Italiener statt Sachsen

Zeitgeschichte Die geschlossene DDR-Grenze hatte auch Folgen für die bundesdeutsche Wirtschaft. Wegen des Arbeitskräftemangels wurden immer mehr Gastarbeiter aus Südeuropa angeworben
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War für die DDR-Ökonomie bis zum August 1961 die Abwanderung in den Westen ein kolossaler Aderlass, gereichte sie der Bundesrepublik zum Vorteil. Mitte der fünfziger Jahre war dort die hohe Arbeitslosigkeit des Nachkriegsjahrzehnts einem Arbeitskräftemangel gewichen – das Wirtschaftswunder sorgte für einen expandierenden Arbeitsmarkt, dessen Bedürfnisse bis zum Mauerbau in ausreichendem Maße durch den Osten abgedeckt wurden. Abgesehen von der Gruppe der politisch Verfolgten (10-14 Prozent aller Migranten) verließen die DDR-Bürger, wie es der Soziologe Dieter Storbeck in einer Anfang der sechziger Jahre veröffentlichen Sozialstruktur- und Migrationsanalyse formulierte, „aus eher eigennützigen wirtschaftlichen Motiven“