Die Tränen von Chios

Griechenland Die wirtschaftliche Misere zwingt junge ­Akademiker zu beruflichem Ausstieg oder zur Emigration
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Die Luft ist noch kühl, der Himmel färbt sich tiefrot, mit der Morgendämmerung steht der Tag in den Türen. Die 300-Einwohner-Gemeinde Mesta im Süden der griechischen Insel Chios wirkt um diese Zeit noch wie ausgestorben. Vassilis‘ Ballas eilige Schritte hallen in den engen, mittelalterlichen Gassen wieder. Der 35-Jährige ist spät dran an diesem Morgen. Ende Juli, wenn die Mastix-Ernte beginnt, muss er spätestens um sechs Uhr bei seinen Bäumen sein.

An das frühe Aufstehen kann er sich immer noch nicht so richtig gewöhnen. Vassilis gähnt und fährt mit den Fingern durch seine dunklen Locken. Früher war es möglich, morgens sehr viel länger zu schlafen. Früher, das war in einem anderen, aufgegebenen oder v