An der Schnittstelle von Kunst, Architektur und Design angesiedelt, wurde der Begriff „Environments“ 1949 vom Künstler und Begründer des Spatialismus Lucio Fontana geprägt, um eine neue Art von Kunstwerken zu bezeichnen, die das Publikum aktiv miteinbezieht. Im Laufe der Zeit wurden Environments zu einem wichtigen Bestandteil der internationalen Kunstwelt, wobei sich das historische Narrativ fast ausschließlich auf die Werke männlicher Künstler konzentriert. In anderen Räumen ist die erste Ausstellung ihrer Art, in der diese immersiven Werke nach einem dreijährigen Forschungsprozesses akribisch rekonstruiert werden. Unterstützt wurde der Prozess von Restaurator*innen und Forscher*innen, die sich intensiv mit Archivmaterial wie Fotografien, Architekturplänen, Rezensionen, Materiallisten und Rechnungen von Lieferant*innen auseinandergesetzt haben. Die Ausstellung umfasst Werke bis 1976, dem Jahr der ersten historischen Aufarbeitung dieser experimentellen Arbeiten in der von Germano Celant kuratierten Ausstellung „Ambiente/Arte dal Futurismo alla Body Art“ im Rahmen der 37. Biennale von Venedig.
Andrea Lissoni, Künstlerischer Leiter, Haus der Kunst: „Angesichts des experimentellen Charakters von Environments – die meisten von ihnen wurden unmittelbar nach ihrer Ausstellung zerstört – ist ihre Kunstgeschichtsschreibung von einem Gefühl des Verlusts geprägt. Somit ist die Auslöschung des maßgeblichen Beitrags von Frauen ein doppelter Verlust. Die möglichst originalgetreue Rekonstruktion der historischen und noch zu historisierenden Environments soll die Kluft zwischen damals und heute überbrücken und die Werke von Künstlerinnen in den Vordergrund rücken.“