Nie war es so schick, mit der ganzen Welt zu sympathisieren

Selbstverliebter Distanzaffekt Eine Tagung misst den ethischen Ort des Mitleids aus
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Die Germanistin und Philosophin Käthe Hamburger hat in den achtziger Jahren versucht, das Gefühl des Mitleids zu entmystifizieren. Mitleid, so Hamburger, sei ethisch neutral und habe mit Gerechtigkeit nichts zu tun. Auf einer jüngst zu Ende gegangenen Tagung der Freien Universität Berlin zum Thema Ethik und Ästhetik des Mitleids wurde diese unpathetische Sicht auf das Mitleidsphänomens zunächst gewürdigt - und dann behutsam korrigiert.

Mitleid ist ein akutes Gefühl, ein plötzliches Vibrieren des Körpers, ein Affekt, jäh, unstet, nicht kalkulierbar, irgendwo zwischen Entsetzen und Furcht anzusiedeln, ein Ausdruck leiblich gespürter Betroffenheit, eine "Widerfahrnis" eben. Mitleid läuft manchmal - wie etwa im Fall des Rennf