Onkel Ziyas kleines Reich

Migranten Über türkische Gemüsehändler wird viel ­geredet. Aber ­niemand spricht mit ­ihnen. Ein Tag im Leben von Ziya Cetinkaya, der einen kleinen Laden in Berlin betreibt
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Berlin liegt in einem eisigen Winterschlaf, als Ziya Cetinkaya aufbricht, um der Stadt ihre tägliche Dosis Vitamine zu bringen. In einem weißen Lieferwagen rauscht er über die Schnellstraße, tief im Westen der Metropole. Er tritt das Gaspedal durch, die Fahrstreifen sind leer. Es ist Viertel nach drei. Cetinkaya, 49, Sohn südostanatolischer Bauern, seit 25 Jahren in Berlin lebend, fährt zum Großmarkt. Der Beginn eines Arbeitstags, der 16 Stunden dauern wird.

In den Großmarkthallen strahlt das Neonlicht. Es ist laut, Rolltore rattern. Gabelstapler sausen vorbei, die Fahrer rufen und hupen. Cetinkaya geht ruhig durch das Gewusel. Er winkt, grüßt, schüttelt mehr Hände als auf einer türkischen Hochzeit. „Ist nicht viel los w