Ein guter Fürst

Tibet Alais historischer Roman "Roter Mohn" entpuppt sich als Experiment in Sachen Machtkritik
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Im Territorium des Fürsten Miachi weiß jeder, dass der Sohn seiner zweiten Ehefrau ein Idiot ist. Dieser Idiot bin ich." Eine etwas eigenartige Vorstellung des Helden einer Geschichte, die dieser selbst erzählt. Ein "Idiot der Familie" sozusagen, aber, man muss sagen: was für einer! Denn die Geschichte, die er erzählt, ist tiefgründig und spannend. Und der Held und Erzähler eine verwirrende Figur, faszinierend und abstoßend zugleich. Kurz: Der Roman Roter Mohn des tibetischen Autors Alai ist eine Entdeckung.

Tibet, das war für den Westen bisher das Land des Dalai Lama und der chinesischen Okkupation. Ziel für Abenteurer seit dem 19. Jahrhundert bis zu Bergsteigern à la Krakauer und Messner. Literatur aus dieser abgelegenen Gegend drang