Ich versuche, die Masken wegzureißen

Im Gespräch Der uruguayische Schriftsteller Edu­ardo Galeano über die „Achse des Bösen“ in Lateinamerika, den kolonialen Reflex Europas und über sein neues Buch
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Der Freitag: Was stört Sie am meisten, wenn Sie sich in Europa aufhalten?

Eduardo Galeano: Wenn man mir zum Beispiel in Spanien sagt, das Problem mit euch in Lateinamerika besteht darin, dass ihr neue Demokratien seid. Ich weise dann darauf hin, dass die Demokratie in Uruguay sehr viel älter als die Spaniens ist. Oder ich antworte, meine Großmutter war geschieden. Und Ihre? In Uruguay gibt es das Recht auf Scheidung seit 1908, in Spanien erst seit 1968.

Mit anderen Worten, der Wandel in Lateinamerika wird nicht richtig wahrgenommen.

In Venezuela und Bolivien geschah etwas Seltsames. Zwei demokratisch gewählte Präsidenten – Hugo Chávez und Evo Morales – stellten bei Referenden ihr Amt zur Disposition. Sie sagten: Da ist die Macht, ihr entscheidet, ob i