Neuer Google-Dienst Google will bald einen neuen Internetdienst einführen, mit dem sich Arbeits- und Projektgruppen in Echtzeit abstimmen können. Unsere Autorin hat "Wave" für Sie getestet
Google führt derzeit seinen neuen Dienst „Wave“ in einer Testphase mit einem limitierten Benutzerkreis ein, und selten war der Hype um einen Internetdienst im Vorfeld so gewaltig – zumindest im Internet selbst. Außerhalb der „digitalen Sphäre“ haben die meisten Leute noch nicht einmal davon gehört. Aber – was ist das eigentlich, dieses Google Wave?
Johnny Haeusler von spreeblick.de fasst es folgendermaßen zusammen: „Google Wave ist ein Werkzeug für Arbeits- und Projektgruppen jeder Art, die gemeinsam Dokumente bearbeiten, Entscheidungen treffen und bestimmte Arbeitsergebnisse und die Prozesse, die dorthin geführt haben, dokumentieren müssen.“
Soweit also zur Theorie. Die ersten Wochen der Testphase vergeh
und Projektgruppen jeder Art, die gemeinsam Dokumente bearbeiten, Entscheidungen treffen und bestimmte Arbeitsergebnisse und die Prozesse, die dorthin geführt haben, dokumentieren müssen.“Soweit also zur Theorie. Die ersten Wochen der Testphase vergehen, und irgendwie kann ich mit dem Gefühl leben, keine Einladung zu dem neuen Dienst zu haben. Erstmal. Ich kollaboriere nicht sehr viel digital, bisher gab es nichts, was sich nicht über normale E-Mails, Skype, und Google Docs hätte erledigen lassen können. Irgendwann hat mich der allgemeine Hype auf Twitter gepackt, ich will es doch endlich auch. Endlich auch waven. Das muss ja wahnsinnig aufregend sein. Oder eben auch nicht. Aber auch das würde man sich gern mit eigenen Augen ansehen, wie es designammain twittert: „Jetzt wo alle Google Wave so schlecht finden, hätte ich dann doch gerne mal einen Invite."Über einen Follower auf Twitter bekomme ich einen Invite – drei ewig lange Tage dauert es, und dann ist er da, der Google Wave Zugang.Der erste Eindruck: Ratlosigkeit. Nachdem ich mich eingeloggt habe, gähnt mir aus dem eigenen Account eine strahlend weiße Leere entgegen, dazu zwei Begrüßungs-Mails von „Doctor Wave“, in denen Google Starthilfe bietet. Ein junger Mann namens Greg in einem weißen Kittel klärt über die Grundfunktionen auf. Soweit, so klar. Nur – was jetzt? Wie fange ich an zu waven – und vor allem, mit wem?Google Wave zeigt einem die Kontakte an, die man in seinem normalen Google-Mail-Account als Kontakte gespeichert hat, die jetzt auch schon einen Wave-Zugang haben. Wenn man also seinen Google-Mail-Account nicht als Hauptmailadresse benutzt, und die meisten Kontakte noch nicht bei Wave sind, ist die Liste ziemlich kurz.„Sag mal, wie heißt du eigentlich auf Wave?“, das ist die neue Frage im onlineaffinen Freundeskreis. Ohne Kontakte funktioniert Wave natürlich nicht – oder wie es thejenster twittert: „Jetzt wavet man also mit Leuten, mit denen man nicht mailen würde.“ Mit einem guten Freund eröffne ich meine erste Wave-Konversation. Wir mailen tatsächlich nie. Wir chatten auch nie. Wir schreiben Direct Messages auf Twitter, oder SMS. Nun waven wir also das erste Mal. Unser Gespräch dreht sich primär um das, was Google Wave eines Tages können soll, alle Dienste von Google in Echtzeit in ein einziges Kommunikationstool einbinden. Nur – jetzt ist davon noch wenig zu sehen, es ist ein besserer Chat mit eher belanglosen Zusatzfunktionen, in dem man in Echtzeit sehen kann, wie der andere schreibt.Man muss jetzt also nicht mehr warten, bis der andere zu Ende geschrieben hat, um zu antworten. Das macht die Kommunikation schneller, oder zumindest kommt es einem so vor. In einer Welt, in der wir uns nicht mehr stundenlang konzentrieren können und alles immer noch schneller und noch effizienter sein soll, wirkt es wie etwas, auf das wir schon seit einer Weile gewartet haben – oder wie ghostdog19 auf Twitter schreibt: „Gerüchten zufolge bekommen nur diejenigen einen Wave-Zugang, von denen Google entsprechende Krankenakten hat, in denen ADS bestätigt wird.“Der erste Eindruck nach einigen Versuchen ist ernüchternd, irgendwie hatte man sich mehr Funktionen erhofft, als wäre Wave ein neues Zaubertool, das einem eine neue Form der Kommunikation ermöglichen würde, von der man bisher noch nicht einmal zu träumen wagte. Das ist dem Hype im Vorfeld geschuldet, der seit der Präsentation des Dienstes vor vier Monaten beachtliche Dimensionen angenommen hat.Nichtsdestotrotz hat Google Wave mit dem Hinzufügen von weiteren Features und dem Zulassen einer breiteren Öffentlichkeit zu dem bisher limitierten Dienst in den nächsten Monaten und Jahren eine interessante Entwicklung vor sich – vielleicht wird das Wort „waven“ einmal genauso in den Sprachgebrauch eingehen, wie es dem klassischen Suchmaschinendienst mit „googlen“ bereits gelungen ist.Die letzte Frage ist nur noch – wer soll das genau benutzen, und wofür? Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, sowohl privat als auch geschäftlich lassen sich viele Projekte damit verwirklichen. Und doch, nach diversen Datenpannen bei Google in der Vergangenheit bleibt das ungute Gefühl, dass man mit Google Wave vielleicht die nächste Weihnachtsfeier planen würde – wichtige Dokumente mit vertraulichen Daten aber doch lieber auf dem herkömmlichen Weg bearbeiten möchte.Bis Wave also in vollem Umfang entwickelt ist, schauen wir unseren Freunden in Echtzeit beim Tippen zu, so dass wir uns eines Tages nicht mehr an der Handschrift erkennen, sondern an der Tippfehlerfrequenz. Ein wirklicher Vorteil für das weitere Leben ist das nicht – vielleicht würde es aber reichen, um damit Wettkönig bei „Wetten dass?“ zu werden.
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