Das Kloster Unser Lieben Frauen, inmitten der Landeshauptstadt Magdeburg an der Hangkante des Elbhochufers gelegen, ist der älteste erhaltene Gebäudekomplex der Stadt – und gleichzeitig einer der modernsten. Wie kein anderer Bau spiegeln seine Architektur und seine Nutzungsgeschichte die wechselvolle, von Wohlstand, Zerstörungen und Wiederaufbau geprägte Historie der Stadt wider.
Im gesamten Gebäudekomplex aus ehemaliger Kirche und Klausur wird die Sammlung des Kunstmuseums Magdeburg gezeigt.
Die Stiftskirche, die als dreischiffige Säulenbasilika zu neun Jochen mit Krypta, Apsis und Vierung in der Amtszeit des Magdeburger Erzbischofs Werner von Steußlingen (1063-78) als einer der hochmodernsten Klosterkomplexe ihrer Zeit errichtet wurde, ist heute Ort für innovative Aufführungen an der Schnittstelle von Kunst, Musik und Performance. Das heute das Erscheinungsbild prägende frühgotische Kreuzrippengewölbe wurde um 1220-30 in den bestehenden romanischen Bau eingefügt. Der Chor, im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und anschließend mit einer hölzernen Flachdecke verschlossen, wurde 2022 wieder eingewölbt.
Zentrum des vor 1020 gegründeten Liebfrauenklosters ist der zweigeschossige gemauerte Kreuzgang, der zwischen 1129 und vor 1200 errichtet wurde. Aus dem zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts stammen die sogenannte Hochsäulige Kapelle (ehemals Sakristei) sowie der Nordflügel mit dem tonnengewölbten Refektorium und einem ebensolchen Keller – ein zweiter darunter ist spätmittelalterlich. Hier werden heute die Sammlung Gegenwartskunst sowie historische Skulpturen gezeigt.
Außergewöhnlich und spannungsreich zugleich ist die singuläre Situation eines Kunstmuseums in einer romanischen Klosteranlage. Den Sammlungsbestand und die Sonderausstellungen zur Kunst der Gegenwart in der historischen Architektur zu präsentieren, bedeutet Konfrontation und Bezugnahme von Gegenwart und Vergangenheit, ermöglicht den Vergleich und die Erkenntnis von Korrespondenzen und Brüchen. Nicht das lückenlose Museale vergangener Epochen, sondern die Kunst als lebendiges, zeitabhängiges, changierendes System steht im Mittelpunkt von Sammlung und Ausstellungen.