In Kooperation mit Museum Wiesbaden

Geheimnisse der Sammlung Wiesbaden

Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte der „Abteilung Klassische Moderne“ des Museums Wiesbaden. Sie macht sichtbar, wie Schenkungen und Stiftungen die Qualität der Sammlung prägten, und lüftet dabei die Geheimnisse hinter diesen Zuwächsen

Paula Modersohn-Becker, Brustbild eines Jungen vor Apfelbäumen, 1901 Privatbesitz

Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert

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Feininger, Münter, Modersohn-Becker... Oder wie Kunst ins Museum kommt

Feininger, Münter, Modersohn-Becker... Oder wie Kunst ins Museum kommt

Museum Wiesbaden

Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur

Friedrich-Ebert-Allee 2 | 65185 Wiesbaden

Vom 5. September 2025 bis 26. April 2026!

In Kooperation mit Museum Wiesbaden

Feininger, Münter, Modersohn-Becker... Oder wie Kunst ins Museum kommt

Im ausklingenden Jubiläumsjahr erzählt eine großangelegte Ausstellung zur „Klassischen Moderne“ des Museums Wiesbaden die Geschichte ihrer Sammlung. Zugleich werden anhand der 105 Kunstwerke (Gemälde und Skulpturen) die wesentlichen Schritte in der Entwicklung der deutschen Avantgarde nachvollzogen: ausgehend vom expressiven Impressionismus zu Beginn des Jahrhunderts über den deutschen Expressionismus mit seinen prägenden Künstlergruppierungen in München und Berlin bis hin zu neusachlichen Tendenzen in den 1920- und 1930er-Jahren. Anlass für die Schau ist eine bedeutende Wiesbadener Privatsammlung, die dem Museum anlässlich seines Jubiläums testamentarisch versprochen wurde und nun erstmals vom 5. September 2025 bis zum 26. April 2026 unter dem Titel Feininger, Münter, Modersohn-Becker ... Oder wie Kunst ins Museum kommt öffentlich präsentiert wird. Diese hochkarätige Sammlung wird in Beziehung gesetzt mit vorausgehenden bedeutenden Schenkungskonvoluten (Heinrich Kirchhoff 1915–1933, Hanna Bekker vom Rath 1987 oder Frank Brabant 2018), wodurch hervorgehoben wird, dass das Hessische Landesmuseum Wiesbaden fast ausschließlich aufgrund eines außerordentlichen bürgerlichen Engagements heraus zu einem der führenden Museen für Expressionismus in Deutschland und darüber hinaus geworden ist.

Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des Museums beschloss ein Wiesbadener Privatsammler die testamentarische avisierte Schenkung seiner bedeutenden Kunstsammlung öffentlich zu machen. Der Schwerpunkt der etwa 100 Werke umfassende Sammlung, beinhaltet Künstlerinnen und Künstler aus dem Umfeld der „Neuen Künstlervereinigung München“ (u.a. Erma Bossi, Adolf Erbslöh, Alexej von Jawlensky, Alexander Kanoldt, Marianne von Werefkin) und des „Blauen Reiters“ (Elisabeth Epstein, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter) und der Künstlergruppe „Brücke“ (Erich Heckel, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff) sowie der Neuen Sachlichkeit (u.a. Josef Scharl, Georg Schrimpf, Ilona Singer). Hinzu kommen eine Vielzahl an Skulpturen und Plastiken (u.a. Ernst Barlach, August Gaul, Gerhard Marcks, Milly Steger, Louise Stomps). Ein außergewöhnlich hoher Prozentsatz stammt von Künstlerinnen.

In der Ausstellung Feininger, Münter, Modersohn-Becker … wird nun eine Auswahl von 50 Arbeiten dieser „neuen“ Sammlung erstmals präsentiert. Dies geschieht in Kombination mit 45 früheren Schenkungen, um deutlich zu machen, wie präzise sie sich zu den bereits vorhandenen Beständen des Hauses nicht nur einfügt, sondern diese auch maßgeblich bereichert.

Die Meilensteine in der Geschichte der ‚Abteilung Klassischen Moderne‘ am Museum Wiesbaden sind uns überlassene beziehungsweise versprochene Konvolute wie die von Hanna Bekker vom Rath oder Frank Brabant – exakt auf dieser Höhe ist die aktuelle testamentarisch avisierte Schenkung mit Hauptwerken von Modersohn-Becker, Gabriele Münter oder Lyonel Feininger einzuordnen: Sie ergänzt präzise und bereichert aufs vorzüglichste das bereits Vorhandene.

Dr. Roman Zieglgänsberger (Kurator)

Sammler und Museen pflegen Kontakt, teilweise stimmen die Mäzene und Mäzeninnen ihre Kollektionen sogar auf die Museumsbestände ab. So konnten Privatsammler durch Erwerbungen auf dem Kunstmarkt gezielt Sammlungslücken schließen – Glücksfälle für das Hessische Landesmuseum. Der Ausstellungsrundgang zeigt, wie die Schenkungen ineinander verzahnt sind, welche Beziehungen die Künstlerinnen und Künstler zueinander pflegten, in welchen Netzwerken sie agierten – seien es bekannte wie „Der Blaue Reiter“ und die Vereinigung „Brücke“ oder bislang weniger offensichtliche Verbindungen der Kunstschaffenden untereinander.

Unter den über 100 ausgestellten Gemälden befinden sich lediglich zehn Werke, die das Museum selbst aus seinem eigenen Haushaltsetat angekauft hat. Der Großteil der Exponate kam durch Schenkungen ins Museum – oder wird dies künftig noch tun – etwa die Sammlung Frank Brabant oder die aktuell avisierte Schenkung des Wiesbadener Mäzens, die beide testamentarisch festgeschrieben sind. Damit gibt die Ausstellung nicht nur Einblicke in die Museumsgeschichte und erklärt die Gründe, wie es zu den Zueignungen gekommen ist, sondern gleichzeitig ist sie auch ein Blick in die Zukunft, wie die „Abteilung Klassische Moderne“ des Museums Wiesbaden einmal aussehen wird.

Hinter allem, was sich in Wiesbaden jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte, steht eine besondere Sammlung, die mit ihren etwa 800 Werken auf der Höhe der Kollektion von Karl Ernst Osthaus eingeschätzt werden kann. Denn Ausgangspunkt der Klassischen Moderne am Museum war die um 1910 begonnene, berühmt-berüchtigte Avantgarde-Sammlung des Privatiers Heinrich Kirchhoff (1874–1934), die für das Museum Wiesbaden als Schenkung vorgesehen war, heute aber eine empfindliche Fehlstelle darstellt, weil es aufgrund der Kulturpolitik der Nationalsozialisten nicht dazugekommen ist. Dennoch ist diese Kollektion, deren Werke sich heute weitverstreut in den bedeutendsten Museen der Welt befinden (u.a. in den New Yorker Museen MoMA, Metropolitan Museum of Art oder Salomon R. Guggenheim), ständiger Bezugspunkt der Sammlungstätigkeit des Museums Wiesbaden. Hanna Bekker vom Rath etwa besuchte des Öfteren Heinrich Kirchhoff zwischen 1918 und 1927 in seiner Stadtvilla (Beethovenstraße 10), wodurch sie sich nach und nach zur Netzwerkerin und Kunsthändlerin entwickelte, und Frank Brabant wiederum erwarb seine erstes Kunstwerk 1964 in Hanna Bekkers Frankfurter Kunstkabinett. Eines kam zum anderen, wodurch die Sammlung des Museums wie ein über Jahrzehnte natürlich gewachsener Organismus erscheint, den es so nur in Wiesbaden geben kann.

Diese hochkarätige avisierte Schenkung im Jahr des 200. Museumsjubiläums erstmals präsentieren und damit öffentlich machen zu dürfen, ist sicherlich ein Höhepunkt in der langen Geschichte des Museums. Eine derart präzise, auf ein Museum zugeschnittene Sammlung gespickt mit Hauptwerken an Gemälden und Skulpturen der Avantgarde ist ein seltener Glücksfall – dafür gilt dem großherzigen Mäzen, der anonym bleiben will, unser aller großer Dank.

Dr. Andreas Henning (Direktor)

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