?
Könnte eine solche Bewegung sich gegen multiple Formen der Unterdrückung anstelle von nur einer einzigen einsetzen? Könnte sie Homophobie, Rassismus und Klassismus bekämpfen? Muss sie sich nur gegen Homophobie stellen?
Es gibt weiße Bewegungen, die Errungenschaften für Schwule erreicht haben, obwohl sie vielleicht rassistisch waren.
Man muss sich klar machen, dass das, was Fortschritt für eine Community konstituiert, Rückschritt für die andere bedeuten kann. Es ist nicht in Ordnung, eine Gay Pride Parade zu veranstalten, auf der Zivilcourage zelebriert werden soll, wenn dort ein rassisches Profiling stattfindet im Sinne von, wer teilnehmen darf, wer bedient und wer polizeilich kontrolliert wird. Ich denke, dass Überwachen und rassisches Profiling ein großes Problem in Berlin darstellen.
Was haben Sie da beobachtet?
Ich war kürzlich auf der „Gayhane“-Party im SO36 in Berlin-Kreuzberg. „Gayhane“ war einmal eine schwul-arabische, schwul-muslimische Party. Nun sind da überwiegend weiße Heterosexuelle aller Nationen.
„Gayhane“ ist eine Zusammensetzung des englischen Wortes „Gay“ mit dem türkischen Wort „hane“, das veraltet für Wohnung oder Haus steht.
Türkisch ist die Party nicht mehr. Es ist traurig, wie sich das in den letzten Jahren gewandelt hat. Jetzt sind da weiße Türsteher, die fragen: „Bist du lesbisch?“ Das ist eine Form des „rassischen“ Profiling, wer wird reingelassen, wer nicht. Sie können sich aussuchen, ob sie dir glauben. Die Türpolitik ist bei der „Gayhane“ eigentlich dazu da, Heterosexuelle fernzuhalten. Aber so werden bestimmte Körper nicht reingelassen, Körper, die nicht dazu passen, wie es im SO36 aussehen soll. Körper of Color, die nicht zu den normativen Vorstellungen passen, wie ein schwuler Mann oder eine lesbische Frau auszusehen hat. Wenn man wie eine „deutsche Lesbe“, was immer das sein mag, aussehen muss, werden andere Lesben ausgeschlossen.
Würden Sie den Zivilcourage-Preis des Berliner CSD ablehnen?
Man würde mir niemals einen solchen Preis verleihen.
Warum nicht?
Weil meine Arbeit zu kritisch für das ist, was diese Organisation tut.
Jasbir K. Puar ist Professorin am Department für Womens and Gender Studies an der Rutgers Universität in New Jersey. Zuletzt erschien von ihr: Terrorist Assemblages: Homonationalism in Queer Times (Duke University Press 2007), worin sie die Bilder aus Abu Ghraib analysiert
Das Gespräch führte Deniz Utlu. Er gibt das Kulturmagazin freitext heraus und kuratiert die Lesereihe tausend worte tief. Sein Stück Tod eines Superhelden (mit Marianna Salzmann) wird im Februar im Ballhaus Naunynstraße Berlin uraufgeführt. 2010 erhielt er für seine literarischen Arbeiten den Ulrich-Beer-Förderpreis
Kommentare 29
Sehr viel interessanter als dieses Interview, der Puar bereitwillig Gelegenheit bietet, ihren verschwurbelten Blödsinn breitzutreten, ohne auch nur einmal kritisch nachzuhaken, fand ich dieses Interview mit Micha Brumlik:
jungle-world.com/artikel/2010/50/42288.html
"Ich habe Frau Puar gefragt, ob es jenseits dessen nicht tatsächlich reale Unterdrückungsverhältnisse in den [palästinensischen; dD] Autonomiegebieten gäbe. Darauf hat sie geantwortet, dass sie im Moment nicht daran interessiert sei, dies normativ zu beurteilen. Sie hat dann noch eine Ausführung gemacht, die ich jedenfalls so verstanden habe, dass man das Verhältnis von Juden und Muslimen womöglich verbessern könne, wenn man einräume, dass die israelische Politik tatsächlich die Palästinenser unterdrücke. Daraufhin habe ich sie gefragt, ob sie denn meine, dass das reale Verhalten des israelischen Staates eine Ursache für den Antisemitismus in Europa und anderswo sei.
Daraufhin kam es zum Eklat"
Tja, wohl ins Schwarze getroffen.
"Außerdem fand ich problematisch, dass die Frage der realen Unterdrückung – in diesem Fall von Homosexuellen – für Puar nicht wichtig ist, sondern dass sie nur das diskursive Dispositiv der Homosexuellenfeindlichkeit und Homosexuellenfreundlichkeit interessiert."
Es gibt Erklärungsansätze und es gibt Sündenböcke. Das eine ist vom anderen oft nicht genau zu unterscheiden. Auch in der Wissenschaft nicht. In dem Interview mit Prof. Puar sieht man den Sündenbock aber doch sehr klar und mit ihm das Outsourcing von Eigenverantwortung.
Der "Neoliberalismus" ist bekanntlich dazu gut, Schuld an allem zu haben, was einem unangenehm ist. Hier wird die Homophopie im "islamischen Kontext" auf ihn abgewälzt. Zitat Interview:
"Frage: In Deutschland und in den USA wird häufig, wenn es um Homophobie geht, so getan, als seien die einzigen homophoben Menschen (...) Menschen aus einem muslimischen Kontext.
Antwort: So funktioniert Neoliberalismus. Er produziert Vorstellungen von kulturellen Normen, die strukturell sind: ökonomische Strukturen, politische Strukturen, Migrationsstrukturen, Arbeitsstrukturen."
Hä? Ist folgerichtig Homophobie in islamisch geprägten Gesellschaften, die man nun wirklich nicht als "neoliberal" bezeichnen kann, kein Problem? Oder doch weniger sanktioniert? Etwa im Iran? Dass das Quatsch ist, zeigt ein einfacher Blick auf Wikipedia (de.wikipedia.org/wiki/Homosexualität_im_Iran)
Danke an Donnerstag für den Hinweis auf das Interview mit Micha Brumlik in der "Jungle World" und die zitierten Stellen. Und Brumlik sagt ja noch mehr:
"Man weiß eben nicht immer, ob diese neue, wie gesagt vergleichsweise dünne Intellektuellen- und Intelligenzschicht wirklich und zu Recht ausgewiesen für die Belange des Südens sprechen kann. Oder ob dieses Auftreten nicht nur der Verbesserung ihrer eigenen Position als Intellektuelle im westlichen Wissens- und Herrschaftssystem dient."
Anders gesagt: Ob man mit diesen halbseidenen Ausweichmanövern den Minderheiten wirklich hilft, ist fraglich, keine Frage aber ist, dass man damit in den USA eine glänzende akademische Karriere hinlegen kann.
Ich fürchte allerdings, dass sich diese Form von "political correctness" auch an europäischen Hochschulen durchsetzt. Schrecklich.
Political Correctness spielt da sicher mit rein. Nach meinem Eindruck ist es ideologisch vernageltes Denken, das zu solch kruden Theorien führt, vor allem ein übersteigerter, absolut gesetzter Antiimperialismus. Puar scheint mir im Übrigen bei Judith Butler in die Lehre gegangen zu sein, die so ziemlich den gleichen Quatsch behauptet.
Siehe dazu auch:
www.welt.de/politik/deutschland/article11332781/Eine-Professorin-warnt-vor-rosarot-waschen.html
jungle-world.com/artikel/2010/30/41420.html
Interessant fand ich ja, dass Puar, als sie kürzlich bei der Konferenz "Geschlecht als Wissenskategorie" in Berlin auftrat, das Thema ihres Vortrags zuvor kurzfristig änderte. Zum Ärger der Organisatoren, die sie wohl gerne wieder ausgeladen hätten.
" „Bei Frau Puar finde ich es absolut töricht, dass sie ganz Israel in die Kritik einschließt“, sagt Christina von Braun, die die Konferenz „Fundamentalism and Gender“ im Rahmen des Graduiertenkollegs „Geschlecht als Wissenskategorie“ an der Humboldt-Universität mit organisiert hat.
„Es ist viel komplexer, und wenn sie Israel einen totalitären Staat nennt, dann denkt man, ja, die hat sie nicht alle. Israel ist alles andere als totalitär. Israel ist repressiv gegenüber Palästina, ja, das kann man vielleicht behaupten, aber Israel als totalitären Staat zu bezeichnen ist absoluter Quatsch.“ "
@ michael angele
Ich verstehe ihren Vorwurf jetzt nicht ganz. „political correctness“, inwiefern?
Und wie sie von der These Puar’s der Neoliberalismus produziere Strukturen, welche auch Einfluss auf gesellschaftliche Wahrnehmungsmechanismen hat, so dass z.B Homophobie fokussiert an der Gruppe von Einwanderern wahrgenommen werde, leite sich ab dass Puar das Vorkommen von Homophobie in an sich nicht neoliberalen Ländern wie dem Iran verneine, ist mir ein Rätsel.
Sie sagt explizit, dass es Homophobie in vielen communities gibt und dass sie bei Einwanderergruppen auch durch heteronormative Strukturen begünstigt werde also auch vermehrt vorkomme.
Wenn sie es logisch korrekt ableiten wollten und ihre Annahme, dass es im Iran keine neoliberalen Strukturen gäbe wahr ist, dann folgte daraus, dass Einwanderer im Iran nicht verstärkt heteronormativen Strukturen ausgesetzt sind und somit auch nicht anfälliger für Homophobie als die einheimische Bevölkerung sind.
Viele Grüße
Max
@ dD
Ich kann Brumliks Kritik in Teilen durchaus nachvollziehen. Er heißt es in dem Interview aber auch gut, dass postkoloniale Theorie Einzug an deutschen Hochschulen erhält. Wobei er hervorhebt, dass es sich um eine komplexe Theorie handelt, die nicht einfach auf eine plumbe Ideologie herunter zu brechen ist.
Der Eklat den Sie hier anführen bestand aber, laut Brumlik, mehr darin, dass die Moderation seine Frage nicht zugelassen hat. Brumlik hebt ja vor allem auf die einseitige Kritik Israels ab, die er so wohl nicht stehen lassen wollte Und dann hat er mit seinen Fragen auch polemisch zugespitzt.
Also, dD, was wollen Sie jetzt damit eigentlich beweisen?
@mabli
Wieso muss ich hier irgendwas "beweisen"? Sind wir hier vor dem Revolutionstribunal?
Ich kritisiere, dass Puar und Butler jegliche Kritik an der Verfolgung von Homosexuellen in muslimischen Ländern mit der "Islamophobie"-Keule abzuwürgen versuchen und obendrein auch noch die Dreistigkeit besitzen, den Schwulenverbänden, die dazu nicht die Schnauze halten, Homophobie vorzuwerfen.
Die Kritik an Israel fand ich übrigens nicht nur einseitig, sondern auch komplett hirnverbrannt. Und Brumlik hat nicht "polemisch zugespitzt", sondern die Sache auf den Punkt gebracht und damit ins Schwarze getroffen. Wer keine Argumente hat, den eigenen Antisemitismus aber nicht zugeben will, der wird leicht aggressiv.
Und ja, ich denke auch, die (Puar und Butler) haben sie nicht alle. Sie können da aber natürlich gerne anderer Meinung sein, denn wie gesagt, ist ja kein Revolutionstribunal hier.
Spivak lesen - kann ich dazu nur sagen
Migranten sind also homophob, weil sie -qua familia- das eigene Schwulsein nicht ausleben dürfen?
Welch ein Blödsinn!
was hält eigentlich die redaktion von den mehrfach-feindlichen sprüchen des derDonnerstag?
meine frage mehr am rande....
ich finde beispielsweise einen solchen link
www.hagalil.com/01/de/Israel.php?itemid=2196
nicht einfach, wenn er mit dem satz eingeführt wird
"Dass im 'Nahen Osten' auch ein ganz anderer Umgang mit Homosexualität möglich ist, zeigt das nachstehende Beispiel"
und davor eine ganze reihe von links auf die hinrichtung schwuler männer (und wo ist der rest von LGBTI? - frage ich) im Iran verweisen
der nahe osten ist Iran?
ist meine erste frage
LGBTI=schwule männer?
ist meine nächste frage
damit habe ich nur zwei punkte angesprochen, an denen ein einzelnes für ein gesamt genommen wird
- wobei sich in einer diskussion herausstellen könnte, dass es nicht so gemeint war ... aber: die diskussion gehört ja erst mal geführt
um die differentia specifica herauszuarbeiten
denn nur das erlaubt, sich vergleichen anzunähern
und festzustellen, was denn jeweils 'anders' ist und woraus die jeweiligen anders-heiten resultieren
schließlich ist auch Israel immer noch nicht der 'gan eden' für LGBTI! noch lange nicht
und ob die identität eines schwulen soldaten in Israel mit der eines schwulen türstehers in Berlin-Schöneberg identisch ist?
ich habe da meine zweifel
wie ich auch zweifel daran habe, dass eine lesbe aus Ramallah und eine lesbe aus Herzliya gemeinsam einfach ignorieren können, dass die eine die nationalität der besatzungsmacht hat und die der anderen in der luft hängt - im zweifel müßte nämlich an einem checkpoint die eine die andere kontrollieren, mit vorgehaltener waffe, womöglich filzen (was eine gänzlich un-erotische situation ist)
nicht zu reden davon, dass die einheit der kontrollierenden und die nachbar_innen der kontrollierten anwesend sind
die von beiden jeweils erwarten, dass sie ihre zugehörigkeit zu den einen/den anderen sichtbar machen
und das bitte nicht lustlos, halbherzig - wofür es auf beiden seiten subjektiv?obejektiv? gute gründe gibt ....
und noch was anderes:
meine folter-überlebenden mandanten haben die bilder aus Abu Ghraib sehr intensiv betrachtet
eine sexuell angeregte stimmung wollte dabei allerdings nicht aufkommen
@ dD
dD schrieb:
Ich kritisiere, dass Puar und Butler jegliche Kritik an der Verfolgung von Homosexuellen in muslimischen Ländern mit der "Islamophobie"-Keule abzuwürgen versuchen und obendrein auch noch die Dreistigkeit besitzen, den Schwulenverbänden, die dazu nicht die Schnauze halten, Homophobie vorzuwerfen.
Können Sie das irgendwie begründen? Sie stellen diese Behauptung einfach in den Raum. Ich jedenfalls kann Sie aus obigem Interview keineswegs heraus lesen.
Wenn Sie nur ihre aus der Luft gegriffene Meinung äußern wollen, ohne das zu begründen, kommt man meiner Meinung nach jedenfalls in kein Gespräch über die Inhalte.
Was sagt denn Butler dazu, in dem von Ihnen verlinkten Interview?
Sie haben »islamische Länder« erwähnt. Ich würde zunächst zurückfragen, ob es nicht enorme Unterschiede gibt, beispielsweise zwischen dem Iran und Ägypten, und ob wir nicht differenzieren sollten zwischen Ländern mit einer großen muslimischen Gemeinde und denen, die ausschließlich durch das islamische Gesetz regiert werden. Selbst bei letztgenannten gibt es Unterschiede, da es islamische Gesetzgebungen gibt, in denen Homosexualität nicht verboten ist, und dann wiederum andere, die sie unter solche harte Strafen stellen, wie Sie es erwähnen. Ich möchte, dass wir mit diesen Unterscheidungen sorgsam umgehen, aber dass wir auch herausfinden, welche queeren arabischen und muslimischen Gruppen sich diesem Thema widmen. Ich mache mir auch Sorgen darum, dass, wenn der Islam zum Gegner in einem globalen Kampf gegen Homophobie wird, wir von anderen Orten der Gewalt und der Pathologisierung absehen. So gibt es etwa auch in den USA Morde an queeren Jugendlichen, und manchmal werden diese Taten von der Polizei und den Gerichten nicht ernst genommen. In Lateinamerika gibt es Versuche, die Straßen für transsexuelle Menschen sicher zu machen und ein Ende der Polizeigewalt zu erreichen. Ich glaube, dass wir all diese Kämpfe im Hinterkopf behalten und mit diesen vor Ort agierenden Gruppen zusammenarbeiten sollten. EuropäerInnen könnten sich der Homophobie in der katholischen Kirche und in anderen Konfessionen widmen. Es gibt viele Orte, an denen es sich zu kämpfen lohnt.
Zu der Frage on das Label Homonationalismus nicht zur Diskreditierung legitimer Kritik genutzt werden könnte:
Natürlich muss es möglich sein, Homophobie innerhalb von Minderheiten zu kritisieren. Aber es ist ein Fehler zu glauben, dass Homophobie sich nur dort finden lässt, genauso wie es falsch ist, diese Gruppen zu benutzen, um von der Homophobie in der Kirche, der Universität und anderen öffentlichen Institutionen abzulenken. Das Wichtigste ist, den Minderheiten-Gruppen zu folgen, die gegen Homophobie in ihrer eigenen Community und gleichzeitig gegen den Rassismus innerhalb der Mainstream-Gay-Bewegung kämpfen. Sie sind es, die sich diesem Problem konkret widmen. Diese Doppelstrategie ist extrem wichtig. Ich glaube also nicht, dass der Vorwurf des Homonationalismus als Zensur dient. Der Homonationalismus sorgt lediglich dafür, ethnische oder religiöse Minderheiten mit aktueller Homophobie in eins zu setzen. Das ist eine Verschiebung, ja eine Lüge, und das muss kritisiert werden.
dD schrieb:
Die Kritik an Israel fand ich übrigens nicht nur einseitig, sondern auch komplett hirnverbrannt. Und Brumlik hat nicht "polemisch zugespitzt", sondern die Sache auf den Punkt gebracht und damit ins Schwarze getroffen. Wer keine Argumente hat, den eigenen Antisemitismus aber nicht zugeben will, der wird leicht aggressiv.
Waren Sie bei der Veranstaltung und haben gesehen wie Puar aggressiv wurde? Oder mutmaßen sie jetzt? Denn das steht auch nicht in dem Interview mit Brumlik soweit ich sehe.
Ich möchte hier kein Revolutionstribunal einrichten. Bin aber doch an einer argumentativen, sachlichen Auseinandersetzung interessiert. Und dazu muss man, wie sie ja auch feststellen, manchmal nachhaken und die Inhalte überhaupt erstmal zur Kenntnis nehmen. Ihre Kritik erscheint mir als sehr emotional aufgeladene, apodiktische Behauptung, dagegen nicht als inhaltliche Auseinandersetzung mit den kritisierten Ansätzen.
Wenn Sie Judith Butler und Jasbir Puar aufgrund ihrer Israel-Kritik die psychische Gesundheit absprechen ist das mehr Verleumdung als eine sachliche Auseinandersetzung. In dem von Ihnen verlinkten Interview in der jungle-world sagt Butler zu den Vorwürfen:
Ich habe einen jüdischen Familienhintergrund. Viele meiner Verwandten wurden während des Genozids durch die Nazis umgebracht, der sich auch gegen Sinti/Roma, Homosexuelle, KommunistInnen, Behinderte und WiderstandskämpferInnen richtete. Vielleicht war ich deswegen mein ganzes Leben lang interessiert an Widerstandskoalitionen und dem Kampf gegen die Gewalt des Staats. Ich bin Teil einer wachsenden Gruppe der jüdischen Linken, die den illegitimen Einsatz staatlicher Gewalt durch Israel kritisiert und darauf insistiert, dass Israel nicht alle Juden und Jüdinnen und auch nicht alle jüdischen Werte repräsentiert. Ich weiß, dass man das in Deutschland nicht gern hört, und dafür gibt es gute Gründe. Aber ich habe die Hoffnung, dass die deutsche Linke weiterhin Antisemitismus und andere Formen des Rassismus bekämpft und dass sie sich mit der jüdischen Linken zusammenschließt. Wir sind keine selbsthassenden Juden oder Jüdinnen, wenn wir Israel kritisieren. Für einige von uns ist die Kritik Israels vielmehr ein Weg, jüdische Werte wie Gerechtigkeit, ein friedliches Zusammenleben und soziale Gleichheit zu bewahren.
Ihr wird ja unter anderem vorgeworfen die Äußerung vorgworfen: „Es ist außerordentlich wichtig, Hamas und Hizbollah als soziale Bewegungen zu begreifen, die progressiv und links, die Teil einer globalen Linken sind.“ Dazu sagt sie, auch in dem von Ihnen verlinkten Interview, folgendes:
Diese schrecklich missverstandene Aussage wurde dazu benutzt, mich in Zeitungen und auf Websites zu diskreditieren. Auch einige Mitglieder des CSD haben darauf Bezug genommen, um mich zu diskreditieren, damit der Gehalt meiner Kritik ignoriert werden kann. Denn wenn ich wirklich »pro-Hamas« wäre, wäre ich als Gesellschaftskritikerin nicht mehr glaubhaft. Doch diese Kritik ist niederträchtig, sie beruht nicht auf Fakten und lässt meine öffentlich geäußerte Haltung zu diesen Themen außer Acht. Hier meine Erklärung zu diesem Zitat:
Als Antwort auf eine Frage aus dem Auditorium habe ich gesagt, dass – deskriptiv gesehen – diese Bewegungen in der Linken zu verorten sind, doch wie bei jeder Bewegung muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er sie unterstützt oder nicht. Ich habe keine der genannten Bewegungen jemals unterstützt, und mein eigenes Engagement gegen Gewalt macht es unmöglich, das zu tun. Man könnte viel darüber sagen, wie diese Bewegungen entstanden sind und was ihre Ziele sind. Das würde bedeuten, sie als Bewegungen gegen Kolonialismus und Imperialismus zu verstehen. Jede Analyse müsste auch die gesellschaftlichen Dimensionen und den Ort der Gewalt im Kampf dieser Gruppen mit einbeziehen. Ich selbst habe mich deutlich gegen Gewalt ausgesprochen und in meinem Buch »Raster des Krieges« für reflexive, nicht gewalttätige Formen argumentiert. Ich habe also eine Meinung dazu, wie diese Bewegungen beschrieben und analysiert werden sollten, aber ich arbeite nicht mit ihnen zusammen und habe mich niemals für diese Bewegungen ausgesprochen.
[…]
Auf die Frage wie sie verhindern wolle, das ihre Aussage Teil eines antisemitischen Diskurses werde, sagt sie dann weiter unten:
Es ist sehr schwer, jemanden daran zu hindern, deine Worte in einer Art und Weise zu verwenden, die nicht deiner Intention entspricht und die gegen deine wichtigsten Werte verstoßen. Ich habe mich auch gefragt, ob die Verwendung meiner gekürzten Bemerkungen über Hamas und Hizbollah nicht selbst eine Art antisemitischer Angriff war. Ich spüre in der Tat wieder meine Verletzbarkeit als Jüdin in Deutschland, wenn ich auf diese Art und Weise in den Medien diskreditiert werde. Es wäre mindestens paradox, wenn ich als queere Jüdin mich für Hizbollah und Hamas aussprechen würde, wie das in der Taz nahegelegt worden ist. Ihre Taktik, in der meine Aussagen verzerrt worden sind, hat mein Jüdin-Sein negiert und mich als eine selbsthassende Jüdin dargestellt, und in diesem Sinne wurde mir Gewalt angetan. Es ist ein großer Schritt von der Aussage »Judith Butler verteidigt die Rechte migrantischer Queers und ihrer Kämpfe, einschließlich der arabischen Communities in Deutschland« zu der Überschrift »Im Bett mit der Hizbollah«. Meine tatsächliche Position, die sich in Übereinstimmung befindet mit der jüdischen Ethik, besteht darin, Gleichheit für alle Minderheiten zu fordern. Das macht mich nicht zu jemandem, der gewalttätige Politik gutheißt. Das tue ich nicht. Aber Sie haben recht, es gibt keine Möglichkeit zu verhindern, dass die eigenen Worte von Leuten aufgenommen werden, die sie für antisemitische Zwecke benutzen. Deswegen muss jede Kritik der israelischen Politik eindeutig und unmissverständlich gegen Antisemitismus sein.
Sie unterscheidet – und das ist meinen Augen absolut legitim - zwischen einer Kritik am Staat Israel und einer antisemitischen Haltung. Die Grundlage dafür ist anzuerkennen, dass der Staat Israel nicht alle Juden und Jüdinnen repräsentiert. Wobei sie anmerkt das natürlich beides Hand in Hand gehen kann, aber – und das ist entscheidend – nicht muss!
Diese Stellungnahmen muss man fairerweise zur Kenntnis nehmen, wenn man wie Sie hier herumpoltert und die Behauptungen in die Welt setzt Puar und Butler wären antisemitisch, würden mit der „Islamphobie-Keule“ Kritik an der Verfolgung von Homosexuellen in isalmischen Ländern abwürgen und würden europäischen Schwulenverbänden selbst Homophobie vorwerfen. Das sind so alles Behauptungen, die auf der Basis der, teilweise von Ihnen selbst gelieferten, Textgrundlage (Interview mit Puar im Freitag, Interview mit Brumlik Interview mit Butler in der jungle-world, den Welt-Artikel habe ich jetzt mal als Sekundärquelle aussen vor gelassen) nicht haltbar sind.
@ ohitka
Ich habe die Aussagen Puar’s in dem Interview so verstanden, dass Migranten es schwerer haben sich gegenüber der Familie mit einer eigenen, homosexuellen oder queeren Identität zu behaupten, da sie aufgrund der vorherrschenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen stärker auf ihre Herkunftsfamilie angewiesen sind als beispielsweise ein Deutscher, der sich zu seinem Schwul-Sein bekennt. Der gerät aber genauso mit den einheimischen patriarchalen und homophoben Einstellungen in Konflikt.
Puar widerspricht im Gegenteil gerade der von Dir unterstellten These Migranten seien per se homophob und kritisiert das als nationalitsische und rassistische Denke.
Man müsse eben den Einflusss der gesellschaftlichen Strukturen mitberücksichtigen und Migranten, die eine schwule, lesbische, queere oder bi –Identität haben, stärker mit einbeziehen in den Kampf gegen Homophobie UND Rassismus.
und wenn ich mich dann frage:
wer denkt sich solche tests aus wie den schwulentest in Tschechien
dann komme ich darauf
es könnte ein derDonnerstag sein
als einer von denen, die befürchten, taqiyya könnte diese muslimischen terroristen auch dazu bringen zu behaupten, sie seien schwul und dabei sind sie es garnicht...
nun muß nur noch geklärt werden, wie sich das mit der erregung wirklich und tatsache wahr verhält...
@ mabli am 01.01.2011 um 00:29
Eine überzeugende gegendarstellung.
Danke mabli
zu der konferenz, welche dD angeführt hat - vermutlich nur des 'eklats' wegen
hier der link zum programm
www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/Fundamentalismus/progr.php
ich wäre gern dabeigewesen
und nicht nur bei dem einen panel, wie der gute alte Micha meint, die motivation der teilnehmer_innen einschätzen zu dürfen
ob er zum thema " Belonging to Halakhic Judaism: On the Sense of Matrilineal Descent" die geeignete besetzung war?
ich zweifle... obwohl... vielleicht als leibhaftige anti-these zum thema?
aber immerhin war damit zündstoff garantiert
dabei hätte er, also Micha, sich eigentlich genausogut mit Carmel Shalev
(www.egmed.uni-goettingen.de/index.php?id=155)
(muse.jhu.edu/login?uri=/journals/nashim/v012/12.1shalev.html)
zoffen können
warum er das nicht tat?
oder... warum das, falls er es doch tat, keinen anlaß für einen 'eklat' bot?
jedenfalls für jungle world nicht
fragen über fragen
ach ja
für die hiesige PID-diskussion wäre es vermutlich interessant, den vortrag von Carmel Shalev (Tel Aviv):
Be Fruitful and Multiply - Religion and Biopolitics of Repro-Genetics in Israel
in irgendeiner form einbeziehen zu können (mal sehen, was sich da machen läßt)
Vielen lieben Dank auch. Gerne gelesen! Soooo schöööne Sätze.
Und so wenig Inhalt. Es gibt eben auch antisemitische Juden. Nichts Neues. Und alle haben sie Puar total missverstanden, die taz, die Jungle World, die Organisatoren des Kongresses, die Schwulenverbände ... Nur mabli versteht sie. Herzlichen Glückwunsch.
Mal ernsthaft: Puar schiebt ihren Gegnern erst Behauptungen in den Mund, um diese dann zu widerlegen und anschließend groteske Forderungen daraus abzuleiten.
Z.B. sagt sie: "Ich mache mir auch Sorgen darum, dass, wenn der Islam zum Gegner in einem globalen Kampf gegen Homophobie wird, ..."
Und meint, über Homophobie in islamischen Staaten darf nicht gesprochen werden.
Sie sagt: "Natürlich muss es möglich sein, Homophobie innerhalb von Minderheiten zu kritisieren. Aber es ist ein Fehler zu glauben, dass Homophobie sich nur dort finden lässt,..."
Wer hat das behauptet?
Und es mag ja sein, dass Puar nicht "pro-Hamas" ist. Nur behauptet sie eben, Hamas und Hisbollah seien progressiv und links. Nach Uwe Theels Definition - "Linke können keine Antisemiten sein" - stimmt da was nicht. Entweder es handelt sich bei Hamas und Hisbollah nicht um Antisemiten - eine sehr gewagte Behauptung - oder sie sind nicht links.
Wirklich widerlich wird es, wenn sich Puar auch noch als Opfer stilisiert. "Ich spüre in der Tat wieder meine Verletzbarkeit als Jüdin in Deutschland, ..."
Was bitte hat die Kritik an ihr damit zu tun, dass sie Jüdin ist?
@ dD
Die Zitate stammen von Butler und nicht von Puar. Und was den Inhalt angeht, kann ich darin mehr ausmachen als in ihren apodiktischen und aus der Luft geriffenen Anschuldigungen.
Insbesondere finde ich ihre Fähigkeit zur Auslegung von Subtexten sprachlicher Äußerungen beeindruckend. Das müssen Sie mir bei Gelegenheit mal verraten wie Sie das machen.
Was Sie als widerliche Selbststilisierung zu einem Opfer bezeichnen, halte ich dagegen durchaus für einen triftigen Einwand:
Wenn einer Jüdin selbst Antisemitismus vorgeworfen wird, kann das durchaus relevant sein in einer Diskussion, was es heißt antisemitisch zu sein.
@mabli
O.k., ja, Butler, Puar. Die beiden vertreten ja, was den "Homonationalismus" und das "Pinkwashing" betrifft, eh die gleiche Meinung.
Dass Sie mit dem "Subtext" ankommen und mir vorhalten würden, Puar/Butler hätte das ja gar nicht so gesagt, war mir schon klar. Der Subtext erschließt sich eindeutig aus ihren sonstigen Äußerungen - für mich jedenfalls.
"Wenn einer Jüdin selbst Antisemitismus vorgeworfen wird, kann das durchaus relevant sein in einer Diskussion, was es heißt antisemitisch zu sein."
Gegen diesen Einwand ist in seiner Allgemeinheit schwer etwas zu sagen. Sie müssten mir das aber schon etwas näher erklären. Norman Finkelstein ist ja bekanntlich auch Jude.
Bravo, da hat der investigative der donnerstag uns wieder jemand unkoscheren ans Licht gehoben. Der Freitag ist ja mittlerweile eine Oberfläche, wo Islamisten und dümmliche Mohammed-Jünger "Narrenfreiheit" genießen und uns das Gespenst der "Islamophobie" aufdrücken können.
Hätten wir nicht im letzten Moment noch dD! Stets nach dem bewährten Schema: Kritisiert jemand die westliche Welt und ihren Liberalismus darf er/ sie das nicht, wenn nicht gleichermaßen Unrecht im Iran, Palästina etc., das heißt Unrecht im Namen des Islam, erstmal dagegen aufgewogen wird.
Wenn man wie hier Kritik an Erscheinungen in der Homosex.-Szene hat, muss man freilich gleichermaßen die Situation Schwuler im Iran erklären können oder von sich verlangen lassen, sich um solche Erklärungen zu bemühen.
Entschuldigung, Donnerstag, aber das ist Block-/Blogwart-Manier. Sie können Ihre "Anti-Islam-Allergie" nicht abstellen und neigen so zu vereinnahmenden Verallgemeinerungen, die letztlich kaum die besten Argumente - und seien sie berechtigterweise gegen den Islam - bieten können.
Es ist sicherlich eines der Wesensmerkmale des Kapitalismus, dass er stets versucht ist, neue Konsumentenschichten zu erschließen. Wer konsumtechnisch enstprechen kann, ist integriert. Da braucht man nicht einmal "Neoliberalismus" als Schlagwort bemühen.
Und freilich prägt die zitierte "Medienpräsenz" das Bild, von dem, was bzw. wer akzeptiert ist. Schwule mögen wegen ihrer relativen Emanzipation im Westen und der von ihnen forcierten Präsenz vielen mittlerweile als überrepräsentiert und priveligierte Opfergruppe gelten. Dass sie überwiegend als weniger politisiert und sehr auf sich bezogen erscheinen, scheint mir nachvollziehbar.
Dass aber eine marktmanipulierte Ablehnung gegen andere, die nicht priveligiert "weiß" sind, besteht, klingt in der Form doch sehr konstruiert. Zumindest scheint mir schwer vorstellbar, dass das ein signifikantes Problem der Homo-Szene ist, als eher ein allgemein gesellschaftliches. Die Homo-Szene ist sicherlich in ihrem Selbstverständnis genauso dogmatisch wie auch viele andere "Communities". Nur weil sie lange eine verpönte Randgruppe waren (und vielerorts freilich noch sind), adelt sie das ja nicht zu den besseren Menschen.
"Nur weil sie lange eine verpönte Randgruppe waren (und vielerorts freilich noch sind), adelt sie das ja nicht zu den besseren Menschen."
Was auch niemand behauptet hat. Es ging darum, dass Homophobie als "schwuchteliger Werbetrick" bzw. eine aufgrund des Korans geradezu gebotene Sache handle.
Zu dem anderen hirnverbrannten Schwachsinn, den Sie sich oben zusammengesülzt haben, sage ich nichts. Ist mir zu blöd. Lassen Sie sich von Theel dafür abfeiern.
Bin gespannt, wann der erste "Linke" hier auftaucht, der als Motto in sein Profil schreibt: "Ich bin homophob - und das ist auch gut so".
Mit meinem Satz "Nur weil sie lange eine verpönte Randgruppe waren (und vielerorts freilich noch sind), adelt sie das ja nicht zu den besseren Menschen." wollte ich abschließend nur unterstreichen, dass natürlich Schwulen nicht automatisch mehr abverlangt werden kann, als allen anderen Menschen. Da ist Puar wohl doch reichlich selektiv.
Mich abfeiern zu lassen - daran ist mir nicht gelegen. Bemühe mich eigentlich auch, Fäkalsprache oder abschätzige Bemerkungen auf Widerspruch hin zu vermeiden.
Und schließlich war da ja noch Ihr letzter Satz, der mit "Bin gespannt, wann ..." anfängt. Da Sie Ihren möglichen Text, der zur Verständlichkeit jenes führen könnte, weggelassen haben ("Zu dem anderen hirnverbrannten Schwachsinn, den Sie sich oben zusammengesülzt haben, sage ich nichts."), sehe ich mich leider außerstande, diesen 'starken Schluß' nachzuvollziehen. Ist mir dann auch "zu blöd".
Ich finde es sehr beklemmend, im Angesicht dieser Foltergrausamkeiten, nicht schon längst ein Aufschrei durch die Medien gegangen ist, bis alle Beteiligten ins Gefängnis gekommen sind. Und Niemand journalistisch in der Lage war, die Angelegenheiten laufend zu verfolgen.
Es ist widerwärtig, was hier für Zusammenhänge hergestellt werden.
Dabei weiss doch jeder das Quälerei Quälerei ist, und nichts weniger.
Genauso die Irakischen Zivilisten die vom Hubschrauber aus zum spaß ermordet wurden, unter denen auch deutsche Reporter waren, von Reuter!
Warum werden solche wichtigen grausamen Ereignisse nicht laufend thematisiert?
Stattdessen wird auf unwichtigen Informationen tagelang herumgeritten.
Das ist total daneben.
Mit der Odenwaldschule oder mit der Richterin, Frau Heisig verhält es sich genauso.
Haben die Leute denn gar kein Rückrad mehr?
Ich finde es sehr beklemmend, im Angesicht dieser Foltergrausamkeiten, nicht schon längst ein Aufschrei durch die Medien gegangen ist, bis alle Beteiligten ins Gefängnis gekommen sind. Und Niemand journalistisch in der Lage war, die Angelegenheiten laufend zu verfolgen.
Es ist widerwärtig, was hier für Zusammenhänge hergestellt werden.
Dabei weiss doch jeder das Quälerei Quälerei ist, und nichts weniger.
Genauso die Irakischen Zivilisten die vom Hubschrauber aus zum spaß ermordet wurden, unter denen auch deutsche Reporter waren, von Reuter!
Warum werden solche wichtigen grausamen Ereignisse nicht laufend thematisiert?
Stattdessen wird auf unwichtigen Informationen tagelang herumgeritten.
Das ist total daneben.
Mit der Odenwaldschule oder mit der Richterin, Frau Heisig verhält es sich genauso.
Haben die Leute denn gar kein Rückrad mehr?
@mabli
ad: selbststilisierung zum opfer
das ist ein sog. rhetorischer trick
den gebraucht dD gern
weil ihm das erlaubt, in anwendung seiner merkwürdigen opferlogik das von ihm ausgemachte 'selbststilisierte opfer' mit allem möglichen zu überkübeln
und wenn das passiert, dann weiß ich immer, wie dD opfer am liebsten hat
ergänzung:
ich möchte dies nicht ad dD verstanden wissen
sondern als anregung, sich mit dieser rede- und denkfigur des selbststilisierten opfers näher zu beschäftigen
dann käme die diskussion vielleicht auch wieder zum inhalt des interviews
@ rahab
Mit dem Vorwurf der Selbststilisierung zum Opfer wird damit gemeineten Mensch das Sprechen über das was er subjektiv oder objektiv erleidet doch eigentlich untersagt..
Übrigens sehe ich hier eine Parallele zu dem damaligen Artikel „Wer hat geil Krebs“ des Herrn Angele über das Buch von Christoph Schlingensief, der mich persönlich sehr geärgert hat. Hier wurde jemand, der es wagte sein persönliches Leid in der Öffentlichkeit zu thematisieren darauf verwiesen er möge Andere doch nicht mit solcher Bekenntnisliteratur belästigen. Man soll sich lieber schämen und schweigen.
danke, mabli
@dD, Du Langweiler
wann schreibst Du endlich als Motto in Dein Profil, was Miauxx Dir oben diagnostiziert:
"Homophobie ist am allerallerschlimmesten im Iran/Islam,
und jetzt ALLE: Bei jedem Unrecht auf der Erde, gedenkt der Homophobie im Islam. Nochmal: Egal wem wo welches Unrecht geschieht, denkt an etc..."
@Michael Angele
Hä?
Mal wieder ein anti-systemkritischer Anfall?
So wie in "wie irre ist das denn" oder dem Schlingensief-Vollzerriss?
Ich fürchte, dass ihr verblüffend naives "Anderssagen" sich bei bei Ihnen abwechselt mit Ihrem gnadenlosem Schreibautomatismus, passend ergänzt durch den Hang zur halbseidenen Recherche und im Abgang stets harmonisch abgerundet wird von Ihrem abseitigen Verständnis von eigentlich wenig vertrackten menschlichen Phänomenen.
Lesen Sie das Interview vieleicht nochmal in Ruhe.
Pual meint etwas ganz anderes als das von Ihnen peinlich erhobene:
"Ist folgerichtig Homophobie in islamisch geprägten Gesellschaften, die man nun wirklich nicht als "neoliberal" bezeichnen kann, kein Problem? Oder doch weniger sanktioniert? Etwa im Iran?"
Wie kommen Sie darauf?
Pual sagt nichts dergleichen.
Oben bewertet Pual mitnichten die Homophobie im Islam/Iran o.ä..
Sie sagt etwas über die Zuweisung von Wertvorstellung im Neoliberalen Systemen.
Und im Allgemeinen äußert sie in dem Interview eher altbekanntes:
Wohlbestallte- und organisierte Minoritäten haben es im urbanen Raum leicht in Ihre Aufklärungsarbeit andere unterdrückte Randgruppen zu integrieren und denen zuzuspielen, Ralf König macht sich seit Jahren darüber lustig, daß die CSD zu einer reinen Spaßveranstaltung degeneriert ist, obwohl in der deutschen Provinz Homosexuelle darum kämpfen müssen, nicht in Grund und Boden diffamiert und verachtet zu werden.
irre was?