Ein ganz normaler Mensch

Fiktive Ethnologie Der tschukschische Autor Juri Rytchëu erinnert an ein vergessenes Volk
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Im äußersten Nordosten Russlands, dort wo Sibirien nur noch 90 Kilometer von Alaska trennen, lebt ein kleines, etwa 12.000 Mitglieder zählendes Volk, die Tschukschen. Weder den Kosaken, noch den russischen Zaren ist es gelungen, die Jäger an der Küste und Rentiernomaden in der Tundra zu unterdrücken. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Besitzer der riesigen Rentierherden zu Kulaken (Großbauern) erklärt und in Kolchosen zwangskollektiviert. Die existierenden, traditionellen sozialen Strukturen, in denen auch die Armen ein Auskommen hatten, lösten sich auf; die Schamanen, die die geistigen Führer der Tschukschen waren, wurden zu Feinden der Revolution erklärt, verschleppt und ermordet.

Noch vor diese Zeit der Zwangskollektivierung