Unter der Nebelglocke

INTELLEKTUELLE IN UNGARN "Solidaritätsketten" beim Schuhkauf oder die Suche nach der verlorenen Mitte des Lebenskarussells
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Im Joszef-Katona-Theater ist kein Platz mehr frei. Brechts Dreigroschenoper empfiehlt sich als Publikumsrenner. Der Regisseur Támas Ascher weiß warum. Das korrupte Geflecht von Politik und Geschäft, wie es Brecht beschreibt, sei in Ungarn sehr aktuell. Tatsächlich lässt sich eine Moritat "von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens" wenige Schritte vom Bühneneingang entfernt als Realtragödie besichtigen. Zwei junge Obdachlose verkriechen sich in ihren Schlafsack und wollen nicht gestört werden. "Brechts Bettleroper wird hier täglich gespielt. In den vergangenen zehn Jahren ist das Leben für viele zu einem endlosen Marsch durch den Dschungel geworden: Mafia, Drogen, Prostitution, Hehlerei. Die Politiker predigen Moral und Religion -